Hurra, wir sind wieder da! Endlich wird Köln einem bundesweiten Klüngel-Image wieder gerecht. Hat ja auch lange genug gedauert. Die Parteispenden-Affären von SPD und CDU sind schon so lange her, da erinnert sich ja kaum noch jemand dran. Da brauchten wir aber dringend neues Futter, um das folkloristische Klischee der Kölnerinnen und Kölner zu bedienen, dass die doch ohnehin alles nur in schummrigen Hinterzimmern ausklüngeln. Die Hauptfiguren in der Neuaufführung eines uralten Stücks sind Andrea Horitzky (CDU) und Martin Börschel (SPD).
Die eine pfeift auf die Linie ihrer eigenen Partei, die die Unterbringung von Geflüchteten in Hotels ablehnt. Frau Horitzky sah die Chance, genau mit dieser Form der Beherbergung Geld zu machen – viel Geld. Da störte sie nicht einmal ein bundesweites Schlagzeilengewitter und die Forderung aller ihrer CDU-Vorstandskollegen, das Gremium doch bitte peinlich berührt schnell zu verlassen. Die Dame will ihre Rolle ausspielen, bis zum bitteren Ende.
Kölscher Klüngel im Hinterzimmer?
Der andere, der das Stück zur glamourösen Bühnenreife adelte, ist Martin Börschel. Der sozialdemokratische Multifunktionär war einst der Hoffnungsschimmer seiner Partei, hat die am Boden liegenden Genossen aus der selbst verschuldeten Bedeutungslosigkeit infolge des Müll- und Spendensumpfs geführt. Jetzt sah er offenbar die Zeit gekommen, die Früchte seiner Arbeit zu ernten. Der Vorsitzende der Kölner SPD-Stadtratsfraktion und NRW-Landtagsabgeordnete gab sich nicht mit Kleinigkeiten zufrieden, er langte gleich richtig hin.
Gerade noch hatte er sich im Düsseldorfer Landtag über Hinterzimmerrunden beklagt, die es verhindert hatten, dass er dort Fraktionschef werden kann. Flugs setzte er in Köln auf weniger beklagenswerte Hinterzimmerrunden, die ermöglichen sollten, dass er hoch bezahlter Manager bei den Stadtwerken werden kann.
Ein Bärendienst für das Kölner Image
Andrea Horitzky mag sicher ein hübsches und wohnliches Hotel zu bieten haben, und Martin Börschel bringt gewiss die Fachkenntnis mit, einen Chefposten bei einem kommunalen Unternehmen auszufüllen. Aber warum musste das alles so intransparent ausgeklüngelt werden?
Dem Image derer, die sich in der Kölner Stadtpolitik engagieren, haben beide damit einen Bärendienst erwiesen – es sei denn, ihr Ziel wäre es von Anfang an gewesen, noch mehr Touristen in die Stadt zu locken. Die Reisebusse könnten dann nach Köln-Dellbrück und an den Parkgürtel im Stadtteil Nippes fahren. Orte des Klüngels, ganz aktuell. So könnten wir unser Klüngel-Image wenigstens noch gewinnbringend einsetzen.
Ein Kommentar von Prof. Dr. Frank Überall
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