Architekt des Kölner Moscheebaus geht in die Gegenoffensive

Ditib widerspricht der Darstellung von Böhm. / copyright: Volker Hartmann / dapd
Ditib widerspricht der Darstellung von Böhm.
copyright: Volker Hartmann / dapd

Das Architekturbüro Paul Böhm hat im Kölner Moscheestreit der Bauherrin und einem Gutachter schwere Vorwürfe gemacht. Die ihm zur Last gelegten Baumängel und Verteuerung des Projekts wies der inzwischen gekündigte Architekt am Mittwoch in Köln zurück. Er kritisiert die Bauherrin Ditib und Gutachter.

Die Bauherrin selbst sei für die Kostensteigerungen mitverantwortlich und darüber frühzeitig informiert gewesen, erklärte Böhm. Dem Gutachter warf er unlauteres Vorgehen vor.

Die Bauherrin der Kölner Zentralmoschee, die türkisch-islamische Union Ditib, hatte dem Architekten Ende Oktober den Auftrag entzogen. Ein externer Gutachter habe über 2.000 Baumängel festgestellt, der Architekt habe sich nicht an Absprachen gehalten und die Kosten von ursprünglich 17 Millionen Euro hätten sich verdoppelt, so die Vorwürfe.

Gutachter habe Mängel “maximiert”

Die Kritik wiesen Böhm und der von ihm beauftragte Projektleiter Martin Amme zurück. Knapp 300 der aufgezählten Mängel seien kosmetische Fehler wie Schmutzstellen im Beton, bei 210 handelte es sich um Nägel und Drahtreste, sagte Amme. Zudem tauchten einige Mängel in der Zählung doppelt auf. Der Rohbau mit über 11.000 Quadratmetern Sichtbeton sei zudem noch gar nicht abgenommen, das beauftragte Unternehmen habe somit noch Zeit, die Fehler zu beseitigen, sagte Amme.

Architekt Böhm vermutet, dass der Gutachter auf Honorarbasis arbeite und daher die Mängelliste “maximiert” habe. Ein Vertreter des Gutachters habe ihm im Februar dieses Jahr gedroht, er solle sich einen Anwalt nehmen, da es schlimm enden werde, sagte Böhm. Seiner Meinung nach sei der Gutachter damit beauftragt worden, ihn loszuwerden. Ein Sprecher des Gutachterbüros war nicht zu erreichen.

Zurückzuführen seien die Kostensteigerungen zu einem Großteil auf den neuen Vorstand der Ditib, der im Oktober 2010 seine Arbeit aufnahm und zahlreiche Planungen verändert habe, so zum Beispiel die Farbe der Moschee, sagte Böhm. Auch seien die Kosten von der Ditib falsch dargestellt worden, schon 2008 habe es Absprachen über Baukosten in Höhe von gut 25 Millionen Euro gegeben. Die Bauherrin sei über die gestiegen Kosten immer informiert worden, betonte Böhm.

Ditib widerspricht der Darstellung

Die Ditb widersprach dieser Darstellung: Information ersetze Zustimmung nicht und eine Zustimmung zur Überschreitung der Baukosten im jetzigen Ausmaß sei nie erteilt worden, teilte eine Sprecherin des Vereins der Nachrichtenagentur dapd mit. Sie warf dem Architekten vor, die Baufrage durch “haltlose Vorwürfe und Unterstellungen” ideologisch aufzuladen.

Böhm forderte den Moscheebeirat auf, in dem Streit zu vermitteln. “Ich bin bereit, den Moscheebau zu Ende zu führen”, doch wenn das Architektenbüro weiterhin öffentlich diskreditiert würde, werde er sich wehren. Sollte er nicht mehr mit dem Bau betraut werden, müssten Urheberrechtsfragen geklärt werden, stellte Böhm in Aussicht.

Autor: dapd / BMELV/ MKULNV Redaktion