Deutschland bei der Glasfaserabdeckung weiterhin weit abgeschlagen

In Deutschland sollen bis 2018 insgesamt 11,2 Millionen Haushalte mit dem schnellen Internet und Telefon per Glasfaseranschluss versorgt sein. / copyright: Point d'Appui National ANT
In Deutschland sollen bis 2018 insgesamt 11,2 Millionen Haushalte mit dem schnellen Internet und Telefon per Glasfaseranschluss versorgt sein.
copyright: Point d’Appui National ANT

Zwar wächst die Glaserfaserabdeckung in Europa kontinuierlich, doch die Schere zwischen den nachhinkenden Ländern, darunter Deutschland, und den führenden Nationen öffnet sich immer weiter. Dies belegt eine aktuelle Statistik des FTTH-Council Europe aus 2013.

Litauen bereits zu 100 Prozent mit Glasfaser versorgt!

In der zweiten Jahreshälfte 2012 wurden alleine in Russland
bereits 2,2 Millionen Haushalte neu an das schnelle Glasfasernetz
angeschlossen. Dies sind mehr Haushalte als alle 27 EU-Staaten zusammen an
Neuanschlüssen vorweisen können und entspricht einer Steigerungsrate von 42
Prozent! 7,5 Millionen Haushalte haben mittlerweile einen Fibre to the Home
(FTTH) Anschluss und somit eine schnelle Internet-Verbindung.

In der EU betrug der Wachstum in den letzen sechs Monaten
des Jahres 2012 dagegen nur 15 Prozent – 820.000 neue Glasfaserkunden. Somit
beträgt inzwischen die Zahl der an das Glasfasernetz angeschlossenen Haushalte
6,24 Millionen. Davon entfallen 26 Prozent der Anschlüsse auf die baltischen
Staaten, Skandinavien und die Niederlande, 30 Prozent auf Portugal und
Frankreich und 33 Prozent auf osteuropäische Mitgliedsstaaten.

Die am schnellsten wachsenden Länder im zweiten Halbjahr
waren neben Russland noch die Ukraine, die Türkei, Bulgarien und Spanien. Mehr
als verdoppelt hat sich die Anzahl der an das Glasfasernetz angeschlossenen
Haushalte in der Türkei. Aber auch in Spanien ist der Wachstum ungebrochen.

Litauen ist beispielsweise bereits komplett mit Glasfaser
erschossen und ist daher führend in den Abdeckungszahlen. Dort nutzen bereits
31 Prozent der Haushalte einen FTTH-Anschluss, möglich wäre aber eine Nutzung
für 100 Prozent aller vorhandenen Haushalte.

Schweden belegt mit 22,6 Prozent den zweiten Platz. In zehn
europäischen Ländern liegt der Versorgungsgrad über 10 Prozent – im Juni 2012
waren es noch sieben. In der Reihenfolge der Abdeckung sind dies Litauen,
Schweden, Bulgarien, Lettland, Norwegen, Russland, Slowakei, Slowenien,
Dänemark und Portugal.

Karin Ahl, Präsidentin des FTTH Council Europe, dazu: „Die
osteuropäischen und die skandinavischen Staaten haben ihre Führungsposition bei
FTTH ausgebaut, und die Unterschiede zwischen Pionieren und Nachzüglern werden
immer deutlicher”. Sie kommentiert weiter: „Die führenden Nationen
erarbeiten sich einen ökonomischen Vorteil gegenüber ihren schlechter
angebundenen Nachbarn, denn eine gute Kommunikationsinfrastruktur hilft,
bestehende Unternehmen im Land zu halten, und ist auch für Neuansiedlungen
attraktiv. Zudem können Länder mit guter Glasfaserabdeckung neue und innovative
Dienste etwa im Gesundheitswesen oder bei Smart-Grid-Technologien wesentlich
schneller einführen. Länder, die FTTH nur zögernd einführen, werden viele
Gelegenheiten verpassen, ihre wirtschaftliche Zukunft zu gestalten.”

7,2 Milliarden Euro für Netzausbau in Deutschland

In Deutschland sollen bis 2018 insgesamt 11,2 Millionen
Haushalte mit dem schnellen Internet
und Telefon per Glasfaseranschluss
versorgt sein – dies gab der
Breitbandverband Breko Ende 2013 bekannt. Zu diesem Zweck gründete er die Initiative
„Wir bauen die Netze aus“
.

Im Rahmen der Jahrestagung in Berlin wurde zudem eine durch
den Verband in Auftrag gegebene Studie des Wissenschaftlichen Instituts für
Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK) vorgestellt. Diese kommt zu dem Ergebnis,
dass man unter den derzeitig vorherrschenden Bedingungen bis 2018 7 Millionen
Haushalte versorgen könne und die angestrebten 11,2 Millionen nur durch
Änderungen der Rahmenbedingungen zugunsten der Wettbewerber erreichbar seien. 7,2
Milliarden Euro seien dazu notwendig.

WIK Geschäftsführer Karl-Heinz Neumann: „Die wichtigste
Stellschraube für den Ausbau ist die Kvz-TAL”. Dies sind die Kupferleitungen
der Telekom, die zwischen dem Kvz (Kabelverzweiger) und den Glasfasern führen,
die von den Wettbewerbern verlegt werden sowie dem Anschluss des Kunden. „Für
die Telekom ist die Vermietung ein gutes Geschäft, da die Leitungen längst
abgeschrieben sind”. Würde man den Preis für die Kvz-TAL senken, so hätte
dies laut Neumann einen positiven Effekt auf einen schnellen Breitbandausbau in
Deutschland.

Quelle: www.ftthcouncil.eu