In seiner Rede zum Neujahrsempfang 2016 der IHK Köln spannte Präsident Dr. Werner Görg einen großen Bogen von der globalisierten Wirtschaftswelt zur Situation in Köln und der Region.
IHK-Präsident Dr. Werner Görg: Gemeinsames Wirtschaften eröffnet neue Horizonte
“Unser zukünftiger Erfolg hängt auch davon ab, ob wir uns von unserem Kirchturmdenken lösen und erkennen, dass wir hier in der Region nicht der Nabel der Welt sind”, so Görg. “Auch als Wirtschaftsraum Europa sind wir sowohl von der Bevölkerungszahl als auch von der Wirtschaftskraft her gesehen zu klein, um alleine im globalen Wettbewerb zu bestehen. Gleichzeitig droht TTIP, das Handelsabkommen mit den USA, zu scheitern. Wenn wir hier nicht gegensteuern, verlieren wir den Anschluss an die Weltwirtschaft. Diese Gefahr steht sehr real im Raum.” Angesichts des demografischen Wandels hält Görg eine geplante Einwanderungspolitik für notwendig, gleichzeitig müssten Instrumente zur Integration, wie es zum Beispiel durch die Sprachkurse der IHK-Stiftung geschieht, schnell und unbürokratisch greifen.
Als Herausforderungen nannte Görg die Finanzsituation in NRW und speziell in Köln: “Angesichts der drohenden vorläufigen Haushaltsführung in diesem Jahr kann Köln nur sehr eingeschränkt wirtschaften. Hier erwarten wir für unseren Standort eine klare, nachhaltige und nachvollziehbare Planung, wie trotz dieser Fesseln die drängenden Herausforderungen gelöst werden können.”
Bei drei Themen bot er der Stadt konkrete Hilfe an: So bei der Frage der aus seiner Sicht notwendigen Neustrukturierung der Gemeinde- und Kommunalfinanzen. In diesen Themenkreis gehöre auch die Frage, ob und wie Gewerbesteuern die richtige Finanzierungsart für Kommunen sein können, so Görg. Als drittes Thema empfahl Görg, sich für ÖPP-Modell zu öffnen, um endlich die drängenden Infrastruktur-Probleme in den Griff zu bekommen.
Allgemein forderte Dr. Werner Görg angesichts der massiven Herausforderungen, vor denen die Stadt Köln stehe, rein sach- und ergebnisorientiert zu arbeiten und sämtliche ideologische Denkschranken aus der Arbeit zu verbannen. “Dies gilt insbesondere für eine ergebnisoffene und ideologiefreie Betrachtung der zahlreichen Beteiligungen der Stadt Köln – diese gehören in der jetzigen angespannten Lage auf den Prüfstand. Auch hier stehen wir als unabhängige Institution gerne mit Rat und Tat zur Seite.”
Abschließend betonte er: “Mit der Aussicht auf eine pulsierende und lebendige Metropolregion Rheinland haben wir eine sehr gute Perspektive für das Jahr 2016. Ein gemeinsames Wirtschaften und eine gemeinsame Marke eröffnen uns neue Horizonte. Und die brauchen wir dringend.”
In einer Podiumsdiskussion zum Thema Metropolregion Rheinland sprachen sich Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath deutlich für eine noch engere Zusammenarbeit der Kommunen aus. Die drei Landräte der Region stimmten zu, dass eine Metropolregion Rheinland für die internationale Wahrnehmung wesentlich sei und besonders bei Infrastruktur-Projekten nur eine enge Kooperation Erfolg verspricht.
Zum Neujahrsempfang der IHK Köln kamen rund 450 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft
Statements der Oberbürgermeister/in und der Landräte zum Thema Metropolregion Rheinland:
Oberbürgermeisterin der Stadt Köln, Henriette Reker: “Die Zusammenarbeit in der Metropolregion Rheinland bietet uns die Chance, die wachsenden Herausforderungen zu bewältigen. Seien es die Fragen der wachsenden Stadt, der Umwelt oder der Mobilitäts- und Infrastruktur: Wenn wir die Erfahrungen und Ideen aller Beteiligten nutzen, lassen sich die besten Lösungswege finden. Nur gemeinsam hat die Metropolregion die Chance, etwa als Verkehrsknotenpunkt mit der internationalen Bedeutung wahrgenommen zu werden, die ihr zusteht – sowohl in Brüssel, als auch in Berlin“.
Oberbürgermeister der Stadt Leverkusen, Uwe Richrath: “Die Metropolregion Rheinland wächst – sowohl mit Blick auf die Bevölkerungszahl als auch wirtschaftlich. Themen wie Wohnungsbau, öffentlicher Nahverkehr oder die wirtschaftliche Zusammenarbeit gewinnen dadurch immer stärker an Bedeutung, können aber von den Städten und Kreisen nicht in Eigenregie gelöst werden. Vielmehr ist eine enge interkommunale Zusammenarbeit erforderlich, damit in der Region Synergien identifiziert und zum Vorteil aller genutzt werden können.“
Jochen Hagt, Landrat des Oberbergischen Kreises: “Für bestimmte Themen bildet das Rheinland den optimalen Maßstab, um Problemstellungen ganzheitlich anzugehen und gegenüber dem Land NRW und auch auf Bundesebene die notwendige Aufmerksamkeit zu erhalten. Die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit in der Region Köln/Bonn kann hier nur als Vorbild dienen und sollte zu den für diese Ebene ausgewählten Themen auch unbedingt fortgeführt werden.“
Michael Kreuzberg, Landrat des Rhein-Erft-Kreises: “Metropolregion im 21. Jahrhundert bedeutet ein funktional verflochtenes Ballungsgebiet, das als Wachstumsregion von europaweiter Bedeutung eingestuft werden kann. Der Rhein-Erft-Kreis trägt als geografisches Herz der Metropolregion Rheinland eine besondere Verantwortung. Gerade beim Thema Verkehr – der Bau der Wesselinger Rheinbrücke ist eine besondere Herzensangelegenheit von mir – aber auch in den Bereichen Bildung und Wirtschaft trifft das Motto ‘Zusammen wachsen – zusammen wirtschaften’ auf den Rhein-Erft-Kreis besonders zu.”
Dr. Hermann-Josef Tebroke, Landrat des Rheinisch-Bergischen Kreises: “Mit unseren unterschiedlichen Stärken ergänzen wir uns in der Region Köln/Bonn und darüber hinaus in der Metropoloregion Rheinland hervorragend. Gemeinsam können wir uns im internationalen Wettbewerb besser behaupten, was letztendlich auch dem Rheinisch-Bergischen Kreis und seinen Einwohnern zugutekommt.”
Autor: Redaktion / IHK Köln