Hauptsache vernetzt – Digital durch Köln: CityNEWS-Interview mit Stadtdirektor Guido Kahlen

CityNEWS-Interview mit Stadtdirektor Guido Kahlen / copyright: Alexander Weis / CityNEWS
CityNEWS-Interview mit Stadtdirektor Guido Kahlen
copyright: Alexander Weis / CityNEWS

Die digitale Revolution hat auch Köln längst erreicht. Gerade erst wurde das WLAN-Netz um weitere 100 Hotspots erweitert. Auch im Büro unseres Stadtdirektors Guido Kahlen hat die Digitalisierung längst Einzug gehalten. Im Interview mit CityNEWS spricht er über die Digitalisierung Kölns.

Vernetzung ist schwer angesagt. Ohne Smartphone und Tablet geht bei den meisten Menschen gar nichts mehr. Gerade die junge Generation ist oft 24 Stunden nonstop online und lässt sich von den digitalen Medien den Tag diktieren. Ob Facebook oder Twitter, Google+, Youtube oder Vimeo – soziale Netzwerke und Videoportale gehören längst zu unserem Alltag.

Auch im Büro unseres Stadtdirektors Guido Kahlen hat die Digitalisierung längst Einzug gehalten. Wir werden herzlich empfangen und können uns dabei selbst zusehen. Zwei Kameras sind direkt auf die Gesprächssituation gerichtet.

CityNEWS: Ein bisschen unheimlich ist das schon. Zeichnen Sie alle Gespräche auf?

Guido Kahlen (lacht): So weit sind wir noch nicht. Wir setzen die Kameras gerade bei Videokonferenzen mit anderen Verwaltungen ein. So können wir uns mit unseren auswärtigen Partnern verbinden und sparen viel Zeit und Reisekosten. Die gemeinsame Linie zu den anstehenden Tarifverhandlungen haben wir so gerade mit zahlreichen Kommunen entwickelt. Auf dem einen Bildschirm sehen sich die Gesprächspartner via Standbild oder Automatikkamerabetrieb, auf dem anderen werden Niederschriften gemeinsam bearbeitet. Auch das spart viel Zeit.

CityNEWS: In welchem Umfang durchdringt die Informationstechnologie noch Ihren Büroalltag?

Guido Kahlen:Ich bin permanent mit Smartphone und Tablet unterwegs. Das Smartphone ist mein mobiler Schreibtisch mit unzähligen Apps. Ich lese regionale und überregionale Zeitungen, checke regelmäßig die aktuelle Nachrichtenlage und informiere mich auch, was so alles über mich geschrieben wird. Außerdem bin ich bekennender Amazon-Käufer und eBayer. Online-Buchungen und E-Payment gehören zu meinem Lebensalltag.

CityNEWS: Das setzt eine permanente Netzversorgung in der Stadt voraus. Wie ist Köln aufgestellt?

Guido Kahlen:Die großen Plätze Kölns verfügen bereits über Hotspots. In diesem Jahr wird das Netz um weitere 100 Hotspots – sowohl im Innenstadtbereich als auch in den Bezirken – mit kostenlosem WLAN erweitert. Außerdem können sich Einkaufsstraßen und -plätze in Köln um eine WLAN-Ausleuchtung bewerben.

CityNEWS: Internetstadt Köln – wie wird eigentlich die Kölner Domain .koeln angenommen, die im Herbst 2014 eingeführt wurde?

Guido Kahlen:Die Startphase der Domain ist sehr erfolgversprechend verlaufen. Rund 21.000 Top-Level-Domains wurden unter .koeln und .cologne registriert. Jetzt ist es Ziel, diese Plattform sichtbar zu machen und zu nationaler und internationaler Reichweite zu verhelfen.

CityNEWS: Wie ist die Kölner Stadtverwaltung vernetzt?

Guido Kahlen:Neben dem Internetauftritt und der eigenen App für iOS- und Androidsysteme nutzt die Stadt Köln seit 2012 auch Social Media, ob Blogs mit Kommentarfunktion, Umfragen oder beispielsweise Facebook oder Twitter als niederschwellige Kommunikationsmedien. Mit fast 600.000 „Fans“ ist gerade Facebook ein geeignetes Medium, mit dem beispielsweise im Krisenfall wie einer Evakuierung nahezu in Echtzeit kommuniziert werden kann. Twitter wird genutzt, um zum Beispiel mit der Community zum Thema Open Data zu kommunizieren. Die Stadtverwaltung Köln betreibt insgesamt rund 1.000 Smartphones und 220 iPads. Hinzu kommen zahlreiche Laptops. Für die digitale Ratsarbeit sind nach einer Evaluierungsphase in 2015 weitere 200 iPads geplant.

CityNEWS: Welcher Bereich ist inhaltlich der wichtigste, was die Kölner Digitalisierung betrifft?

Guido Kahlen:Der Bildungsbereich: die Ausstattung der Schulen mit WLAN-Technologie ist eines der zentralen Themen derzeit mit dem Ziel, multimediales, kooperatives und kollaboratives Lernen in vernetzten Umgebungen mit Lernplattformen, Wikis, Social Networks und Ähnliches zu ermöglichen und zukunftsweisende Lernkonzepte umzusetzen.

CityNEWS: Was erwartet uns in den Bereichen E-Government und digitale Verwaltung?

Guido Kahlen:E-Payment ist ein großes Thema, also direkt online zahlen bei Bestellung, ähnlich wie bei Amazon. Außerdem beteiligen wir uns an Pilotprojekten wie dem des BSI zur elektronischen Bildübermittlung an die Passbehörden. Etwa ein Dutzend Fotografen in Köln bieten diesen Service bereits an. Des Weiteren stehen auch Themen, wie die Integration neuer Online-Anmeldeverfahren für Kitas oder VHS-Kurse, ständig auf der Tagesordnung. Bis Ostern soll es einen neuen Traukalender online geben. Letztlich gibt es keinen Bereich ohne digitale Prozesse oder Teilprozesse, von A wie Anmeldung bis Z wie Zulassung online für Kfz und Motorräder.

CityNEWS: Schlecht für diejenigen, die nicht mit dem Computer umgehen können, oder?

Guido Kahlen:Ein Credo unserer Politik ist und bleibt die einfache Erreichbarkeit. In der Stadtverwaltung werden wir – neben den sogenannten modernen Medien – auch weiterhin an den klassischen Zugangswegen wie Bürgertelefon oder persönliche Vorsprache im Bürgeramt festhalten.