Der Trend ist ungebrochen: Neben den klassischen Drahteseln sind immer mehr Elektroräder auf den Straßen unterwegs. Nach Angaben des Zweirad-Industrie-Verbandes ZIV fahren mittlerweile rund 2,5 Millionen auf deutschen Straßen – und die Zielgruppe wird immer jünger. Wer sich ein Elektrorad zulegen möchte, hat die Qual der Wahl.
City-, Holland-, Trekking- , Liege-, Lastenrad oder gar ein motorisiertes Mountainbike? „Genau wie beim Kauf eines herkömmlichen Fahrrads ist es wichtig, sich über den geplanten Einsatz klar zu sein“, sagt Georg Herrmann, Pedelec-Fachmann bei TÜV Rheinland. Wird das Rad für den täglichen Einkauf gebraucht, für die Fahrt zum Büro, ist es Sportgerät oder ist eine mehrtägige Radreise geplant? „Hier ist eine Beratung im Fachhandel von Vorteil“, so Herrmann. „Vor dem Kauf sollte man gemeinsam mit einem Experten die verschiedenen Kriterien wie Gewicht des Fahrrads, Kapazität und Gesamtlebensdauer des Akkus, Flexibilität bei der Wahl der Elektrounterstützung, Komfort und Ausstattung durchgehen.“
Für alle Pedelecs stehen die Zeichen auf Leichtgewicht. Im Schnitt bringen die Räder um die 18 Kilogramm und mehr auf die Waage, jedoch gibt es mit nur 12 Kilo schon leichtere Modelle auf dem Markt. Dies liegt unter anderem an neuen Akku-Technologien, die ein geringeres Akku-Gewicht bei steigender Energieeffizienz ermöglichen. Aufgrund der höheren Beschleunigung und Geschwindigkeit sowie des höheren Eigengewichts der Motoren ist das Fahrgefühl beim Pedelec entsprechend anders als beim herkömmlichen Fahrrad. Die Anforderungen an die Bremsen steigen. Von altmodischen V-Bremsen mit Stahlzug ist daher abzuraten. Viel effektiver und sicherer sind hydraulische Felgen- oder Scheibenbremsen. „Es ist wichtig, eine Probefahrt zu machen. Dabei kann man die Fahrstabilität, das Fahrverhalten und, unter anderem, die Leistung der Bremsen testen“, sagt Georg Herrmann. Alles sollte dem Käufer ein sicheres Fahrgefühl vermitteln.
Auch für Pedelecs gilt die Zulassungsordnung
Seit August 2013 ist es in Deutschland zulässig, neben einer Dynamobeleuchtung auch ausschließlich batterie- oder akkubetriebene Beleuchtung bei allen Fahrradtypen, auch bei Pedelecs, zu verwenden. Der Akku des Pedelecs versorgt den Motor mit elektrischer Energie. Er sollte mindestens 500 Mal aufgeladen werden können, ohne dass seine Kapazität abnimmt. Ein üblicher Akku besitzt eine durchschnittliche Reichweite von etwa 50 Kilometern. Die Ladezeit beträgt je nach Typ rund zwei bis neun Stunden. Die Betriebsanleitung hält Tipps zum perfekten Umgang mit dem Akku parat, denn ein neuer Akku geht ins Geld. „Auch bei Ersatzakkus gibt es eine weite Preisspanne. Darum ist es clever, sich im Vorfeld über die Kosten zu informieren und zu vergleichen“, so Georg Herrmann. Um den Akku zu schützen, sollte er immer mit dem dazugehörigen Ladegerät aufgeladen und keinen extremen Temperaturen ausgesetzt werden. Starke Hitze, beispielsweise in der prallen Sonne, kann der Batterie ebenso schaden und zu einem Kapazitätsverlust führen wie eisige Kälte im Winter.
Ein deutlicher Trend für 2016 ist übrigens das motorisierte Mountainbike, mit dem so mancher Berg leichter zu bezwingen ist. Aber Achtung: Schaltet sich der Motor erst bei 45 km/h aus, zählen die sogenannten S-Pedelecs rechtlich zu den Kleinkrafträdern. Dann benötigt man ein Versicherungskennzeichen und als Fahrer mindestens die Berechtigung zum Fahren eines Mofas.
Eine wichtige Entscheidungshilfe beim Kauf ist das GS-Zeichen , das auch von TÜV Rheinland vergeben wird. Es steht für geprüfte Sicherheit und belegt, dass das Rad auf eine sichere Mechanik und Elektrik sowie auf Giftstoffe im Material geprüft wurde. Beim GS-Zeichen wird auch die Fertigungsstätte des Pedelecs in die Prüfung mit einbezogen. Und solange das GS-Zeichen genutzt wird, steht das Pedelec unter ständiger Beobachtung der TÜV Rheinland-Markenüberwachung – jede Änderung am Fahrrad muss gemeldet werden.
Fahrradhelm unbedingt empfohlen
Wie bei Fahrrädern besteht bei Pedelecs keine gesetzliche Helmpflicht. Das Tragen eines Fahrradhelms empfehlen die Fachleute von TÜV Rheinland aber dringend. Allerdings fällt es manchmal schwer, bei dem großen Angebot das passende Modell zu finden. „Alle Helme für den europäischen Markt müssen nach der Norm EN 1078 geprüft sein. Egal, ob sie im Discounter oder im Fachhandel angeboten werden“, sagt Christiane Reckter, Expertin für Schutzausrüstung bei TÜV Rheinland. Zusätzliche Sicherheit beim Kauf von Fahrradhelmen bietet auch hier das GS-Zeichen.
Ein weiteres Kriterium ist die Helmform. „Wenn er seitlich, hinten oder vorne drückt, lenkt das den Radfahrer unterwegs unnötig ab und gefährdet ihn, anstatt ihn zu schützen“, so Reckter. An den Seiten ist ein Finger breit Platz zwischen Helm und Kopf erlaubt. Mittlerweile bieten Hersteller Modelle für verschiedene Kopfformen an. Deshalb ist es enorm wichtig, vor dem Kauf verschiedene Helme anzuprobieren. Außerdem ist es wichtig, den Kinnriemen richtig einzustellen. „Den Riemen einfach zu schließen reicht nicht. Er muss so eingestellt sein, dass der Helm waagerecht sitzt und nicht nach vorne oder hinten rutscht“, betont die Expertin. Ein Blick in die Gebrauchsanweisung sollte daher Pflicht sein. Übrigens: Nach einem Aufprall den Helm immer austauschen. Denn Laien können eventuelle Schäden mit bloßem Auge nicht feststellen.