Wenn eine Beziehung beendet wird, stürzt für den Verlassenen die Welt zusammen. Für viele kreisen die Gedanken nur noch um den ehemaligen Partner und darum seine/n Ex zurückzugewinnen. Doch wann macht dieser Wunsch wirklich Sinn?
“Wer die tiefste aller Wunden hat in Geist und Sinn empfunden / bittrer Trennung Schmerz; wer geliebt, was er verloren, lassen muss, was er erkoren, das geliebte Herz…”
Liebesgedichte, -schwüre und generell -bekundungen gibt es nicht nur mit dem nahenden Valentinstag vor Augen zur Genüge. Doch an die Gefühle einer unglücklich erlebten Liebe kommen selbst die Meister der großen Worte nur selten heran.
“Der versteht in Lust die Tränen / und der Liebe ewig sehnen / eins in Zwei zu sein, eins im Andern sich zu finden, dass der Zweiheit Grenzen schwinden und des Daseins Pein.” “Die eine Klage” von Karoline von Günderrode kann seit über 200 Jahren als Sprachrohr für alle Verlassenen gebraucht werden. Die einsame Liebe zu Friedrich Creuzer veranlasste die Dichterin der Romantik im jungen Alter von 26 Jahren zum Freitod am Rhein. Viele ihrer Werke über das Leiden der Liebe waren an den Mythen-Forscher aus Heidelberg gerichtet.
Ungeachtet der Tatsache, dass dramatische Schritte niemals ein Ausweg bieten sollten, wird sicher jeder, dessen Liebe einmal unbeachtet und ungewollt blieb, die traurigen Gefühle der jungen Romantikerin nachvollziehen können.
Trauer verursacht körperliche und seelische Schmerzen
So unterschiedlich die Gründe für den Kummer, sprich für das Aus der Beziehung auch sein mögen, der dadurch empfundenen Schmerz und die plötzliche Einsamkeit sind leicht nachzufühlen. Menschen, die von ihrem Liebsten verlassen wurden, befinden sich in einem Zustand der Ohnmacht. Ansonsten elementare Bedürfnisse wie Nahrung und Schlaf treten zurück, wahrgenommen wird einstig der Verlust des Partners. Das “Nie wieder” verursacht sowohl körperliche als auch seelische Schmerzen. Fragen wie “warum hat er mich verlassen?”, “was macht er gerade?” und natürlich die vorherrschende Frage “wie gewinne ich meine / meinen Ex zurück?” dominieren die Gedanken. Experten wissen, diese Hilflosigkeit und Verzweiflung sind bedeutende Teile der Trauerbewältigung, ohne die es keine Verarbeitung und in der Folge auch kein Loslassen gäbe.
Loslassen ist Voraussetzung für ein Revival der Beziehung
Loslassen wollen und können Verlassene inmitten der Trauer nicht. Besonders die ersten beiden Phasen, die “Nicht wahrhaben wollen”-Phase und die “Gefühlschaos”-Phase sind geprägt von dem Gedanken, seine/n Ex zurück gewinnen zu können. Doch auch wenn dieser Wunsch nicht wenigen erfüllt wird, ist es laut Experten nicht hilfreich, sich komplett von dem einen Wunsch, die Beziehung nochmals retten zu können, leiten zu lassen. Im Gegenteil: Klammern, mit Anrufen und Nachrichten überfluten oder gar zufällige Treffen zu inszenieren, bekräftigen den Ex in seinem Entschluss, sich zu trennen, nerven oder schockieren ihn und treiben ihn letztendlich noch weiter von einem selbst weg. Ebenfalls unvorteilhaft ist die weit verbreitete Strategie, den Ex-Partner eifersüchtig machen zu wollen. Auch dies wird ihm nur bestätigen, dass die Trennung der richtige Entschluss war.
Akzeptanz und Reflexion
Wer seine Beziehung wirklich retten will, muss zu allererst einmal akzeptieren, dass sie vorbei ist und dass der Partner gute Gründe für seinen Entschluss hatte. Dann kommt die Frage nach dem “Warum”. Gründe für eine Trennung gibt es viele. Und nur wer bereit ist, diese aus dem Weg zu räumen, hat Chancen auf ein Liebes-Revival.
Letztendlich ist es wichtig, sich selbst nicht zu vergessen – auch wenn das Selbst von der Trauer erdrückt zu werden scheint. Was habe ich zum Ende und -ja- auch zur Aufrechterhaltung der Beziehung beigetragen? Warum ist es jetzt so, wie es ist? Unter welchen Voraussetzungen könnte es wieder so werden, wie es einst war? Möchte ich das überhaupt? Nur wer seine eigenen Wünsche kennt und diese nicht unter Kompromissen oder der Angst, alleine zu sein, begräbt, kann in einer Beziehung glücklich sein.