Der Essbereich, Zentrum der Wohnung: Familie und Gäste versammeln sich wieder am Tisch

Ein Esstisch aus der IKEA-Serie Stornaes. Früher war der Esstisch der Mittelpunkt jedes Hauses. Dann übernahm das Wohnzimmer die Rolle als wichtigster Raum des Hauses. Das ändere sich derzeit wieder, sagt Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie in Bad Honnef: 'Heute sitzt man lieber am Esstisch, auch und vor allem mit Gästen, während das Wohnzimmer eher zum privaten Bereich der Familie gehört.'  / copyright: tdx/ IKEA/ ddp
Ein Esstisch aus der IKEA-Serie Stornaes. Früher war der Esstisch der Mittelpunkt jedes Hauses. Dann übernahm das Wohnzimmer die Rolle als wichtigster Raum des Hauses. Das ändere sich derzeit wieder, sagt Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie in Bad Honnef: ‘Heute sitzt man lieber am Esstisch, auch und vor allem mit Gästen, während das Wohnzimmer eher zum privaten Bereich der Familie gehört.’
copyright: tdx/ IKEA/ ddp

Früher war der Esstisch der Mittelpunkt jedes Hauses. Dann übernahm das Wohnzimmer die Rolle als wichtigster Raum des Hauses. Jetzt versammeln sich Familie und Gäste wieder am Tisch – dabei ist besonders Massivholz gefragt.

“Heute sitzt man lieber am Esstisch, auch und vor allem mit Gästen, während das Wohnzimmer eher zum privaten Bereich der Familie gehört,” sagt Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie in Bad Honnef

Diesen Trend bestätigt auch die Düsseldorfer Innenarchitektin Iris Preller: «Kochen und Essen sind ein wichtiges Thema, das hat im Wohnbereich momentan die absolute Priorität. Man bittet die Gäste nach dem Essen nicht mehr auf die Wohnzimmercouch, sondern bleibt am Tisch sitzen.» Die Grundrisse moderner Wohnungen seien längst auf diesen Trend ausgerichtet, Küche, Ess- und Wohnbereich seien nicht mehr voneinander getrennt. Entsprechend viel Wert werde auf die Gestaltung des Essbereichs gelegt.

«Bei den Tischen ist Massivholz besonders gefragt», sagt Geismann. Buche und Eiche seien besonders beliebt – oder im höherpreisigen Segment Kirsche oder Nuss. «Glas und Stein sind ebenfalls gefragte Oberflächen, aber die wirken leicht kalt und sind auch sehr pflegeintensiv”, sagt Preller.

Die vorherrschende Tischform ist eckig. «Viele Leute suchen nach einem Tisch für sechs Personen, den man für zwölf Personen ausziehen kann, das ist bei rechteckigen Tischen am leichtesten zu lösen», sagt Geismann. Auch Preller meint: «So edel ein runder Tisch wirkt – man braucht viel Platz. Ein langer Tisch lässt sich leichter in den Raum integrieren.» Auch sei der lange Tisch gemütlicher, wenn man in kleiner Runde daran säße, da fühle man sich an einem runden Tisch leicht etwas verloren.

Wichtig für lange, gemütliche Runden am Tisch ist das bequeme Sitzen. «Dafür gibt es inzwischen sogenannte Esssessel, das ist eine Mischung aus Esszimmerstuhl und Fernsehsessel, ergonomisch geformt, leicht federnd und mit gepolstertem Sitz», empfiehlt Geismann. Auf jeden Fall sollte ein Stuhl gepolstert sein. «Bei den modernen Stoffen sind Flecken nicht mehr das große Thema», beruhigt die Möbelexpertin. Dank moderner Imprägnierung könnten Flecken relativ leicht entfernt werden, viele Bezüge seien auch mit Klettverschlüssen versehen und könnten in der Maschine gewaschen werden.

Zur Auswahl der richtigen Möbel sollte man Probe sitzen. Stephan Lorenz von der Technischen Universität München rät: «Unsere Untersuchungen zum Sitzkomfort haben gezeigt, dass auf lange Sicht insbesondere eine leichte Unterstützung der vorderen Oberschenkel für den Sitzkomfort sehr wichtig ist.» Auch die Polsterung der Sitzfläche sei für langes Sitzen ein Muss, da besonders bei schlanken Personen sonst unter den Sitzbeinhöckern hoher Druck entstehe, der schmerzhaft sei. Die Höhe des Tisches hänge neben der Größe der Benutzer von der Höhe der Stühle ab. «Wichtig ist ein ausreichender Abstand zwischen Sitzfläche und Oberkante der Tischplatte, damit die Oberschenkel Platz haben und noch etwas Bewegungsfreiheit vorhanden ist», empfiehlt der Experte.

Wer oft Gäste hat, braucht viele Sitzgelegenheiten. Wer viele Stühle hat, braucht viel Platz. Oft wird deshalb Gästen zwangsläufig ein mehr oder weniger unbequemer Klappstuhl angeboten. Eine im Trend liegende Alternative ist die Sitzbank. «Das ist zwar auf Dauer auch nicht wirklich bequem, aber zumindest sind nicht überall Stuhllehnen im Weg und man hat kein buntes Sammelsurium von Stühlen am Tisch stehen», sagt Preller. Auch ließen sich die Bänke, wenn sie am Tisch nicht gebraucht würden, gut anderweitig in der Wohnung unterbringen.

Anrichten und Sideboards, früher im Esszimmer unverzichtbar, seien aktuell nicht mehr so gefragt, hat Geismann beobachtet: «Stauraum hat man heute eher in der meist zum Essbereich hin offenen Küche, die Wege sind ja kurz.» Der Essbereich in der Küche dagegen, für eine kleine Zwischenmahlzeit oder ein schnelles Frühstück, sei nach wie vor gefragt.

Auch die Beleuchtung ist wichtig. Sie sollte immer direkt über dem Tisch angebracht sein, sagt Preller: «Bei schmalen Tischen sind Hängeleuchten geeignet, bei breiten oder runden Tischen kann man auch mit Lüstern schöne Lichteffekte erzielen.» Wichtig sei auch ein ausgeglichenes Lichtspektrum, weil die Farben der Speisen sonst verfälscht würden, rät Lorenz.

Und was ist in der Zeit, in der nicht gegessen wird? Der Tisch bleibe in seiner natürlichen Schönheit stehen, ohne Tischdecke oder Ähnliches, sagt Geismann. «Vor allem bei Massivholztischen möchte man die schöne, individuelle Maserung ja auch sehen und zeigen.» Ein schöner Blickfang auf dem Tisch sei immer ein Blumenstrauß, empfiehlt Preller. Diesen könne man dann, wenn es wieder ans Essen geht, schnell zur Seite stellen.

Autor: ddp-Koresspondentin Michaela Kaebe