2 Wochen nach dem Unglück bei der “Loveparade” in Duisburg laufen die Ermittlungen dazu auf Hochtouren. Vier Staatsanwälte aus Duisburg unter der Leitung eines erfahrenen Oberstaatsanwaltes sowie eine über 80-köpfige Ermittlungsgruppe der Polizei sind mit der Aufgabe betraut, aus der Fülle von unterschiedlichen Informationen und Hinweisen die Aufklärung der Geschehnisse herbeizuführen.
Neben dem durch die Staatsanwaltschaft Duisburg eingeleiteten Ermittlungsverfahren sind bis heute weitere 220 Strafanzeigen bei der Staatsanwaltschaft Duisburg eingegangen. Sie richten sich im Wesentlichen gegen Verantwortliche des Veranstalters, der Stadt Duisburg und der Polizei.
“Wir stehen vor einer Flut von Daten”, erläutert Polizeipräsident Klaus Steffenhagen die aktuelle Situation. “Deshalb haben wir auch die bisher 63-köpfige Ermittlungsgruppe um weitere 20 Beamtinnen und Beamte aus ganz Nordrhein-Westfalen verstärkt.”
Über 50 Terabyte Datenvolumen haben Spezialisten bis jetzt beim
Veranstalter, der Stadt Duisburg, der Feuerwehr Duisburg und der Polizei sichergestellt. Das sind Millionen von Dokumenten, die ausgedruckt tausende Aktenordner füllen würden. Allein die physikalische Sicherung des Servers, also das Überspielen der Daten der Stadt Duisburg, womit bereits am 25. Juli begonnen wurde, dauerte bis zum vergangenen Wochenende an.
“Zwar wird nur ein Teil der Daten verfahrensrelevant sein, aber wir müssen uns einen Überblick verschaffen und die Spreu vom Weizen trennen”, so der Leiter der Ermittlungsgruppe (EG) “Loveparade”, Kriminaldirektor Stephan Becker (49). Dagegen wirken die über achtzig Aktenordner mit sichergestellten Planungs- und Durchführungsunterlagen der Beteiligten fast übersichtlich.
Über 900 Stunden Videomaterial aus Überwachungskameras insbesondere des Veranstalters, Beweissicherungsmaterial der Polizei, Handyvideos von Zeugen, von Medien zur Verfügung gestelltes Material und Internetveröffentlichungen werden momentan ausgewertet. Das gilt auch für umfangreiches Fotomaterial, das aus den unterschiedlichsten Quellen zur Verfügung gestellt wurde.
Mehr als 1.000 Hinweise aus dem gesamten Bundesgebiet und dem Ausland sind mittlerweile eingegangen. Alle Hinweise werden auf ihre Bedeutung für die Ermittlungen der EG “Loveparade” überprüft. Allen nach dieser Prüfung relevant erscheinenden Hinweisen wird nachgegangen. Die Polizei weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass nicht jeder Hinweisgeber zwangsläufig noch einmal von den Ermittlern kontaktiert wird. Einige Tipps sind so erschöpfend, dass eine Rückkoppelung aus verfahrensökonomischen Gründen entfallen kann.
Darüber hinaus sind mehrere hundert Zeugen zu vernehmen und schon jetzt zeichnet sich ab, dass die individuelle Wahrnehmung ein und desselben Sachverhalts sich zum Teil völlig unterschiedlich darstellt. “Wir werden einzelne Polizeidienststellen an den Wohnorten der Zeugen bitten, uns bei den Vernehmungen und Befragungen zu unterstützen. Wenn notwendig, erfolgt eine ergänzende Vernehmung durch die Ermittlungsgruppe”, beschreibt Becker die weitere Vorgehensweise. Aufgrund der Vielzahl kann das jedoch noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Vernehmung der Personen, die auf Seiten des Veranstalters, der Stadt Duisburg, der Feuerwehr Duisburg und der Polizei an der Planung und Durchführung der “Loveparade” beteiligt waren, erfolgt ohnehin durch die Staatsanwälte und die Ermittlungsgruppe.
Die Komplexität des Ermittlungsverfahrens macht deutlich, dass diese schwierigen und umfangreichen Ermittlungen Zeit brauchen. Sorgfalt und Genauigkeit gehen hier vor Schnelligkeit.
Autor: Polizei Köln