Phänomen Gutgläubigkeit

Amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass ältere Menschen die feine Mimik nicht mehr so deuten können, wie es im jungen Alter der Fall ist. / copyright: Rainer Sturm/ pixelio.de
Amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass ältere Menschen die feine Mimik nicht mehr so deuten können, wie es im jungen Alter der Fall ist.
copyright: Rainer Sturm/ pixelio.de

Alte Menschen gelten nicht zu Unrecht als gutgläubig. Nahezu bedenkenlos gewähren sie Fremden Eintritt in die eigenen vier Wände und fallen auf wahrlich harmlose Tricks herein. In den letzten Jahren haben Berichte zu Überfällen auf ältere Leute stark zugenommen.

Die Gründe dafür sind verschieden. Wissenschaftler haben sich dem Phänomen Gutgläubigkeit im Alter angenommen und haben im Rahmen umfangreicher Studien wichtige Erkenntnisse hierzu gesammelt.

Eine der umfangreichsten Studien hierzu wurde im Oktober 2012 vorgestellt. Nach Erklärungen von RA Georg Meyer-Wahl liefert sie wichtige Erkenntnisse zur Frage, warum alte Menschen so gutgläubig sind und sich so einfach täuschen lassen. Georg Meyer-Wahl ist Diplom-Psychologe und setzt sich so unter anderem mit der Wahrnehmungsveränderung im Alter auseinander.

Für die Gutgläubigkeit älterer Menschen ist die anteriore Insula verantwortlich. Bei ihr handelt es sich um eine spezielle Hirnregion. Sie ist im menschlichen Körper für ganz unterschiedliche Bereiche zuständig. Im Alter lässt die Aktivität dieser Hirnregion aber nach. Relevant ist sie beispielsweise für bestimmte Gefühle wie Abneigung und Risikoeinschätzung. Im Normalfall scheint dieses Hirnareal auch für die Steuerung des Bauchgefühls verantwortlich zu sein.

Amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass ältere Menschen die feine Mimik nicht mehr so deuten können, wie es im jungen Alter der Fall ist. Dadurch können sie auch nicht so schnell herausfinden, ob eine Person vertrauenswürdig ist oder nicht. Demnach lässt die Vorsicht im Alter nach. Auch die zunehmende Vertrauensseligkeit wird in diesem Fall zum Problem. Doch beide Aspekte haben nicht nur Schattenseiten. Sie sind zum Beispiel auch für das Wohlbefindens-Paradoxon im Alter zuständig.