Geschäftslage in der Kölner Region ist bestens, aber die Erwartungen sind deutlich getrübt

Geschäftslage in der Region ist bestens – aber die Erwartungen sind deutlich getrübt / copyright: M. Gapfel / pixelio.de
Geschäftslage in der Region ist bestens – aber die Erwartungen sind deutlich getrübt
copyright: M. Gapfel / pixelio.de

Im Herbst 2015 befinden sich die Wirtschaftsunternehmen in Köln und der Region auf einem guten Niveau. Dies zeigen die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK Köln, bei der rund 800 Unternehmen Auskunft zur aktuellen Lage und den Erwartungen gegeben haben, die Hälfte davon aus der Stadt Köln.

Die positive Lage wird allerdings durch gesunkene Erwartungen an die Entwicklung in den kommenden Monaten getrübt. Ulf Reichardt, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln, erläutert: “Die guten Konjunkturergebnisse werden nach wie vor entscheidend von der Inlandsnachfrage getragen. Die Sorge um die Zukunft des Euroraums, ungelöste geopolitische Krisen und Unsicherheiten über die Entwicklungen in China und den Schwellenländern dämpfen die Zuversicht.” Der niedrige Ölpreis, steigende Reallöhne und ein hoher Beschäftigungsstand in der Region sorgen für einen Konsumschub.

In der gesamten Region ist der IHK-Konjunkturklimaindikator, der Lage und Erwartungen zusammenfasst, um 3,5 Punkte zurückgegangen. Mit insgesamt 120,5 Punkten liegt er jedoch weiterhin klar über dem langjährigen Durchschnitt von 110,6 Punkten. Die Erwartungen sind nach einem Hoch im Frühjahr wieder auf dem Niveau des Jahresbeginns. Die Investitionsbereitschaft ist trotzdem stabil. Gefallen sind die Exporterwartungen der Industrieunternehmen. Insgesamt ist die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen ungebremst.

“Zusammenfassend heißt das: Die Lage ist gut, die kommenden Monate werden entscheiden, ob sich die globalen Unsicherheiten und auch die bundesdeutschen Herausforderungen rund um VW und die Diskussion um die Flüchtlinge negativ auswirken oder wir gestärkt aus dieser Phase hervorgehen”, so Reichardt.

In der Stadt Köln ist die Erwartungshaltung über alle Branchen hinweg gesunken. 23,1 Prozent (Vorumfrage 30 Prozent) rechnen mit einer besseren und 15,9 Prozent (Vorumfrage 8,6 Prozent) mit einer schlechteren Entwicklung.

Unternehmen melden weiterhin gute Stimmung

Die Einschätzung der Geschäftslage ist aller geopolitischen Krisen zum Trotz seit Anfang 2014 nahezu unverändert hoch. Der Geschäftsklimaindikator zur Lagebewertung ist im Vergleich zum
Frühjahr nochmals gestiegen und liegt auf einem sehr hohen Niveau von  36,4 Punkten und damit 3,2 Punkte über dem Wert im Frühjahr. Rund 91 Prozent der Unternehmen im IHK-Bezirk sind positiv gestimmt und mit der derzeitigen Lage zufrieden. 44,8 Prozent stufen ihre Lage als gut ein, 44,9 Prozent bewerten die Lage als befriedigend. Als schlecht bezeichnen nur 9,4 Prozent ihre Lage. Der starke private Konsum stützt die gute wirtschaftliche Lage in der Region Köln.

Kein dynamisches Wachstum erwartet

Die Geschäftserwartungen hat die gute Stimmung aus dem Frühjahr nicht halten können. Der Geschäftsklimaindikator zu den Erwartungen ist gegenüber dem Frühjahr (15,5) um 9 Punkte gefallen und liegt mit 6,5 Punkten niedriger als im Winter 2014/2015 (7,1 Punkte). Insgesamt 15,6 Prozent erwarten eine schlechtere Entwicklung in den kommenden Monaten. 22,1 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer besseren Geschäftsentwicklung, rund zwei Drittel mit einer gleich bleibenden.

Risiken Inlandsnachfrage, Wirtschaftspolitik, Fachkräfte

Fast die Hälfte der Unternehmen (46,6 Prozent) sieht in der Inlandsnachfrage ein Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung. An zweiter Stelle werden die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen genannt (44 Prozent). Als Stichworte seien hier die Diskussion um Rente mit 63, Mütterrente, Erbschaftssteuer und Mindestlohn genannt.

Fachkräftemangel und Auslandsnachfrage stehen als weitere Risiken auf der Agenda der Unternehmen. Besonders Industrieunternehmen sehen im Export das größte Risiko. Nur 10,6 Prozent sehen in den Finanzierungsbedingungen einen Grund zur Besorgnis.

Besorgnis bei Außenhandel

Trotz einer leichten Erholung im Euroraum bereiten hohe Arbeitslosigkeit in einigen EU-Ländern und Krisenstimmung weiter Unsicherheit bei den Betrieben. Globale Risiken wie die Entwicklung in China und den BRIC-Staaten beunruhigen vor allem Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe. Hier ist auch eine minimale Senkung der Kapazitätsauslastung und der Auftragseingänge zu verzeichnen (auf durchschnittlich 81,1 Prozent; 0,6 Prozent weniger als im Frühjahr). Diese beiden Faktoren führen dazu, dass Industrieunternehmen für die nächsten zwölf Monate schlechtere Exportaussichten annehmen. 63,5 Prozent erwarten gleichbleibende Auslandsgeschäfte, 19,6 Prozent erwarten einen Rückgang.

Investitionsbereitschaft stabil

Die Investitionsvorhaben der Unternehmen sind im Vergleich zur
Frühjahrsumfrage leicht gesunken, aber immer noch auf einem hohen Niveau. 28,4 Prozent möchten in den kommenden Monaten ihre Aktivitäten am Standort ausweiten (2,7 Prozent weniger als bei der Vorumfrage). 55,4 Prozent halten ihren derzeitigen Stand, 16,2 Prozent möchten ihre Investitionen zurückfahren.

Beschäftigungsaufbau im IHK-Bezirk stabil, nimmt in Köln Fahrt auf Im Vergleich zum Frühjahr bleiben die Beschäftigungspläne der Unternehmen im IHK-Bezirk stabil auf hohem Niveau. Fast ein Drittel aller Unternehmen möchten in den kommenden Monaten ihre Mitarbeiterzahl aufstocken (27,9 Prozent). Die überwiegende Mehrheit  (55,8 Prozent) hält am derzeitigen Stand fest, 16,3 Prozent möchten ihre Mitarbeiterschaft verringern. Die Kölner Unternehmen möchten im Vergleich zum Frühjahr mehr Mitarbeiter einstellen. Demensprechend ist für die Stadt Köln in den kommenden Monaten mit einem Beschäftigungsaufbau zu rechnen.

Autor: Redaktion / IHK Köln