Allein die Helfer des ADAC werden pro Jahr mehr als 5.000 Mal zu Fehlbetankungen gerufen. “An größeren Tankstellen passiert es nahezu täglich, dass ein Kunde falsch tankt”, schildert Ulrich Köster vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) in Bonn seine Beobachtungen.
Dass es zu einer Fehlbetankung kommt, hat neben der menschlichen Unaufmerksamkeit oft auch einen technischen Grund. Die dünnen Zapfpistolen für Bleifrei passen nämlich in die größeren Einfüllstutzen der Selbstzünder. Umgekehrt geht das praktisch nicht. Erst wenige Dieselfahrzeuge besitzen einen Schutz vor Fehlbetankung, der nur die richtigen, dickeren Zapfrohre zulässt. Diese Sperre im Einfüllrohr bedingt übrigens, dass der Tankrüssel recht weit in den Stutzen eingeführt werden muss. Sonst öffnet sie unter Umständen nicht richtig.
Wie dem auch sei: «Wie mit dem Malheur umzugehen ist, hängt davon ab, was und wie viel falsch getankt wurde», erklärt Maximilian Maurer vom ADAC. Meist wird Benzin statt Diesel eingefüllt. Dann heißt es einen kühlen Kopf bewahren. «Keinesfalls darf in solchen Fällen der Motor gestartet werden», warnt ZDK-Fachmann Köster. Bereits das Einschalten der Zündung kann Probleme verursachen. Dabei wird nämlich oft schon Kraftstoff in Richtung Motor gepumpt, wo der falsche Sprit Schaden anrichten kann. Also lieber das Auto erst mal von der Zapfsäule beiseiteschieben. «Der Tankinhalt muss abgelassen, das Kraftstoff-System gereinigt und neu mit Diesel befüllt werden», schildert der Neusser Kfz-Meister Hubert Erz das weitere Vorgehen zur Schadensbegrenzung.
Bei Diesel statt Benzin sollte man den Tank ebenfalls sofort entleeren, da Störungen der Kraftstoffanlage, beispielsweise verstopfte Filter, Düsen, Regelungsteile oder Ventile, schon durch eine geringe Menge Diesel entstehen können. «Auch in diesem Fall muss je nach Herstellervorschrift oft nicht nur der Tank gereinigt, sondern ebenso die gesamte Kraftstoffanlage gründlich gesäubert und überprüft werden», weiß Kfz-Meister Erz und warnt: «Besondere Vorsicht ist bei einem Nachtanken aus einem Reservekanister zu empfehlen. Hier sollte man sich zweifelsfrei Klarheit verschaffen, welcher Treibstoff sich in dem Kanister befindet.» Während Otto-Treibstoffe sehr dünnflüssig sind, zeigt sich Diesel eher ölig.
Wurde zu Normal statt Super gegriffen, kann man vorsichtig weiterfahren, sollte aber Vollgas vermeiden sowie rasch und richtig nachtanken. Bei modernen Motoren mit Klopfsensoren greift bei solchen Fehlbetankungen die Motorsteuerung ein und regelt das Malheur, ohne dass der Fahrer sich darum kümmern muss. Hier sind keine Probleme zu erwarten.
Hat ein Autofahrer beim Tanken die Zapfsäulen verwechselt und kommt es aufgrund des Irrtums zu einen Motorschaden, muss er die Reparatur aus eigener Tasche bezahlen. Sind Beschriftung und farbliche Kennzeichnung der Säulen und Zapfpistolen eindeutig, können weder Tankstellenbetreiber noch die Mineralölgesellschaft haftbar gemacht werden. So lautet jedenfalls lautet eine Entscheidung des Oberlandesgerichts (OLG) Hamm.
Autor: Redaktion/ dapd