Mit dem Frachtschiff durch die Südsee

Blick auf einen Palmenstrand auf einer der Marquesas-Inseln (Französisch-Polynesien). Französisch-Polynesien, das Überseeland im Pazifik, besteht aus 130 Inseln und Atollen, die auf vier Millionen Quadratkilometer verstreut sind. / copyright: Philippe Bacchet/ dapd / Tahiti Tourisme
Blick auf einen Palmenstrand auf einer der Marquesas-Inseln (Französisch-Polynesien). Französisch-Polynesien, das Überseeland im Pazifik, besteht aus 130 Inseln und Atollen, die auf vier Millionen Quadratkilometer verstreut sind.
copyright: Philippe Bacchet/ dapd / Tahiti Tourisme

Lavaberge und Korallenriffe, Tanz und Trommelklang. Eine ungewöhnliche Reise zu den exotischen Inseln Französisch-Polynesiens.

Gut verpackt in Sonnenschutz und Rettungswesten, steht die Ausflugsgruppe startbereit am Ausstiegsdeck und beobachtet gespannt, wie zehn Meter tiefer ein kleines Beiboot mit Zement beladen wird. Der Palettenstapel wächst bedrohlich. Dann noch eine Schubkarre oben drauf. Daneben ein paar Säcke, Kisten, Blumentöpfe. Und ab geht die Wackelfuhre – ohne umzukippen! Die Gäste sind begeistert.

«In Französisch-Polynesien ist vieles machbar, was anderswo unmöglich wäre», sagt Jörg Somann, der sympathische Guide aus Erfurt, Jahrgang ’71. Seit vier Jahren fährt der gelernte Hotelfachmann auf der MS Aranui 3 und könnte sich nichts Besseres denken. «Ich mag die Ruhe und Gelassenheit, mit der hier alles passiert und von der man unwillkürlich angesteckt wird», sagt der gut gelaunte Wahl-Polynesier.

Die Fracht: Autos, Lebensmittel, Touristen

Doch er muss zugeben: «Manches funktioniert dafür überhaupt nicht – zum Beispiel, sich mal schnell von hier nach da zu bewegen.» Der Grund: Das Überseeland im Pazifik, das von Paris regiert wird, besteht aus 130 Inseln und Atollen, die auf vier Millionen Quadratkilometer verstreut sind. Deshalb braucht es mobile Helfer wie die Aranui – ein Fracht- und Passagierschiff, das alle drei Wochen von Tahiti zu den abgelegenen Marquesas und zurück fährt. Dabei werden nicht nur Baumaterial und Lebensmittel, Autos und Benzin transportiert, sondern auch Touristen. Jeweils bis zu 198 Reisende aus aller Welt, unter ihnen immer mehr aus Deutschland, erfüllen sich mit dieser 13-tägigen Kreuzfahrt einen Südseetraum. Damit sich das lange Fliegen lohnt (von Deutschland dauert eine Strecke mit Zwischenstopps in Paris und Los Angeles etwa 27 Stunden), verbringen die meisten vor oder nach der Schiffsreise, die in der Hauptstadt Papeete startet und endet, ein paar Tage auf Tahiti, Moorea oder Bora Bora.

Der Südseetraum beginnt in Blau-Weiß-Grün. Es sind die Farben von Fakarava, dem zweitgrößten Atoll im Tuamotu-Archipel, an dem die Aranui am zweiten Tag vor Anker liegt. Endlich geht es in die Boote! Jenseits der Lagune warten Korallenriffe, Palmenstrände und Rotoava, das Dorf der Schwarzen Königsperlen.

Der wilde Zauber des Archipels

Nach einem ganzen Tag auf See erreicht das Schiff die Marquesas-Inseln, Gipfel eines gewaltigen Ozeangebirges. Nirgendwo sonst auf der Welt ist man so weit von den Kontinenten entfernt wie hier, 1.600 Kilometer nordöstlich von Tahiti. Wie riesige Sandkleckerburgen ragen die bizarren Felsentürme des Archipels aus dem Dickicht der Bergregenwälder. Vulkangeboren und von tropischer Sonne verwöhnt, vereinen die zwölf Inseln atemberaubend schöne Natur mit der farbenprächtig-exotischen Kultur voller Mystik und Leidenschaft. Ihr wilder Zauber nahm Abenteurer wie Thor Heyerdahl und Künstler wie Hermann Melville, Paul Gauguin oder Jaques Brel gefangen. Für die Aranui und ihre Gäste heißt es nun täglich «Land in Sicht!» und «Fertigmachen zum Landgang!» Der beginnt auf jeder Insel mit Blumen, Liedern, Tanz und Trommelklang.

Auf Ua Pou und Fatu Hiva führt die Wanderung durch ausgedehnte Lavaberge, auf Tahuata über dunklen Sand. Und auf Hiva Oa und Nuku Hiva gibt es über 2.000 Jahre alte Kultstätten zu entdecken – steinerne Zeugen vieler Epochen wie überlebensgroße Tiki-Figuren, Opfersteine und Tätowier-Tische, aber auch riesige Banyan-Bäume, zwischen deren Luftwurzeln Tote bestattet wurden. Während fast der ganze Archipel von Pflanzen überwuchert ist, besticht das regenarme Ua Huka durch karge Schönheit – mit einer überwiegend trockenen Landschaft und kahlen Felsen, die von unzähligen Vögeln bewohnt werden.

Rechtzeitig zum «Sundowner» sind alle wieder an Bord des gemütlichen Südseekreuzers, dessen Vorgänger noch ein reiner Stückgutfrachter war. Die 2002 gebaute, dritte Ausgabe verfügt neben einem 20-Betten-Schlafsaal über 86 Passagierkabinen, darunter Suiten und Deluxe-Varianten. Ein internationales Küchenteam sorgt für ein anspruchsvolles Speisenangebot im Restaurant. Von einem herkömmlichen Kreuzfahrtschiff mit Tisch- und Anzugsordnung ist der familiär-legere Pazifikdampfer weit entfernt. Personal und Gäste tragen Freizeit-Look. Abends klönt man in der Bar auch mit Matrosen oder fischt und grillt mit ihnen auf dem Unterdeck. Abenteuer mit Komfort – für viele Reisende der wahre Luxus!

Autor: dapd / BMELV/ MKULNV Redaktion