INRIX, ein globaler Marktführer für Technologien rund um das vernetzte Auto und Verkehrsanalytik, hat seine Traffic Scorecard für 2015 veröffentlicht. Der Vergleichsindex misst Mobilitätsfortschritte in Städten und setzt Maßstäbe für Regierungen und Städte in Europa und den Vereinigten Staaten. Der Report zeigt, dass von den 96 untersuchten europäischen Städten und ihren Einzugsgebieten Stuttgart mit einem Plus von 14 Prozent den stärksten Anstieg an Verkehrsstaus zu verzeichnen hatte.
Deutschlandweit verschwendeten Fahrer 2015 im Durchschnitt 38 Stunden im Stau, eine Stunde weniger als im Vorjahr. Vier deutsche Städte (Stuttgart, Köln, Karlsruhe und Düsseldorf) rangieren unter den Top 10 der verkehrsreichsten Städte Europas. Damit befindet sich Deutschland im dritten Jahr in Folge unter den drei verkehrsreichsten europäischen Ländern. London bleibt die europäische Stau-Hauptstadt, die Autofahrer stehen dort durchschnittlich über 100 Stunden im Stau. Das staureichste Land Europas ist nach wie vor Belgien, dort verbringen Autofahrer durchschnittlich 44 Stunden im Stau.
Der Verkehr stieg 2015 in 50 Prozent der untersuchten deutschen Städte beziehungsweise in 11 der 22 deutschen Metropolen. Den größten Anstieg hatten Stuttgart (+14%) und München (+10%) zu verbuchen, hier steckten Fahrer zusätzlich 4,5 Stunden untätig im Stau. Auch Berlin (+9%) und Köln (+9%) waren von einem starken Anstieg des Verkehrs betroffen. Im Gegensatz dazu kam es in Karlsruhe, seit drei Jahren die Nummer drei der verkehrsreichsten Städte Deutschlands, 2015 zu einem Rückgang der Verkehrsverspätungen um 14 Prozent beziehungsweise um 9 Stunden. In Frankfurt (-13,5%) sowie im Ruhrgebiet (-17%) ging der Verkehr ebenfalls zurück.
“Während die Verbesserungen der Infrastruktur auf Autobahnen langsam Früchte tragen, steigt der Verkehrsstau in Deutschlands wichtigen Metropolen weiter an“, sagte Prof. Dr. Michael Schreckenberg, Verkehrsexperte an der Universität Duisburg-Essen. „Das betrifft viele Städte, weil diese ihre Straßenkapazität kaum erhöhen können, und besonders vom Auto dominierte Metropolen wie Stuttgart, wo das Wachstum des Verkehrs das Ergebnis eines soliden Arbeitsmarktes, niedriger Spritpreise und der hohen Zahl von Auto-Pendlern ist. Das bringt die Infrastruktur an ihre natürlichen Grenzen.”
Deutschlands Top 10 der verkehrsreichsten Metropolregionen 2015
(geordnet nach jährlich verschwendeten Stunden)
Rang 2015 | Metropole | Verschwendete Stunden 2015 | Veränderung zu 2014 (in Stunden) |
1 | Stuttgart | 73 | +8.5 |
2 | Köln | 71 | +5.2 |
3 | Karlsruhe | 54 | -8.9 |
4 | München | 53 | +4.5 |
5 | Düsseldorf | 50 | -3.2 |
6 | Hamburg | 45 | -3.1 |
7 | Nürnberg | 39 | +0.2 |
8 | Bonn | 38 | -3.9 |
9 | Saarbrücken | 35 | -0.1 |
10 | Ruhrgebiet | 35 | -6.9 |
Deutschlands verkehrsreichste Straßen
INRIX hat auch die verkehrsreichsten Straßen Deutschlands und die ungünstigsten Fahrtzeiten identifiziert. Straßen in Stuttgart, Köln, Wuppertal und dem Ruhrgebiet erreichten allesamt eine Position unter den Top 10. Dennoch war die verkehrsreichste Straße Deutschlands der 28 Kilometer lange Münchner Mittlere Ring (B2R): Hier gab es 2015 Verzögerungen von durchschnittlich 93 Stunden – 43 Stunden mehr als die zweitverkehrsreichste Straße, die A1 von der Leverkusener Brücke nach Leverkusen, die die Fahrer letztes Jahr 50 Stunden an Stauzeit kostete.
Deutschland vs. Europa: Wie schneiden wir ab?
Von den 13 analysierten europäischen Ländern verzeichneten im Jahr 2015 70 Prozent einen Rückgang an Staus. Das kann auf die stagnierende europäische Wirtschaft zurückgeführt werden, mit einem durchschnittlichen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von lediglich 0,3 Prozent in der zweiten Jahreshälfte des vergangenen Jahres, weniger als der Vor-Krisen-Wert aus dem Jahr 2008. Belgien führt die Liste an, hier verbrachten Fahrer durchschnittlich 44 Stunden in Verkehrsstaus, gefolgt von den Niederlanden (39 Stunden), Deutschland (38) und Luxemburg (34). Die Schweiz stieg um einen Platz von sechs auf fünf und rutscht so in die Top 5 des Jahres 2015.
Länder in Europa mit den höchsten Staulevels
(geordnet nach jährlich verschwendeten Stunden):
Rang 2015 | Rang 2014 | Land | Durchschnitt verschwendete Stunden 2014 | Durchschnitt verschwendete Stunden 2015 | |
1 | 1 | Belgien | 51 | 44 | |
2 | 2 | Niederlande | 41 | 39 | |
3 | 3 | Deutschland | 39 | 38 | |
4 | 4 | Luxemburg | 34 | 33 | |
5 | 6 | Schweiz | 29 | 30 | |
6 | 5 | Vereinigtes Königreich | 30 | 30 | |
7 | 7 | Frankreich | 29 | 28 | |
8 | 8 | Österreich | 25 | 25 | |
9 | 9 | Irland | 24 | 25 | |
10 | 10 | Italien | 20 | 19 | |
11 | 11 | Spanien | 17 | 18 | |
12 | 12 | Portugal | 6 | 6 | |
13 | 13 | Ungarn | 5 | 5 |
Die Verkehrssituation in den europäischen Städten
London führt die Liste der verkehrsreichsten Städte Europas an, hier verbringen Autofahrer durchschnittlich 101 Stunden oder mehr als 4 Tage im Verkehrschaos. In Brüssel, Europas verkehrsreichster Stadt 2012 und 2013 und die Nummer zwei nach London im Jahr 2014, kam es 2015 zu einem deutlichen Rückgang der Verkehrsverspätungen. 70 Staustunden bedeuten einen Rückgang von mehr als 4 Stunden im Vergleich zu 2014, was die Stadt auf Platz fünf des Rankings bringt.
Europas verkehrsreichste Metropolregionen 2015
(geordnet nach jährlich verschwendeten Stunden):
Rang 2015 | Rang 2014 | Metropole | Gesamt verschwendete Stunden 2015 | Veränderung im Vergleich zu 2014 in Stunden |
1 | 1 | London Pendlerzone | 101 | +5.2 |
2 | 5 | Stuttgart | 73 | +8.5 |
3 | 4 | Antwerpen | 71 | + 6.6 |
4 | 3 | Köln | 71 | +5.2 |
5 | 2 | Brüssel | 70 | -4.2 |
6 | N/a | Moskau | 57 | N/a |
7 | 6 | Karlsruhe | 54 | -8.9 |
8 | 14 | München | 53 | +4.5 |
9 | 9 | Utrecht | 53 | +0.1 |
10 | 7 | Mailand | 52 | -5.0 |
11 | 11 | Greater Manchester | 51 | -0.4 |
12 | 8 | Düsseldorf | 50 | -3.2 |
13 | 12 | Den Haag | 48 | -2.6 |
14 | 15 | Rotterdam | 46 | -2.1 |
15 | 16 | Paris | 45 | +0.1 |
Wie schlagen sich Europas Städte im weltweiten Vergleich?
Auf globalem Level führt London die Liste der verkehrsreichsten Städte mit durchschnittlich 101 Staustunden an, gefolgt von Los Angeles (81 Stunden), Washington D.C. (75), San Francisco (75), Houston (74), New York (73), Stuttgart (73), Antwerpen (71), Köln (71) und Brüssel (70). Auf den Top 10 der schlimmsten Straßen weltweit verschwenden Autofahrer jährlich durchschnittlich 110 Stunden oder mehr als 4,5 Tage im Stau. Davon liegen vier Straßen in Los Angeles, drei in Moskau, gefolgt von Straßen in London, Brüssel und München.
Von allen Ländern, die in der INRIX Traffic Scorecarderfasst wurden, weisen die Vereinigten Staaten die höchste Anzahl an jährlichen Staustunden auf – mit einem Durchschnitt von fast 50 Stunden im Jahr 2015. Dahinter rangieren Belgien (44 Stunden), die Niederlande (39), Deutschland (38), Luxemburg (33), die Schweiz (30), Großbritannien (30) und Frankreich (28).
Methodik
Die Ergebnisse der INRIX Traffic Scorecard2015 für Europa gehen auf die Verkehrsgeschwindigkeitsdaten zurück, die INRIX auf mehr als einer Million Kilometern städtischer Straßen und Schnellstraßen in 13 europäischen Ländern und 96 Städten zwischen Januar und Dezember 2015 gesammelt hat. Den weltweiten Bericht finden Sie auf inrix.com/scorecard.
“Köln setzt auf strategische Maßnahmen gegen den Stau”
Stadt Köln: Aktuelle Untersuchung ist nicht repräsentativ für das Kölner Stadtgebiet
Laut einer aktuellen Untersuchung eines Herstellers von Navigationsgeräten gehört Köln weiterhin zu den staureichsten Städten der Bundesrepublik. Die Verwaltung der Stadt Köln nimmt dieses Ergebnis zur Kenntnis, sieht die Methodik der Erhebung allerdings als falsch und damit die Aussagekraft des Ergebnisses als gering an. Nach Ansicht des Amtes für Straßen und Verkehrstechnik ist das von dem Unternehmen festgestellte Resultat für die in städtischer Verantwortung liegenden kommunalen Straßen im Kölner Stadtgebiet schon deshalb nicht repräsentativ, weil auch die Staus auf den Kölner Autobahnen und insbesondere auf dem stark belasteten Kölner Autobahnring eingeflossen sind. Die Autobahnen allerdings befinden sich in der Baulast, also in der Zuständigkeit, des Bundes. Die staureichsten Straßen im Raum Köln sind, wie bei den Untersuchungen in den Vorjahren, und damit erneut wenig überraschend allesamt wieder auf Autobahnabschnitten zu finden.
Aus Sicht der Fachverwaltung können die Aussagen daher nicht zur Umsetzung neuer verkehrlicher Maßnahmen dienen, weil sie ein pauschales, unvollständiges und sogar falsches Bild vermitteln. Durch die vom Amt für Straßen und Verkehrstechnik vorgenommenen Beobachtungen und Auswertungen über den gesamtstädtischen Verkehrsrechner kann die Verwaltung erheblich validere und differenziertere Schlüsse über die Verkehrssituation auf den städtischen Straßen treffen und zieht daraus ihre Schlüsse für notwendige Anpassungen.
Tatsächlich ist zudem zu beobachten, dass Kölns kommunales Straßennetz seit Jahren durch Ausweichverkehre aufgrund von Baustellen auf den Autobahnen in Köln und in der Region belastet wird. Zur Sicherstellung der innerstädtischen Mobilität werden im Hinblick auf die gesamtstädtische Verkehrssituation mit täglich rund 310.000 Einpendlern und 140.000 Auspendlern sukzessive strategische Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Die verkehrspolitischen Ziele der Stadt sind in der städtischen Verkehrsstrategie “Köln mobil 2025” enthalten. Als wesentliche Elemente sind hier beispielhaft zu nennen: das Erneuerungsprogramm für Lichtsignalanlagen, die koordinierte Durchführung von Straßenbaumaßnahmen sowie nicht zuletzt die Stärkung alternativer Verkehrsmittel durch Ausbau des Schienenverkehrs und die Förderung des Radverkehrs.