Dem Frost folgt Frust – Viele Straßenschäden zwingen zur Vorsicht

Nach Einschätzungen von Fachleuten des TÜV Rheinland in Köln sind speziell in Städten und Gemeinden immer mehr Fahrbahnen des rund 430.000 Kilometer langen Straßennetzes marode. / copyright: Dorothea Tuch / dapd
Nach Einschätzungen von Fachleuten des TÜV Rheinland in Köln sind speziell in Städten und Gemeinden immer mehr Fahrbahnen des rund 430.000 Kilometer langen Straßennetzes marode.
copyright: Dorothea Tuch / dapd

Langsam werden auf den Straßen die Folgen des Winters sichtbar. Vielerorts sind im Schritttempo um Schlaglöcher herum kurvende Autofahrer zu beobachten. Es ist die Stunde der SUV- und Allrad-Besitzer. Alle anderen Autofahrer müssen bremsen bis zu Stillstand, andernfalls drohen teure Schäden an Reifen und Felgen.

Auch so manche zerbröselte
Plastikverkleidung an Straßenrand dokumentiert den offenkundigen
Verfall. Selbst Fahrwerksschäden sind nicht auszuschließen. Dagegen
hilft nur Hilfe durch Selbsthilfe und die lautet, runter vom Gas.

“Der
sogenannten Verkehrssicherungspflicht der Kommunen und Länder steht die
Pflicht jedes einzelnen Fahrers gegenüber, die Geschwindigkeit den
Straßenverhältnissen anzupassen”, schildert der auf Verkehrsrecht
spezialisierte Rechtsanwalt Michael Winter Regel Nummer 1 angesichts
kariöser Straßendecken.

Nach Einschätzungen von Fachleuten des TÜV
Rheinland
in Köln
sind speziell in Städten und Gemeinden immer mehr
Fahrbahnen des rund 430.000 Kilometer langen Straßennetzes marode.
“Durch krasse Temperaturunterschiede und permanent hohe
Verkehrsbelastung bilden sich Risse in der Fahrbahndecke. Es dringt
Wasser ein, das bei Minusgraden gefriert, sich ausdehnt und den Belag
absprengt. Die Folge, es bilden sich Schlaglöcher”, erläutert
TÜV-Rheinland-Experte Hans-Ulrich Sander die Entstehung von
Straßenschäden.

Schlaglochschäden an Fahrwerk und Reifen

Fährt
ein Auto relativ flott über die Vertiefungen, kann es durch die
schlagartig einsetzenden Kräfte – daher der Name Schlagloch – und die
mitunter scharfen Kanten der Asphaltbrocken zu erheblichen
Beschädigungen kommen. Gefährdet sind Reifen, Felgen und Stoßdämpfer.
Aber auch Querlenker, Federbeine oder Spurstangen können in
Mitleidenschaft gezogen werden. “Verliert ein Reifen Luft, könnten die
Reifenflanke oder das Felgenhorn beschädigt sein”, warnt Ulrich Köster
vom Zentralverbands Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK). Ein Poltern an der
Vorderachse könne zudem auf beschädigte Koppelstangen oder
ausgeschlagene Lager an den Lenkern hinweisen. Ein harter Schlag habe
oftmals auch ein schief stehendes Lenkrad zur Folge.

Autofahrer
sollten auf Schlaglöcher, Aufplatzungen und Risse im Straßenbelag jetzt
verstärkt achten, sagt der ADAC in München. Die Bauämter würden
temperaturbedingt das Ende des Winters abwarten, bevor sie Schäden an
den Verkehrswegen beseitigen.

Ist das Malheur passiert, sollte man
die Situation fotografieren, “sowohl den Schaden am Fahrzeug als auch
das Schlagloch und die Verkehrsbeschilderung vor Ort”, empfiehlt Katrin
Rüter de Escobar vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft
(GDV)
: “Städte und Kommunen sind zwar verpflichtet, auf Straßenschäden
aufmerksam zu machen, aber oft müssen Sie dennoch beweisen, dass Sie vor
dem Loch im Boden nicht gewarnt worden sind.” Auch Zeugenaussagen
anderer Verkehrsteilnehmer sowie ein Hinzurufen der Polizei könnten
hilfreich sein.

Keine guten Karten für Schadensersatz

Und
wer zahlt nun die Schäden? Wer eine Vollkaskoversicherung besitzt, ist
fein raus, sie springt in die Bresche. Schwieriger wird es, wenn man
Geld von Stadt oder Kommune möchte. “Zum einen hängt es am konkreten
Fall, zum anderen gibt es auch unterschiedliche Gerichtsurteile dazu. So
sprach im Jahr 2006 das Landgericht Meiningen einer Autofahrerin einen
Schlaglochschaden in Höhe von 403,63 Euro zu. Sie konnte der Stadt Suhl
Mängel bei der Absicherung von Fahrbahnschäden nachweisen”, weiß Katrin
Rüter de Escobar. In anderen Urteilen sei allerdings die Übernahme der
Schäden abgelehnt worden. Tenor hier: Bei allgemein schlechten
Straßenzuständen, ausreichender Beschilderung und angemessener Fahrweise
könnten Schäden vermieden werden.

Autor: Redaktion / dapd