Skunk Anansie sind wieder da. Nach längerer Ruhepause, einem Best-Of Album und der neuen Platte “Wonderlustre” sind die vier Briten jetzt auf Tour und werden ganze fünf Mal Station in Deutschland machen. CityNEWS sprach mit Gitarrist Ace über die Tour, über Veränderungen und die Konstellation der Band.
CityNEWS: Im Februar werdet Ihr durch Europa touren und insgesamt fünf Konzerte in Deutschland spielen. Welche deutsche Stadt magst Du am liebsten?
Ace: Hmm. Meine Liebste deutsche Stadt… Hamburg und Berlin. Außerdem liebe ich München! In Hamburg habe ich immer viel Spaß, aber am spannendsten finde ich im Moment Berlin, weil man dort toll beobachten kann, wie viele Dinge sich gerade verändern. Auf der Rangliste steht also zuerst Berlin, danach München und als drittes Hamburg.
CityNEWS: Und was ist mit Köln?
Ace: (lacht) Köln ist großartig zum Shoppen und Ausgehen.
CityNEWS: Es hat in den letzten Jahren viele Bands gegeben, die versucht haben euren Stil zu imitieren. Viele sind daran gescheitert. Was ist es, das Skunk Anansie so einzigartig macht?
Ace: Es ist wie bei vielen Bands: Alles hängt stark von der Konstellation der Leute in einer Gruppe ab. Die Inhalte sind immer mit den Mitgliedern verwoben. Skunk Anansie sind das, was wir sind: vier sehr verschiedene Persönlichkeiten mit unterschiedlichem persönlichen Hintergrund und eigenständigen musikalischen Einflüssen. Das kann man auch besonders gut am Beispiel von Led Zeppelin beobachten. Eine Menge Bands haben versucht sie zu kopieren, aber das kann nicht funktionieren, denn sie sind einfach nicht Robert Plant oder Jimmy Page, auch wenn sie ihre Musik nachspielen. Das ist der eine Punkt. Aber damit hat man noch keine funktionierende Band. Ich denke, die Magie und die Chemie untereinander bedingen Skunk Anansie, der Vibe, die Energie. Das muss passen.
CityNEWS: Auf der Bühne seid ihr schon „alte Hasen“. Wie erhaltet ihr die Frische und den Esprit über diesen langen Zeitraum?
Ace: Es ist doch großartig Konzerte zu spielen. Das ist doch das, worum es im Rock ursprünglich geht! Im Grunde ist es ein Weg jung zu bleiben. Es ist doch so: Du hörst im Alter von zehn Jahren zum ersten Mal Rockmusik und jedes Mal, wenn du es wieder tust, zu jeder anderen Zeit Deines Lebens, fühlst Du Dich, als wärst Du zehn Jahre alt. Und wenn Du mit zwanzig Jahren anfängst, Gitarre in einer Band zu spielen, dann fühlst Du Dich jedes Mal, wenn Du mit dieser Band auf der Bühne stehst wie ein Zwanzigjähriger. Das ist doch genial – ein zeitloser Weg nicht zu altern!
CityNEWS: Es wird niemals langweilig?
Ace: (lacht) Oh mein Gott, nein, es wird nicht langweilig. Der Rest dazwischen, also das restliche Leben vielleicht, aber Rock `n Roll ist niemals langweilig.
CityNEWS: Welche Entwicklung siehst Du in eurer Musik, wenn du zu euren Anfängen in den frühen 90er Jahren zurückblickst?
Ace: Oh, gute Frage. Ich sehe jede Platte, die wir gemacht haben, wie eine Fotografie der Zeit, in der sie entstanden ist, also als eine Abbild dessen, wer wir damals waren. Wo wir uns in jenem Moment befanden, wie wir uns fühlten. Was wir taten, ich sehe die Leute, die uns umgaben, welche Beziehungen wir pflegten – im Prinzip ist es eine Art Weltverständnis, das wir in der jeweiligen Zeit hatten, die Reflexion eines Abschnittes. Und das alles zusammen führt rückwirkend betrachtet an den Punkt, an dem wir uns jetzt befinden: Wir hören unterschiedliche Musik, wir haben andere Beziehungen, wir leben an unterschiedlichen Orten, wir reisen anders durch die Welt. Weißt Du, wenn wir in zehn Jahren ein Album aufnehmen, wird das garantiert total anders sein, als die aktuelle Platte. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen wirr, aber es würde nach dem klingen, in was wir auf dem Weg dorthin und dann verwickelt wären.
CityNEWS: Eure Texte sind oft sozialkritisch. Ist das so, weil ihr Dinge mit eurer Musik verändern wollt oder um den Menschen, die eure Musik hören, Denkanstöße zu geben?
Ace: Da ist sicher von beidem was dabei. Wir bringen die Leute zum Nachdenken, und wenn Du sie zum Nachdenken bringst, dann kann es natürlich sein, dass sich in ihrem Leben Dinge verändern. Aber wir predigen nicht, wir schreiben niemandem vor irgendetwas zu tun oder zu lassen. Wir sagen, was wir fühlen und wenn sich jemand etwas daraus mitnehmen kann, oder sich eine Botschaft raus zieht, und dann anders handelt, weil er die Dinge ähnlich sieht, dann ist das natürlich wirklich toll. Aber auch wenn das nicht der Fall ist, ist das völlig okay. Weißt du, wenn ich einen Song einer Band höre, der mir wirklich gut gefällt, dann ist das erstmal ein großartiger Song. Das muss nicht gezwungenermaßen heißen, dass ich mit dem einverstanden bin, was in ihm gesagt wird. Ich verstehe unter Umständen, was gemeint ist und ich respektiere es, aber es bedeutet nicht, dass ich es auch tue. Skunk Anansie schreiben niemandem vor, was er oder sie zu denken hat – wir erzählen den Leuten, was wir denken. Es ist vielleicht nicht immer unbedingt die Botschaft, die das Publikum schätzt, sondern die Art und Weise, wie wir sie vertreten. Die Authentizität dessen, was wir sagen. Und wenn sie der gleichen Ansicht sind merken sie: Okay, diese Leute sind tatsächlich das, was sie vorgeben zu sein.
CityNEWS: Was tust Du – wenn Du nicht gerade auf Tour bist – in Deiner Freizeit?
Ace: In meiner Freizeit gehe ich gerne auf Konzerte, hänge mit meinen Freunden rum oder spiele Gitarre – Musik ist meine Lieblingsbeschäftigung. Außerdem habe ich jetzt einen Sohn, da geht jede freie Minute drauf. Wir fahren ins Museum, zu Shows, auf Konzerte, malen Bilder, wir gehen was essen. Demnächst nehme ich ihn mit in die Schokoladenfabrik, wir waren nämlich vor einigen Wochen in der Schweiz und jetzt möchte ich ihm zeigen, wie man die Schokolade herstellt.
Tourdaten Deutschland
- 15.02.2011: Stuttgart
- 16.02.2011: München
- 19.02.2011: Dresden
- 20.02.2011 Köln
- 27.02.2011 Hamburg
Autor: Ina Laudenberg