Sekt and the City – "Einmal Sinn des Lebens und zurück, bitte!"

Das Ensemble von 'Sekt in the City' / copyright: v v g – koeln
Das Ensemble von ‘Sekt in the City’
copyright: v v g – koeln

So könnte der Kartenkauf für diesen Abend lauten. Denn in “Sekt and the City” erklären uns fünf Vollblut-Schauspielerinnen in sehr kurzweiligen zwei Stunden, was es heißt, ein Frau zu sein und mit dem Leben zu hadern… zumindest bis zum fünften Glas Sekt.

Diese Fahrt durch die Show macht Spaß, auch wenn man sich hin und wieder ertappt fühlt – so als Frau – Anfang Vierzig! Der Regisseur Hanno Friedrich hat mit seinem Sprung vom “Sechserpack”- Schauspieler zum “Damen Quintett – Bändiger” ein gelungenes Debüt hingelegt. Eine knifflige Aufgabe, wenn man selbst im Zuschauerraum spürt, wie schwer sich die fünf erfahrenen Solokünstlerinnen zunächst tun, als ‚beste Freundinnen’ zu glänzen. Doch zum Ende des ersten Teils sind sie zusammengewachsen, die Pointen sitzen und die leicht spröde Stimmung ist einem heiteren Mit- und Durcheinander gewichen. Und so freut man sich auf den zweiten Teil und wird für seine Geduld belohnt.

Denn die Träume von Heike, einmal ganz oben auf dem Showtreppchen zu stehen, der sehnliche Wunsch von Lena nach erfülltem Sexleben, oder von Nessa, die nicht länger ihre Depression vor sich hertragen will und bestenfalls in Werbejingles Möhrchen tanzen lässt, bringen uns erst zum Lachen – und dann zum Nachdenken. Auch Pia’s Demonstration von den Tücken eines HighTech-BMW’s oder der aberwitzigen Suche nach dem Anfang des Klopapiers auf öffentlichen Toiletten, hält uns den berühmten Spiegel vor die Nase. Denn was wir sehen ist ganz normaler Alltags-wahnsinn, den nicht nur Frauen kennen. Listig verpacken die Damen alles in wordgewandtem und stimmgewaltigem Dekor, so dass man oft erst auf halber Strecke merkt, dass man (bzw. frau) gerade über sich selber kichert. Ups!

Doch mit einer vor lauter Selbstironie liebenswerten Meike Gottschalk (Heike), mit einer zum in den Arm nehmen schlechtgelaunten Vanessa Maurischat (Nessa), mit Sia Korthaus (Pia), die mit dem gemeinen Alltag auf Konfrontationskurs geeicht scheint und Helena Marion Scholz (Lena), die schonungslos beim Outing in Sachen Liebe, Sex und anderen Schweinerein auch singend kein Blatt vor den Mund nimmt, hat der Regisseur noch nicht alle Trümpfe ausgespielt. Sein As: Betty LaMinga, das swingende Energiebündel! Denn während sich die vier Freundinnen an Pettys Sektbar dem Träumen und Jammern auf alkoholgeschwängerten Flügeln davontragen lassen, prescht Petty immer wieder dazwischen, wenn es droht, zu kitschig zu werden. Laut und derb und voller Herzblut.

In der Rolle der resoluten Barfrau erdet sie die Damen auf der Bühne – und sicher auch so manche im Zuschauerraum. Mit Swing und Sexappeal mischt sie auf, holt uns alle in die Realität zurück und erklärt, was alle eigentlich schon wissen: Das Glas ist immer noch halb voll! Also, auf geht’s!

Von melancholisch bis ordinär (Danke für diese Lieder!), von verzweifelt bis hoffnungslos albern – fest steht mal wieder: Keine Frau ist nur eine Frau, sondern viele verschiedene! Und spätestens nach “Sekt and the City” wissen wir: Jede von ihnen macht einen Höllenspaß!

Autor: Jennifer Preußer