Dem Licht stets zugewandt – Sonnenblumen drehen ihre Köpfe mit dem Lauf der Sonne – Nur alte Exemplare blicken nach Osten

Mit ihren grossen Bluetenköpfen und dem starken Wuchs zeigen sie sich jetzt von ihrer schönsten Seite: Sonnenblumen gehören zu den beliebtesten Gartenpflanzen im Sommer.  / copyright: Theo Heimann/ ddp
Mit ihren grossen Bluetenköpfen und dem starken Wuchs zeigen sie sich jetzt von ihrer schönsten Seite: Sonnenblumen gehören zu den beliebtesten Gartenpflanzen im Sommer.
copyright: Theo Heimann/ ddp

Mit ihren großen Blütenköpfen und dem starken Wuchs zeigen sie sich jetzt von ihrer schönsten Seite: Sonnenblumen gehören zu den beliebtesten Gartenpflanzen im Sommer. Die auffälligen Korbblütler aus Nordamerika sind in vielerlei Hinsicht eine Bereicherung für den Garten.

“Als Bodenverbesserin, Bienennährpflanze und Vogelfutter ist die Sonnenblume in allen Stadien ihres Lebens nützlich”, sagt Brigitte Goss, Beraterin bei der Bayerischen Gartenakademie. Geschätzt wird die alte Kulturpflanze aber nicht nur als Schnittblume, sie bereichert auch die Küche mit ihren Kernen und dem daraus gewonnenen Öl.

Auf Feldern ist meist die einjährige Sonnenblume (Helianthus anuus) zu sehen, weil sie als Öl- und Futterlieferant auch landwirtschaftlich genutzt wird. Hier wird besonders deutlich, dass Sonnenblumen wahre Sonnenanbeter sind. Denn sie gehören zu denjenigen Pflanzen, die ihren Blütenstand nach der Sonne ausrichten, um so viel Licht wie möglich zu bekommen. Daher blicken auf Feldern immer sämtliche Köpfe der Blume in eine Himmelsrichtung. Zeitrafferaufnahmen zeigen, dass die Sonnenblume tagsüber mit ihrem Blütenstand dem Lauf der Sonne folgt und nachts ihren Kopf nach Osten zurückdreht. Das liege an einem besondern Gewebe im Hals des Blütenkopfes, informiert der Ökologisch-Botanische Garten der Universität Bayreuth. Verantwortlich dafür ist der Stoff Auxin, der die Pflanze auf der beschatteten Seite stärker wachsen lässt und so die Drehung ermöglicht. Diese Ausrichtung nach dem Sonnenstand wird als Heliotropismus bezeichnet. Mit zunehmender Reife der Blume lässt die Beweglichkeit aber nach, ältere Exemplare orientieren sich dann nach Osten zur aufgehenden Sonne und verharren in dieser Richtung.

Im botanischen Namen der Sonnenblume “Helianthus” stecken die griechischen Worte “helios”, die Sonne, und “anthos”, die Blume. Aus den ursprünglich nordamerikanischen Präriepflanzen wurden sowohl über zwei Meter hohe Blumenriesen als auch niedrige Topfsorten gezüchtet. Im Sommer werden sie in den Gärtnereien laufend angeboten. “Wer lange Freude an der Blütenpracht haben möchte, sollte kleinblumige Sorten wählen”, sagt Gartenberaterin Brigitte Goss. Sie empfiehlt außerdem pollenfreie Sorten wie “Ruby Eclipse”, “Sunrich Orange” und “Sunrich Lemon”. Diese würden lange blühen und als Schnittblumen auch keine verunreinigten Tischdecken hinterlassen.

Viele Jahre lang kann man sich an der Staudensonnenblume erfreuen. Anders als die einjährigen Exemplare sind diese Großstauden ausdauernd. Bei einer Höhe von 1,20 bis zwei Metern entfalten sie je nach Sorte ihre Blütenpracht von Juli bis in den Oktober. Die Blüten dieser Sonnenanbeter sind zwar kleiner als die der einjährigen Sonnenblumen, dafür aber umso zahlreicher. Staudensonnenblumen haben reichlich verzweigte Stängel, an deren Triebspitzen goldgelbe Korbblüten sitzen, die bei manchen Sorten dicht gefüllt sind. Die Großstauden wirken besonders gut einzeln oder zu wenigen auf Beeten und Rabatten.

“Attraktiv sind sie auch mit Herbstastern, Sonnenbraut, Sonnenhut und hohen Ziergräsern”, empfiehlt Joachim Meyer, Autor des Kompendiums “Das große Ulmer Gartenlexikon” (Verlag Eugen Ulmer 2010). Für den Garten besonders geeignet sind die ausdauernden Großstauden H. microcephalus “Lemon Queen” und H. decapetalus “Capenoch Star”. “Auch die Schwarzaugensonnenblume (H. atrorubens) wächst ausdauernd, an ihren rötlich überlaufenen Stängeln prunken goldgelbe Blütenköpfe mit purpurner Mitte”, sagt Meyer.

Dabei müssen Sonnenblumen nicht immer gelb sein. Neuere Züchtungen bringen orange, bräunliche und rote Blüten hervor. Teilweise sind sie so dunkel, dass sie von weitem fast schwarz erscheinen. Eine solche sehr dunkle Sonnenblume ist beispielsweise die rubinrote “Black Magic F1”, die im Sommer ein Blickfang in Garten und Blumenstrauß ist. Für die Vase sollten alle Sonnenblumen immer am frühen Morgen geschnitten werden, rät die Bayerische Gartenakademie. Am längsten halten sie, wenn man bis auf zwei oder drei alle Blätter entfernt und die schräg angeschnittenen Stiele sofort ins Wasser stellt.

Einjährige Sonnenblumen lassen sich auch sehr einfach aus Samen ziehen.
Im Frühjahr kommen sie im Haus in Töpfchen: Dazu steckt man die Samen
ein bis zwei Zentimeter tief in Anzuchterde. Sobald kein Frost mehr zu
erwarten ist, kann die Sonnenblume an die gewünschte Stelle ausgepflanzt
werden. 

Vorteilhaft erweisen sich vorgezogene Pflanzen nicht
nur wegen des Wachstumsvorsprungs: Weil sie größer sind, haben sie auch
bessere Chancen, den starken Appetit der Schnecken zu überstehen.

Große Exemplare eignen sich besonders für die hinteren Reihen von
sonnigen Blumenrabatten. In nahrhaften, leicht durchlässigen, humosen
Böden gedeihen die eindrucksvollen Sommerblüher prächtig. Einzeln oder
in einer Dreiergruppe gepflanzt, benötigen sie zu ihren Nachbarn einen
Abstand von etwa 70 Zentimetern.

Autor: ddp-Korrespondentin Dagmer Thiel/ Bayerische Garte