Deutschland-Premiere des Musicals "Rocky Horror Show" in Köln gefeiert

Der Schauspieler Rob Fowler (r.) in der Rolle des Frank-N-Furter im Musical Dome. Am Mittwoch Abend feierte die Neuinszenierung des Musicals dort ihre Deutschlandpremiere. Nach Köln ist das Musical auch in Berlin, Wien, Basel, Hamburg, Stuttgart, Düsseldorf, Essen und München zu sehen. / copyright: Hermann J. Knippertz / dapd
Der Schauspieler Rob Fowler (r.) in der Rolle des Frank-N-Furter im Musical Dome. Am Mittwoch Abend feierte die Neuinszenierung des Musicals dort ihre Deutschlandpremiere. Nach Köln ist das Musical auch in Berlin, Wien, Basel, Hamburg, Stuttgart, Düsseldorf, Essen und München zu sehen.
copyright: Hermann J. Knippertz / dapd

Es waren schon einige sonderbare Gestalten, die sich am Mittwochabend im Zuschauerraum des Kölner Musical Domes versammelt hatten. Gymnasiastinnen in Spitzenkorsetts, Sekretärinnen im frivolen Dienstmädchen-Outfit und junge Männer, die sich mit knapp sitzenden goldenen Höschen ausreichend bekleidet fühlten.

Lüstling aus dem Weltall verführt verlobtes Pärchen

Ein besonderer Anlass hat sie zusammen geführt, die “Rocky Horror Show” gastiert in der Stadt Köln im Musical Dome, das Erfolgsmusical von Richard O’Brien. Seit der Premiere im Jahr 1973 haben rund 20 Millionen Menschen das Rockmärchen für Erwachsene erlebt, nun startet die Neuauflage in Köln zu einer großen Deutschlandtournee.

Die “Rocky Horror Show” erzählt die Geschichte der biederen Verlobten Brad und Janet, die nach einer Autopanne im Schloss des bizarren Wissenschaftlers Frank’n Furter stranden. Der außerirdische Lüstling will hier seinen muskelbepackten Traummann Rocky erschaffen, verführt aber nebenbei sowohl Brad wie auch Janet. Als sich Frank’n Furter durch seine Extravaganz den Zorn seiner außerirdischen Auftraggeber zuzieht, gerät auch das junge Paar in höchste Gefahr.

Das an den schäbigen Hollywood-B-Movies der 1950er Jahre angelehnte Stück wurde vor allem durch seine Verfilmung im Jahr 1975 zum Kult. Damals spielte neben Tim Curry und Rockstar Meatloaf die spätere Oscar-Gewinnerin Susan Sarandon als Janet eine ihrer ersten Hauptrollen.

In Köln tut Regisseur Sam Buntrock gut daran, sich nicht an der legendären Verfilmung zu orientieren, sondern die ursprüngliche Bühnenfassung mit neuem Leben zu füllen. So ist das Bühnenbild karg, aber originell, das gut aufgelegte Ensemble übersichtlich. Der ehemalige Formel-1-Mechaniker Rob Morton Fowler glänzt als Frank’n Furter. Dank ausgezeichneter Stimme, komödiantischem Talent und starker Bühnenpräsenz macht er Tim Curry vergessen, der die Figur im Film verkörpert. Stark auch Matt McKenna als stimmgewaltiger Diener Riff Raff und Sam Cassidy, der einen ungewöhnlich dämlichen Rocky gibt.

Sky Du Mont verbockt Einsatz

Das Ensemble ist in Großbritannien bestens ausgebildet und hat Erfahrungen auf dem berühmten Musical-Meile am Londoner Westend gesammelt. Den einzigen deutschsprachigen Part des Erzählers übernimmt Sky Du Mont. Für den 64-Jährigen ist es die Musical-Ppremiere. “Mir gefällt an dieser Geschichte, dass sie so schräg ist”, sagte Du Mont im dapd-Interview.

Allerdings ist bei “Rocky Horror” das Publikum nicht nur wie die Hauptfiguren kostümiert, es spielt auch aktiv mit. Wenn Brad und Janet auf der Bühne durch den strömenden Regen irren, kommen im Publikum reichlich Wasserpistolen zum Einsatz, als Frank’n Furter sich mit seiner Schöpfung vermählt, fliegen Konfetti und sogar ganze Rollen Toilettenpapier durch den Saal. Entsprechendes Zubehör konnte vorher an der Garderobe gekauft werden.

Wie interaktiv das Publikum ist, bekam auch Du Mont zu spüren. So gehört es zur Tradition des Stücks, die Ausführungen des Erzählers mit dem Zwischenruf: “Boring (langweilig!)” zu stören. Du Mont konterte das mit der ihm eigenen Nonchalance, was ihn aber nicht davon abhielt, einen seiner wenigen Einsätze gewaltig zu verbocken. Schlimm war das aber nicht, im Gegenteil: Am Ende von knapp zwei sehr unterhaltsamen Stunden tanzten rund 1.700 Zuschauer ausgelassen mit dem Ensemble den “Time Warp“, der Tanz, der Zeit und Raum aufhebt. Zumindest an diesem Abend hat das tatsächlich funktioniert.

Unter den geladenen Gästen waren u.a. Oberbürgermeister Jürgen Roters, der bekannte Forensiker Mark Benecke (Dr. Made), Stephan Brings, Dolly Buster, Wolfgang Niedecken, Joey Kelly, Christoph und Cassia Kuckelkorn, Bernhard Hoecker, Marie-Luise Marjan, Janine Kunze und Birgit Schrowange.

Die “Rocky Horror Show” ist noch bis 10. Juli in Köln zu sehen. Danach gastiert das Stück noch bis Januar 2012 unter anderem in Hamburg, Frankfurt, Berlin und Wien. Überschattet wird die Tournee von Tod ihres Produzenten Michael Brenner, der am 21. Mai an den Folgen eines Verkehrsunfalls starb. Ihm ist auch das Stück gewidmet.

Autor: dapd / BMELV/ MKULNV Redaktion