Die Kunsthistorikerin Pamela Kort stellt das Bild in einem Vortrag vor. Unter dem Titel “Das ungewohnte Neue: Ernst Ludwig Kirchner 1924 bis 1938” findet am 11. Mai 2010 um 19 Uhr die Veranstaltung im Museum Ludwig statt.
Mit Hilfe der Kulturstiftung der Länder und des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen konnte das Museum Ludwig das Gemälde “Braune Figuren im Café” von Ernst Ludwig Kirchner ankaufen, das der Künstler 1928 bis 1929 gemalt hatte. Das Werk ergänzt in idealer Weise die Kirchner-Sammlung im Museum, das bereits zahlreiche Werke aus der Berliner und frühen Davoser Zeit des Malers besitzt, wie zum Beispiel “Fünf Frauen auf der Straße”, 1913, oder “Eine Künstlergemeinschaft”, 1925 bis 1926.
Anlässlich dieses Ankaufs hält die Berliner Kunsthistorikerin Dr. Pamela Kort einen Vortrag unter dem Titel “Das ungewohnte Neue: Ernst Ludwig Kirchner 1924 bis 1938” über Kirchners Spätwerk. Dieses wurde in seiner Zeit oftmals nicht verstanden oder sogar abgelehnt. Erst allmählich unterzieht die Forschung es einer Neuuntersuchung. Der Vortrag beschäftigt sich damit, wie sich Kirchners “Spätwerk” zu seinen früheren Gemälden und Zeichnungen verhält. Zudem zeigt Kort auf, dass Kirchners Versuch eines neuen Stils, der sich außerhalb etablierter Kategorien entwickelte, damals wie heute von großer Bedeutung für jüngere Maler ist.
Konsequent und unbeirrt malte Kirchner in seiner Schweizer Zeit, 1917 bis 1938 Sujets, die zwischen Naturbild, Abstraktion und neuer Formfindung angesiedelt sind und in einigen Fällen zu den wagemutigsten und weitsichtigsten Werken der Moderne zählen. Im Gegensatz zu seinen vibrierenden Großstadtszenen der Berliner Jahre strahlt sein Spätwerk eine große Ruhe aus, der Künstler malte flächiger.
“…ich komme jetzt doch auf eine neue Technik darin, dass ich erst die großen glatten Flächen einfach anlege, dann kleinere Flächen darüber, teils darüber hinaus streiche und so erst die ganze Leinwand fülle, ehe ich Details anbringe,” notiert Kirchner in seinem Tagebuch.
“Braune Figuren im Café” gehört zu den gleichermaßen qualitätvollen wie spannenden Beispielen für Kirchners eigene Bildsprache jener Jahre. Es zeugt von seiner Beschäftigung mit der Formensprache des Jugendstils, aber auch von seiner Auseinandersetzung mit Picasso und dem Studium der Werke Böcklins und Hodlers. Darüber hinaus findet Kirchner hier zu Bildideen, die Vergleiche mit der expressiv geladenen Figurauffassung Francis Bacons über ästhetische Grundmuster der vierziger und fünfziger Jahre bis hin zu den eigentümlich verunsichernden Motivkonstellationen Peter Doigs nahelegt.
Den Vortrag in der Reihe “KunstBewusst” haben die Freunde des Wallraf-Richartz-Museums und des Museums Ludwig e. V. gemeinsam mit der Fritz Thyssen Stiftung organisiert.
Weitere Informationen zum Vortrag “Das ungewohnte Neue: Ernst Ludwig Kirchner 1924 bis 1938” können Sie hier aufrufen.
Autor: Redaktion / Stadt Köln / ARAG