Michael Hampe wieder in Köln

Prof. Dr. Arnold  Jacobshagen, Prof. Dr. Michael Hampe über die Oper / copyright: Andrea Matzker
Prof. Dr. Arnold Jacobshagen, Prof. Dr. Michael Hampe über die Oper
copyright: Andrea Matzker

Ein unbedingtes Must für jeden Opernliebhaber war das Gespräch des ehemaligen Kölner Opernintendanten Prof. Dr. Michael Hampe mit Prof. Dr. Arnold Jacobhagen, das im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Programm 12“ der Hochschule für Musik und Tanz Köln im Italienischen Kulturinstitut stattfand.

Thema des zweistündigen Vortrags war der Opernfilm, Filmmusik und – als sein besonderes Steckenpferd – die Zukunft der Oper im Allgemeinen, aber auch die des Kölner Hauses.

Der historische Überblick begann mit einem eindrucksvollen Filmausschnitt von „Così fan tutte“ unter Herbert von Karajan. Anhand vieler weiterer Film-Dokumentationen und –Mitschnitte erläuterte ein sehr erfrischend und jugendlich wirkender Michael Hampe die diversen technischen Schwierigkeiten und immensen Kosten, die damals ein Opernfilm mit sich brachte, abgesehen von allem fachlichen Können.

1953 brachte Sophia Loren einem breiten Publikum die „Aida“ näher, und 1954 sorgte „Carmen Jones“ mit Harry Belafonte für Furore. Karajan arbeitete erfolgreich mit Leo Kirch zusammen, und Hampe selbst machte 30 Opernfilme, darunter den berühmte „Barbiere“ von 1988, in dem er Cecilia Bartoli zum erstenmal in Deutschland engagierte.

„Armut auf der Bühne darzustellen, kostet sehr viel Geld“, so der international erfolgreiche Regisseur. „Die Musik in der Oper dient als Ausdrucksträgerin und herrscht souverän, weil die Partitur bereits besteht.“ Mit dem Farbfilm, 35 mm, Breitwand und einem enormen technischen Aufwand wurde die Produktion immer teurer. Ponnelle- und Zeffirelli-Inszenierungen, die absoluten Höhepunkte der Ästhetik des Opernfilms, waren kaum noch bezahlbar, daher zu selten. So fanden sie auch kein weltweites Publikum. Heute habe die Oper nichts mehr zu sagen. Vor 30 Jahren wurde eine Aufführung von 350.000 Leuten im Jahr gesehen, heute von 120.000. Das Genre ist in einer existenziellen, geistigen und künstlerischen Krise. Hampe hofft, dass die Oper aus dem Ghetto des Insiderwesens herausfinden kann: „Insider produzieren heute Insiderisches für Insider.“ In Bayreuth, zum Beispiel, geschähe nur „Unfug und Dilettantismus.“

Inzwischen aber gibt es unvergleichlich viele und kostengünstigere technische Möglichkeiten, wie Computeranimation, Beamer, etc., noch dazu mit den großartigen jungen Talenten, die wir zur Zeit haben. Heute könnte man Proben unter besten Bedingungen aufnehmen, sie danach ins Internet setzen, auf CD, DVD, im TV oder auch im Unterhaltungsprogramm der Lufthansa anbieten, öfter und in verschiedenen Städten spielen. Ebenso könnten Köln und Bonn unter einer Intendanz fusionieren, und wenn sie auf einer grünen Wiese bei Wesseling proben würden, jeweils 25 Aufführungen amortisierten die Kosten, es gäbe eine eigene Medienabteilung, sie wäre auch auf You Tube zu sehen – „so wäre mein alter Traum erfüllt!“

Autor: Andrea Matzker