Die Azoren: Europas grüner Vorposten im Meer

Panorama der Sete Cidades auf der Azoren-Insel Sao Miguel. / copyright: Azoren / dapd
Panorama der Sete Cidades auf der Azoren-Insel Sao Miguel.
copyright: Azoren / dapd

Vulkane, Wale und Tee: Jeder der Azoren-Inseln hat ihren eigenen Charme und sind beliebt, zumindest wenn es ums Wetter geht. Wenn dort ein Hochdruckgebiet entsteht, bedeutet das für Deutschland Sonne und Wärme. Die Inselgruppe selbst ist dagegen nicht sehr bekannt.

Vielleicht liegt Europas Vorposten einfach zu weit draußen im Atlantik. Die Azoren bestehen aus neun bewohnten Inseln, allesamt aus Vulkanen entstanden, von denen jede ihre Eigenheiten und ihren besonderen Charme hat.

Sao Miguel punktet mit der Hauptstadt Ponta Delgada, heißen Quellen und den einzigen Teeplantagen Europas. Sao Jorge ist ein Wander- und Faial ein Seglerparadies, mit viel Grün und einer mondähnliche Vulkanlandschaft. Auf Pico gibt es ein UNESCO-geschütztes Weinanbaugebiet, den höchsten Berg Portugals und perfekte Möglichkeiten zur Walbeobachtung. Alle Inseln während einer Reise zu erkunden, ist schwierig. Diese vier lassen sich gut miteinander kombinieren.

Lebendig ohne Massentourismus

Besucher des Archipels schweben auf dem Flughafen der größten Insel Sao Miguel ein. Die Bewohner der kleineren Inseln rümpfen die Nase, wenn es um die Hauptinsel geht – viel zu touristisch. Es stimmt, dass dort die größten Hotels des Archipels stehen. Doch vom Massentourismus ist auch Sao Miguel weit entfernt.

Die quirlige Hauptstadt gibt sich an ihrer Uferpromenade sehr modern. Beliebter Treffpunkt für Einheimische und Touristen ist die Marina mit ihren Restaurants und Cafés. Ein perfekter Platz, um die Abendsonne zu genießen. Hinter der Promenade vollzieht sich ein abrupter Übergang von modern zu historisch. Enge Gassen und Plätze mit altehrwürdigen Gebäuden prägen die Altstadt.

Wer vom Großstadtrummel genug hat, für den ist die Lagoa das Sete Cidades im Westen ein passendes Ziel. In tiefem Blau liegt der See in der Mitte eines riesigen Vulkankraters. Wanderschuhe sollte man dabeihaben: Die Umrundung des Kraters gehört zu den spektakulärsten Touren des Archipels.

Tee und ein Eintopf sind die Spezialitäten

Ruhig geht es auch auf den Teeplantagen an der Nordküste zu. Die Chá Gorreana gibt es seit 1883 und sie ist bis heute in Familienbesitz. Der Tee wird nach alter Tradition mit fast ebenso alten Maschinen hergestellt. Im Osten der Insel wird es in Sachen Spezialitäten mit dem Cozido etwas skurriler. Der reichhaltige Eintopf aus Fleisch, Kartoffeln und Gemüse wird nicht auf dem Herd zubereitet, sondern man nutzt vulkanische Aktivitäten genutzt: Der Cozido wird in einem Erdloch gegart, zum Beispiel am Rand des Lagoa das Furnas. Zwischen gurgelnd heißen Quellen haben die Bewohner des nahegelegenen Ortes Furnas Dutzende dieser Erdlöcher ausgehoben.

Von Sao Miguel aus geht es mit dem Flugzeug nach Pico. Ein guter Standort zur Erkundung der umliegenden Inseln: Nach Faial und Sao Jorge gibt es regelmäßige Fährverbindungen. Die Silhouette des 2.351 Meter hohen Pico prägt das Bild der Insel – es gibt kaum einen Ort, von dem aus der riesige Vulkankegel nicht zu sehen ist. Seine Lava hat die Erde fruchtbar gemacht. Weinbauern produzieren hier einen edlen Tropfen. Die Weinfelder auf Pico sind so einzigartig, dass sie als UNESCO-Weltkulturerbe geschützt sind: Kleine Parzellen von nur rund 20 Quadratmeter Größe sind von Mauern aus Lavasteinen umgeben. Dort wachsen die niedrigen Weinstöcke, profitieren geschützt vom Wind von der Wärmespeicherung des Lavagesteins. Die Lese erfolgt in mühsamer Handarbeit.

Wandern oder hinauf aufs Meer

Wer auf Pico ist, muss hinauf aufs Meer. Die Gewässer rund um die Insel sind ein Whale-Watching-Mekka. Die Liste ist lang: Pottwale, Buckelwale und Blauwale sind zu sehen. Dazu Orcas und viele Delfinarten. Es ist schwierig, vor Pico keinen von ihnen zu entdecken.

Mit der Fähre geht es hinüber nach Faial. Dort trifft sich in Horta alles, was mit dem Segelboot unterwegs ist. Wer hier angelegt hat, verewigt sich auf dem Kai mit einem bunten, fantasievollen Bild. Weltbekannt ist das Peter Café Sport am Hafen. Es ist Treffpunkt und Informationsbörse für Seeleute. Und das schon seit seiner Eröffnung im Jahr 1918. Noch heute trudeln hier Nachrichten für Segler ein, die vom Eigentümer José Henrique Azevedo aufbewahrt und ausgehändigt werden. Der Großvater hatte diese Tradition begonnen und der Enkel führt sie mit großem Enthusiasmus weiter.

Doch auf Faial geht es nicht nur um das Meer. Das Inselinnere lädt zum Wandern ein. Eine spektakuläre Tour beginnt bei Ribeira do Cabo. Nichts ahnend geht der Wanderer durch lauschiges Grün, bis sich vor ihm plötzlich die Folgen eines Infernos auftun: Am 27. September 1957 begann hier die Erde zu toben. Ein unterseeischer Vulkan brach aus und hinterließ nach mehreren Monaten eine Mondlandschaft. Den besten Blick hat man nach einem steilen Anstieg vom benachbarten Kraterrand des Cabeco da Fonte.

Beschauliches Ungeheuer

Auf Sao Jorge sind zwar nicht die Spuren eines zerstörerischen Vulkanausbruchs zu sehen, dafür wirkt die Insel wie der Rücken eines Seeungeheuers. Steil erhebt sie sich aus dem Meer, die Küste besteht aus fast senkrechten Hängen. Die Menschen haben sich trotzdem etwas Land abgetrotzt. Fajas werden die Siedlungen unterhalb der Steilküste genannt, einige von ihnen sind bewohnte Dörfer, andere dienen nur noch der Sommerfrische.

Nach Sao Jorge fährt man vor allem zum Wandern. Etwas Kondition sollte man mitbringen, manchmal kann es recht anstrengend werden. Belohnt wird man von grandiosen Aussichten und üppig blühenden Hortensien. Sie sind typisch für die Azoren und dienen als Zäune. Aber hier bilden sie einen ganz besonderen und einmaligen Kontrast zur schroffen Bergwelt.

Weitere Informationen unter: www.visit-azoren.de und www.visitazores.com

Autor: Redaktion / dapd / http://bvap.de