Arbeitslos? Wie Sie die Krise seelisch meistern

Die persönliche Krise der Arbeitslosigkeit seelisch meistern. / copyright: matttilda - Fotolia.com
Die persönliche Krise der Arbeitslosigkeit seelisch meistern.
copyright: matttilda – Fotolia.com

Nach Schätzungen von Experten werden in den nächsten Monaten bis zu 600.000
Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren. Für die meisten Betroffenen ist das eine große persönliche Krise, die am Selbstwertgefühl nagt und für große Verunsicherung sorgt.

Voraussichtlich 600.000 Menschen werden in den nächsten Monaten ihren Job verlieren. Eine schwierige Situation für jeden Einzelnen: Kurt Eikemeier, Pressereferent der Bundesagentur für Arbeit Nürnberg, erklärt hier, warum der Einschnitt so schmerzhaft ist und wie man damit umgehen sollte.

Kündigungen sind immer ein kritisches Lebensereignis. Plötzlich keinen Job mehr zu haben, schädigt das Selbstwertgefühl. Unser Leben ist heute mehr denn je davon geprägt, welchen Platz wir in der Arbeitswelt einnehmen. Arbeitslosigkeit stellt zunächst alles infrage. Denn je länger ein Mensch in einem konstanten Arbeitsverhältnis gestanden hat, je älter er ist, je mehr er sich mit der Arbeit identifiziert und sich beruflich engagiert hat, umso bedrohlicher und schmerzlicher ist der Verlust der Arbeit. 

Bei den meisten droht eine persönliche Krise mit Verunsicherung und Stress. Die Zukunftsängste machen der Seele zu schaffen. Betroffene können darauf mit verschiedenen Symptomen reagieren wie Schlaflosigkeit, Antriebsschwäche, Appetitlosigkeit oder depressiven Verstimmungen. Es ist ungeheuer schwer, jetzt nicht die Nerven und das Selbstvertrauen zu verlieren. Um Lösungen entwickeln zu können, brauchen wir aber genau diesen Glauben an uns selbst. Hilfreich ist es, sich selbst Mut zu machen nach dem Motto: Du schaffst das schon, glaube an dich!

Ein persönlicher Rückblick auf bislang Erreichtes, auf errungene Erfolge in der Vergangenheit, aber auch auf Kämpfe, die man früher schon erfolgreich ausgefochten hat, können jetzt die sogenannte Selbstwirksamkeitserwartung stärken. Dahinter verbirgt sich nichts anderes, als das Wissen um die eigenen Fähigkeiten, Vorzüge und Qualifikationen.

Kündigung erhalten? Was Ihnen jetzt hilft 

  • Bewegen Sie sich. Wer jetzt körperlich aktiv wird oder bleibt, hilft dem Körper, den Stress zu reduzieren. Bewegung macht den Kopf frei. Und den brauchen Sie jetzt für klare Gedanken.
  • Entspannen Sie gezielt. Lesen Sie Bücher, spielen Sie Karten mit Freunden, machen Sie Yoga, gehen Sie in die Sauna. Ganz egal, womit Sie zur Ruhe kommen. Es hilft, nachts schlafen zu können.
  • Grübeln stoppen. Unterbrechen Sie negative Gedankenspiralen wie Kündigung, Arbeitslosigkeit, Hartz IV, sozialer Abstieg, Verlust des Freundeskreises… Führen Sie lieber konstruktive Selbstgespräche. Werden Sie aktiv.
  • Ziehen Sie Bilanz. Wie in einer Standortbestimmung sollten Sie sich selbst fragen: Wassind meine Stärken? Was kann ich besser als andere? Welche Ressourcen/Talente habe ich, die ich bisher beruflich noch gar nicht nutzen konnte? Nur, wer sinnbildlich den Kopf hebt, kann auch neue Wege für sich entdecken.
  • Begreifen Sie Ihre Lebenssäulen. Alles was wir verlieren, erscheint uns besonders wichtig. Machen Sie sich gerade bei Jobverlust klar, auf welchen Säulen Ihr Leben sonst noch ruht: Familie, Partnerschaft, Ehrenamt, Gesundheit etc. Das relativiert die Krise.
  • Machen Sie Ihre Situation transparent. Der größte Fehler wäre es jetzt, Ihre Arbeitslosigkeit zu verheimlichen. Eine Kündigung ist kein Makel. Suchen Sie gezielt die Nähe des Partners, von Freunden. Nehmen Sie Hilfe an. Bleiben Sie auch im Privatleben aktiv. Vermeiden Sie den inneren Rückzug.
  • Nutzen Sie Ihr soziales Netz für die Jobsuche. Suchen Sie Menschen, die Ihnen helfen können. Je mehr Menschen von Ihrer Situation wissen, umso größer die Chance, wieder eine neue Anstellung zu finden. Schaffen Sie ein regelrechtes Netzwerk, treten Sie ggf. Initiativen bei, die Sie bei der Suche unterstützen können.
  • Erweitern Sie Ihren Suchraum. Öffnen Sie Ihr Blickfeld und schauen Sie nicht nur nach vergleichbaren Positionen/Aufgaben. Denken Sie über berufliche Alternativen nach. Welche Fortbildungen können neue Wege eröffnen?
  • Suchen Sie Vorteile. Bleiben Sie aktiv und trauen Sie sich etwas zu. Glauben Sie an Ihre Fähigkeiten und darauf, gestärkt aus der Krise hervor zu gehen. Keine Situation hat nur negative Folgen.
  • Die Krise nutzen. Nutzen Sie die Krise, um die Weichen in Ihrem Leben vielleicht noch einmal ganz neu zu stellen. Hinterfragen Sie jetzt ganz bewusst Ihre eigentlichen Lebensträume und was davon erreichbar ist. Freuen Sie sich auf einen Neustart.

Autor: Bundesagentur für Arbeit