Eine Königin für schwule und lesbische Schützen in Köln

Die 31-jährige Schützin Annette Bornheim von Deutschlands erster schwul-lesbischen Schützenbruderschaft 'Sankt Sebastianus und Afra' jubelt am Sonntag (14.10.12) auf dem Schützen-Schiessstand in Köln mit ihren Schützenbruedern Ralf Kotlawski (l.) und Kevon Keitsch über ihre Auszeichnung zur ersten offiziellen deutschen, lesbischen Schützenkönigin. Die Schützenbruderschaft 'Sankt Sebastianus und Afra' ermittelte am Sonntag ihre ersten Majestäten. / copyright: Hermann J. Knippertz / dapd
Die 31-jährige Schützin Annette Bornheim von Deutschlands erster schwul-lesbischen Schützenbruderschaft ‘Sankt Sebastianus und Afra’ jubelt am Sonntag (14.10.12) auf dem Schützen-Schiessstand in Köln mit ihren Schützenbruedern Ralf Kotlawski (l.) und Kevon Keitsch über ihre Auszeichnung zur ersten offiziellen deutschen, lesbischen Schützenkönigin. Die Schützenbruderschaft ‘Sankt Sebastianus und Afra’ ermittelte am Sonntag ihre ersten Majestäten.
copyright: Hermann J. Knippertz / dapd

Anette Bornheim ist Königin von Deutschlands erstem schwul-lesbischen Schützenvereins “St. Sebastianus und Afra” aus Köln, der mittlerweile 35 Mitglieder zählt. Sechs haben sich zusammengefunden und haben nun ihre erste Majestät in der Geschichte des Schützenvereins gefunden.

Der kleine Festplatz im beschaulichen
Köln-Flittard erlebt an diesem Sonntag ein Volksfest der besonderen Art:
Nicht nur, dass der Stadtverband der Kölner Schützen sein
Stadtkönigspaar ermittelt. Die rund 500 Besucher sind auch dabei, wie
Deutschlands erster schwul-lesbischer Schützenverein seine eigene
Majestät ermittelt. Gespannt blicken die übrigen Schützen und Besucher
auf die bunt gekleideten Königsaspiranten mit ihren pinken Federn am
Hut. Dank Popcorn- und Biergeruch weht ein Hauch von Karneval und
Volksfest durch den Schießstand.

Seit März gibt es den
schwul-lesbischen Schützenverein “St. Sebastianus und Afra“. Gegründet
wurde er von zehn Mitgliedern in einer Kölner Szenebar. Kurz zuvor hatte
der katholische Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften
homosexuelle Königspaare in den eigenen Reihen verboten. Zwar erlaubt
der bundesweit größte traditionelle Schützenverband weiterhin schwule
Schützenkönige. Ihr Partner darf den Thron aber nicht mehr mit besteigen
oder bei Festen direkt neben dem König laufen. Aus Ärger über den
Verbandsbeschluss gründeten schwule und lesbische Schützen daraufhin den
Verein.

Mittlerweile zählt “St. Sebastianus und Afra” 35
Mitglieder. Sechs von ihnen haben sich am Sonntag zusammengefunden und
wollen König oder Königin werden und damit als erste Majestät in die
Geschichte des Schützenvereins eingehen.

Über den besten Schuss
verfügt am Ende Anette Bornheim. Die 41-Jährige schießt den Holzvogel
herunter und wird von den übrigen Schützen und Besuchern bejubelt. “Auch
wenn ich mich gerade sehr, sehr freue, geht es uns heute vor allem um
die Symbolik”, sagt die Kölnerin. Zusammen mit ihrem transsexuellen
Partner wird Bornheim als erstes Königspaar den Verein bei
Feierlichkeiten im kommenden Jahr repräsentieren. Auch ein Auftritt beim
Christopher-Street-Day in Köln ist vorgesehen.

Schwul-lesbische Schützen fühlen sich gut aufgenommen

Für
den 1. Brudermeister des Vereines, Dirk Bachhausen, ist das
Königsschießen und die Krönung der Majestät ein emotionales Ereignis:
“Wir hatten im März die Idee und heute feiern wir unser erstes
Schützenfest, das ist wirklich großartig”, sagt er. Die übrigen 40
Kölner Schützenvereine hießen das neue Mitglied im Kreis der
Bruderschaften auch willkommen. “Sie haben uns direkt freundlich
aufgenommen und freuen sich über den Nachwuchs”, erklärt Bachhausen.
Mittlerweile sei der Verein auch Mitglied im weltlichen Rheinischen
Schützenbund. Ein Antrag auf Aufnahme im katholischen Bund der
Historischen Deutschen Schützenbruderschaft
werde derzeit noch von der
Verbandsspitze geprüft.

Unterstützung erhalten die neuen Schützen
vonseiten der Stadt. Kölns Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes (SPD)
besucht das Königsschießen und gibt sogar den ersten Schuss ab. Die
Entscheidung des Schützenbundes kann sie nicht nachvollziehen. “Hier in
Köln ist es geradezu lachhaft, zu versuchen, Homosexualität zu
kriminalisieren”, sagt die SPD-Politikerin. Was im Alltag völlig normal
sei, dürfe nicht im Kleinen ausgegrenzt werden.

So sieht es auch
die neue Majestät Anette I. Sie will ihren transsexuellen Partner bei
künftigen Veranstaltungen nicht zu Hause lassen. Mit leichtem
Augenzwinkern und pinken Federn leistet der schwul-lesbische
Schützenverein damit Widerstand gegen die alten Traditionalisten.

Autor: dapd / BMELV/ MKULNV Redaktion