Die Außenfassade von Kölns “Guter Stube” erhält eine umfassende Auffrischungskur. Die städtische Gebäudewirtschaft beginnt am Montag, 02.09.2019, mit der Sanierung der Fassade vom Kölner Gürzenich. Dazu wird in der Altstadt zunächst die Außenfassade an der Martinstraße und eine Teilfläche des Gürzenichs zum Günter-Wand-Platz mit Gerüsten versehen. Dieser erste Bauabschnitt soll bis Ende 2019 fertiggestellt sein. Für einen zweiten Bauabschnitt, der erst nach den jecken Karnevalstagen 2020 beginnt, werden die Fassade am Quartermarkt und die restliche Fläche am Günter-Wand-Platz für fünf bis sechs Monate eingerüstet sein.
Die Natursteine des im 15. Jahrhundert erbauten gotischen Gebäudes müssen auf Schäden überprüft und restauriert werden. Dabei ist insbesondere der verbaute Drachenfels-Trachyt aufgrund seiner Zusammensetzung ein empfindliches Material. Nach einer schonenden Reinigung der Oberfläche werden die Fehlstellen durch sogenannte Vierungen (steinerne Ersatzstücke an historischen Gebäuden) ergänzt. Stark zerstörte Werkstücke müssen allerdings erneuert und vorhandene Risse fachgerecht verschlossen werden. Auch eine Überprüfung und Teilerneuerung der Fugen ist erforderlich.
Im Kölner Gürzenich finden über 200 Veranstaltungen pro Jahr statt
Der im Jahr 1447 erbaute und 1997 generalsanierte Gürzenich befindet sich im städtischen Eigentum. Die eigenbetriebsähnliche Einrichtung “Veranstaltungszentrum Köln” hat die städtische Gebäudewirtschaft mit der Planung und Durchführung der Arbeiten beauftragt. Die veranschlagten Sanierungskosten liegen bei rund 850.000 Euro. Laut dem Betreiber “KölnKongress” können während der Sanierung alle Veranstaltungen im Gürzenich planmäßig stattfinden. “KölnKongress” veranstaltet Kölns “Guter Stube” rund 200 Veranstaltungen mit etwa 135.000 Gästen pro Jahr. Hier findet z.B. die Proklamation des Kölner Dreigestirns im Kölner Karneval statt. Für bis zu 3.000 Personen stehen in der Location sechs verschieden große Säle und Tagungsräume sowie zwei weitläufige Foyers zur Verfügung.
Gürzenich: Die gute Stube der Stadt Köln
Der Gürzenich blickt auf eine mehr als 550-jährige Geschichte zurück. Er ist heute nach dem Rathaus der wichtigste mittelalterliche Profanbau von Köln, und gleichzeitig ist das Bauensemble eines der wichtigsten Denkmäler der 50er-Jahre in der Domstadt.
1441 bis 1447 vom Rat der Stadt als städtisches Tanz- und Kaufhaus errichtet, fanden im Gürzenich die Repräsentationswünsche der wirtschaftlich erstarkten und zur politischen Macht gelangten Kölner Bürger ihren architektonischen Ausdruck.
Der Festsaal im Obergeschoss schuf den würdevollen Rahmen für gesellschaftliche und politische Veranstaltungen – hier wurden Kölner Ehrengäste empfangen, Feste von Kaisern, Fürsten und Bürgern gefeiert, aber auch Krönungsfeiern, Gerichtstage und ein Reichstag abgehalten. Das Erdgeschoss des Gürzenich nutzte man als Kaufhaus.
Zwischen Karneval, Kultur und Kölsch
Nachdem der Gürzenich seit dem 17. Jahrhundert ausschließlich als Kaufhaus fungiert hatte, wurde in den 1820er-Jahren die mittelalterliche Festhaustradition wiederbelebt. Er avancierte bald zur wichtigsten Kölner Veranstaltungsadresse, da kein anderer Festsaal in der Rheinmetropole an Größe und Tradition konkurrieren konnte.
Zu den populärsten Festivitäten gehörten damals wie heute die Karnevalsveranstaltungen. Bereits 1822 – ein Jahr bevor das Festkomitee Kölner Karneval gegründet wurde – tanzte man im Gürzenichsaal schon auf Maskenbällen. Ebenso wie mit dem Karneval verband man mit dem Gürzenich Musik und Kultur. Die zunehmend kulturelle Nutzung führte zu Platzmangel, der durch einen neugotischen Anbau (1855 bis 1857) behoben wurde. Ferner gab man dem Festsaal ebenfalls eine neugotische Gestaltung und richtete im Erdgeschoss die Börse ein.
So entstand der Begriff der “Guten Stube der Stadt Köln”. Nach der Zerstörung des Innenausbaus 1943 entschied man sich bereits 1948 für den Wiederaufbau des Gürzenich. Da in jener Zeit die dringendste Bauaufgabe im Wohnungsbau lag, zeigte dieser frühe Entschluss, welch hohen Stellenwert der Gürzenich bei den Kölner Bürgern besaß und heute immer noch besitzt.
Moderne Architektur trifft auf Stadtgeschichte
Von 1952 bis 1955 entstand nun das Gürzenichensemble, das überregional Anerkennung fand und als außerordentliche Leistung des “Organischen Bauens” der 50er-Jahre die Kölner Architekturlandschaft bereicherte. In dem Baukomplex verbindet sich die moderne Architektur sowohl harmonisch als auch bewusst kontrastierend mit den gotischen Umfassungsmauern des Gürzenich und von St. Alban.
Als das Gürzenich-Orchester in die 1986 eröffnete Kölner Philharmonie umzog, mussten neue Nutzungsschwerpunkte für das Gebäude gefunden werden. Daraufhin wurde 1994 die KölnKongress Betriebs- und Service GmbH als neue Betreiberin des Gürzenich gegründet, an der die Stadt Köln mit 51% und die Koelnmesse mit 49% beteiligt sind.
Unter weitgehender Wahrung und konservatorischer Behandlung der denkmalgeschützten Bausubstanz erfolgte 1996 bis 1997 die Restaurierung, Modernisierung und Erweiterung des Gürzenich zum Veranstaltungszentrum. Heute werden im Gürzenich Ausstellungen, Kongresse sowie kleinere Börsen durchgeführt. Und selbstverständlich steht der Kölner Karneval immer noch ganz oben auf der Veranstaltungsagenda.
(Quelle: KölnKongress)