Ein ermordeter Mitarbeiter des Jugendamts und eine verschwundene Vierjährige beschäftigen die Kölner “Tatort”-Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) am Sonntag (21.03., 20.15 Uhr, ARD) in “Kaltes Herz”. Die Dreharbeiten fanden auch im ehemaligen Kölner Stadtarchiv statt.
Der Sachbearbeiter des Jugendamts war in die verwahrloste Sozialwohnung gekommen, um Clara ihrer überforderten Mutter abzunehmen. Jetzt liegt der Beamte erstochen im Wohnzimmer der Alleinerziehenden und von dem kleinen Mädchen fehlt jede Spur.
Stefanie Karstmann (Miriam Horwitz) war offenbar nicht zu Hause, als der gefürchtete Besuch vom Amt kam. Sie hatte ihre Tochter mit Schlaftabletten ruhig gestellt und im Zimmer eingeschlossen, bevor sie in eine Diskothek tanzen ging. Jetzt ist das Kind verschwunden und die Mutter beschuldigt ihren Ex-Freund, seine Tochter entführt zu haben. Schon einmal war ihr das Kind entzogen worden, und es scheint, als ob sie auch die zweite Chance als Mutter nicht genutzt hat.
Allerdings finden Ballauf und Schenk bald heraus, dass die Frau nicht die einzige ist, die ein Motiv für die Tat hat. Das Opfer hatte eine intime Beziehung mit einer früheren Klientin, zudem wurde ihm der Dienst-Laptop gestohlen. Bei ihren Recherchen im Jugendamt begegnen die Kommissare engagierten, aber ausgebrannten Sozialarbeitern, denen Arbeitsüberlastung und Geldmangel kaum Handlungsräume lässt.
Dubios ist dabei die Rolle des Ehepaars Küppers, das auf seinem Bauernhof immer wieder Kinder in Not zugeteilt bekommt. Massive finanzielle Probleme plagen die Pflegeeltern, und durch die Ermittlungen der Kommissare eskaliert ihre Situation weiter. Die Szenen, wie die verzweifelten Kinder ihrer geliebten Pflegefamilie weggenommen werden, gehören zu den stärksten und bedrückendsten von «Kaltes Herz».
Zudem müssen sich die Ermittler um ihre Assistentin Franziska Lüttgenjohann (Tessa Mittelstaedt) kümmern, der dieser Fall anscheinend besonders nahe geht. Nur allmählich begreifen die Polizisten, war für ein Wechselbad der Gefühle ihre Kollegin gerade durchmacht.
Mit der Geschichte von “Kaltes Herz” liegt der “Tatort” nahe an der Realität, betont Klaus J. Behrendt. “Welche Zukunft hat ein Kind, dessen Eltern schon ihr eigenes Leben nicht im Griff haben?”, fragt der Schauspieler und verweist darauf, dass in Köln schon jedes vierte Kind von “Hartz IV” lebt.
In seinem ersten gemeinsamen Drehbuch für einen “Tatort” erzählt das Autorengespann Ralf Leuther und Peter Dommaschk eine hoch emotionale Geschichte, ohne dabei die Krimi-Handlung zu vernachlässigen. Die zahlreich geschickt gelegten falschen Fährten sorgen dafür, dass in “Kaltes Herz” am Ende nichts so ist, wie es zunächst scheint.
Dieser “Tatort” lebt nicht zuletzt von sehr jungen Schauspielern. Als überforderte Mutter ist Miriam Horwitz ihrer anspruchsvollen Rolle vielleicht nicht in jeder Szene gewachsen. Und doch verkörpert sie die ebenso verantwortungslose wie hilflose Frau so eindringlich, dass sie den Zuschauern länger im Gedächtnis bleiben wird.
Ganz stark auch Isolda Dychauk, die als ehemaliges Heimkind erbittert um die Zukunft ihrer Pflegefamilie kämpft – und diese dabei ungewollt zerstört, ebenso wie Christian Blümel als Claras Vater, den die Liebe zu seiner Tochter fast das Leben kostet.
Schenk und Ballauf nehmen sich in diesem “Tatort” weitgehend zurück. Für humorvolle Zwischentöne lässt das Thema nur wenig Raum, allenfalls Freddy Schenk muss erkennen, dass seine Liebe zu amerikanischen Oldtimern von diesen nicht unbedingt erwidert wird.
Ein Wiedersehen bringt dieser “Tatort” mit dem Kölner Stadtarchiv, das hier als Aktenkeller des Jugendamts zu sehen ist. Die Dreharbeiten zu “Kaltes Herz” endeten am 25. Februar 2009, nur wenige Tage später stürzte das Archivgebäude ein, ein Umstand, den Dietmar Bär heute “unfassbar” nennt.
Tatort – “Kaltes Herz”
Sonntag, 21. März 2010 um 20.15 Uhr auf ARD
Weitere Infos: www.daserste.de/tatort
Autor: Redaktion ddp/ Markus Peters