Weihnachten steht vor der Tür und was kann es in dieser besinnlichen Zeit schöneres geben, als gemeinsam in aller Gemütlichkeit auf das Christkind zu warten…? Kölsch-Rock Urgestein „King Size Dick“ spricht mit CityNEWS über Kölner Traditionen und darüber, wie er zu seinem Namen kam.
CityNEWS: Ihr bürgerlicher Name, Heinz Ganss, ist kaum jemandem bekannt. Alle nennen Sie „King Size Dick“. Wie kommt man denn zu diesem Namen?
King Size Dick: Ach, das ist ganz einfach zu sagen. Wie der Kölner so ist, wenn jemand ein bisschen fülliger ist wie ich, dann wird der „Dick“ genannt. Als ich mit der Bundeswehr nach England, nach Wales, kam, da fragte mich jemand, ob ich gemeinsam mit ihm ein paar Lieder auf Veranstaltungen singen könnte. Wenn jemand Geburtstag hatte, dann konnte man dort ein paar Liedchen singen und das, was zu Essen übrig blieb, das durften wir danach mitnehmen. Dann fragte mich dort jemand, wie ich hieße. Ich sagte: „Dick“. Er fragte: „Dick. Was heißt das denn?“ Ich sagte: „Na Dick, groß eben.“ Er sagte: „Ah! King size!“ Und von da an war ich King Size Dick. So ist der Name entstanden.
CityNEWS: Sie machen bereits seit den 70er Jahren Kölsch-Rock, wie kamen sie dazu?
King Size Dick: Das kam durch die Bläck Föös. Mit denen war ich ja 15 Jahre unterwegs und habe sie gefahren. Die hatten jedenfalls ein Lied. „Linda Lou“. Dem Tommy Engel, der damals noch Sänger der Gruppe war, ist dieses Lied oft zu anstrengend gewesen. Wenn er heiser wurde, dann hieß es: „King Size Dick, jetzt bist du dran“. Ich hatte ja ohnehin schon immer eine kaputte Stimme.
CityNEWS: Welche Veränderungen haben Sie seit 70er Jahren, also seit Sie Berufsmusiker sind, gemacht?
King Size Dick: Am meisten hat sich der Karneval verändert. Der gerät so ein bisschen aus dem Ruder. Die Sitzungen sind nicht mehr das, was sie mal waren. Nichtmal mehr Kölsch wird dort gesungen. Wenn man sich da die ganzen Ballermann-Köpfe ansieht, Tim Toupet und wie sie alle heißen, die zu den Sitzungen zugelassen werden – das hat doch mit Köln nichts mehr zu tun.
Auch die Redner, die machen fast alle nur noch Comedy. Und die, die noch richtige kölsche Reden halten, wie Jupp Menth, die müssen sich sagen lassen, dass sie es vielleicht besser auf Hochdeutsch versuchen. Am liebsten hätten sie also den ganzen Karneval auf Hochdeutsch. Wenn man nach Bayern geht oder sich den Tatort ansieht, dann macht dort doch auch niemand Anstalten Hochdeutsch zu reden. Nur wir Kölner sind so bekloppt.
CityNEWS: Sie hingegen kennen als waschechter „kölsche Jung“, der 1942 in Köln geboren ist, Karneval wohl noch ganz anders. Wie haben Sie das in der Kindheit erlebt?
King Size Dick: Wenn ich ehrlich bin, war ich nie ein großer Karnevals-Fan. Als Kind bin ich lieber auf die Kirmes gegangen. Ich habe nie einen Rosenmontagszug gesehen, das hat mich einfach nicht interessiert. Ich bin nur auf Kirmesplätzen herumgelungert. Karneval habe ich dann erst durch die Bläck Föös kennengelernt. Am dritten Januar war dann die erste Sitzung zu der sie mussten. Da war ich schon erstaunt. Denn ich dachte, der Karneval fängt an Weiberfastnacht an und dauert dann bis zum Aschermittwoch.
CityNEWS: Sie haben doch mitten in Köln gewohnt… Aber Sie haben sich doch wenigstens verkleidet?
King Size Dick: Ungerne. Das war immer furchtbar! Man hatte ja auch nicht solche Kostüme wie heute. Meine Mutter hat dann etwas selbst gebastelt. Ich war dann Cowboy mit Gummistieefeln. Das war ein Traum… (lacht)
CityNEWS: Weihnachten steht vor der Tür. Wie verbringen sie die Feiertage?
King Size Dick: Ach, ganz normal eigentlich. Wie schenken uns auch nichts mehr. Ich brauche keinen Feiertag um etwas zu verschenken. Früher, da hat sich immer die ganze Familie getroffen. Bei uns wurde damals das Wohnzimmer zwei mal im Jahr geöffnet. Einmal an Weihnachten und einmal an Ostern. Die Küche war so groß, dass sich der Alltag dort abspielte, weil sich dort alle versammelten. Mein Opa hatte jedenfalls in jedem jahr die Aufgabe den Baum zu schmücken. Seine ganz eigene Tradition war die Devise: Jedes Kügelchen ein Körnchen. Wenn der Baum dann fertig geschmückt war, war mein Opa schon so besoffen, dass wir ihn ins Bett bringen mussten. Dann ging es zur heiligen Christmette, wo wir mit den anderen Leuten in den Trümmern um den Dom herum gesessen haben. Hinein konnte man ja nicht mehr, deshalb wurde draußen ein Altar aufgebaut. Das war alles sehr familiär. Wenn man heute in ein Hochhaus geht, da liegt dann einer seit acht Wochen tot. Die Nachbarn bekommen das erst mit, wenn es anfängt zu riechen. Das ist doch schlimm. Die Leute kümmern sich einfach nicht mehr. Die einzige Tradition, die wir bei uns noch pflegen, sind die Würstchen und der Kartoffelsalat am Heilig Abend.
CityNEWS: Am 18.12. kann man Sie im Brunosaal sehen und gemeinsam mit Ihnen und anderen Künstlern einen besinnlichen Abend verbringen. Was erwartet das Publikum dort?
King Size Dick: Ich werde nicht diese traditionellen Weihnachtslieder singen, sondern meine eigenen. Da ist zum Beispiel auch das Lied, in dem es darum geht, wie wir Weihnachten in den Trümmern verbracht haben. Dann werden noch die „Rabauen“ dort sein, die machen auch Lieder auf kölsch. Das „Bärchen“, das macht die Moderation und erzählt kleine Anekdoten und Weihnachtsgeschichten. Ralf Kuhn wird mit einer Kindergruppe dort sein, die Lieder von mir singen. Das wird ein schöner Abend werden!