Schulranzen: Richtiges Tragen ist wichtiger als das Gewicht

Das falsche Tragen von Schulranzen kann schon bei den Kleinsten zu orthopädischen Schäden führen / copyright: Thomas Lohnes / dapd
Das falsche Tragen von Schulranzen kann schon bei den Kleinsten zu orthopädischen Schäden führen
copyright: Thomas Lohnes / dapd

Die meisten Kinder können ohne körperliche Beeinträchtigungen Schulranzen tragen, die 20 Prozent ihres Körpergewichts ausmachen. Die Sorge vieler Eltern, ihre Kinder würden mit dem Tragen eines so schweren Schulranzens zu stark belastet, sei unbegründet, sagt Oliver Ludwig, Humanbiologe und wissenschaftlicher Leiter des Projekts “Kid Check” an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken.

Eltern sollten vielmehr darauf achten, dass der Ranzen richtig – nämlich eng am Körper – getragen wird.

Der alte Normwert, ein Schulranzen dürfe nur 10 bis 15 Prozent des Körpergewichts ausmachen, stamme aus der Zeit des Ersten Weltkriegs und habe sich auf Tornister von Soldaten bezogen, die kilometerlange Märsche zurücklegen mussten. «Die Kinder heute gehen in der Regel kaum länger als fünfzehn Minuten», gibt Ludwig zu bedenken.

Der Experte für Bewegungsanalysen empfiehlt Eltern, den Ranzen mit Grundschulkindern gemeinsam zu packen: “Schweres zum Körper hin, Leichtes vom Körper weg. Also den Weltatlas nahe am Rücken, die Brotdose in der Außentasche.” Wichtig sei auch, dass der Ranzen straff am Körper anliegt und die Gurte nicht zu lang eingestellt sind. “Wenn der Schulranzen über dem Gesäß hängt, wird das Kind ins Hohlkreuz gezogen.”

Praxistest auf dem Schulweg

Wer sich unsicher sei, ob das Kind den Ranzen gut trägt, sollte es auf dem Schulweg einmal begleiten und beobachten, rät Ludwig: “Neigt sich das Kind stark nach vorne? Wird es wackelig unter der Last? Klagt es über Schmerzen?” Bei Kindern mit schwach ausgeprägter Rumpfmuskulatur könne es auch sein, dass selbst Ranzen mit nur zehn Prozent des Körpergewichts zu schwer sind, sagt Ludwig, der auch Trainingsgruppen für haltungsschwache Kinder und Jugendliche leitet. In dem Fall sollte ein Kind eher mit Bewegung und Muskelaufbau gegensteuern, als den Ranzen zu wechseln.

“Finger weg von Trolleys, die man hinter sich her zieht”, betont Ludwig. “Damit tut man dem Kind orthopädisch gesehen nichts Gutes.” Denn der Trolley zwinge zu einer unverändert einseitigen Position, und ein Kind könne ihn nur sehr schwer die Treppen hinauf- und hinunterwuchten. Hier bestehe auch ein Verletzungsrisiko.

Die Aktion «Kid Check» läuft seit 1999 an der Universität des Saarlandes. Ziel der Ärzte und Wissenschaftler ist es, schlechte Körperhaltung bei Kindern und Jugendlichen zu erkennen, die Ursachen dafür zu erforschen und die Haltung durch ein gezieltes Training zu verbessern. Auf der Internetseite kid-check.de findet man Übungen, mit denen Kinder einfach selbst testen können, wie fit sie sind.

Autor: Redaktion/ dapd