Lappenclown trifft Lady Gaga im Karneval

Ein Klassiker: das Hippie-Kostüm / copyright: Hermann J. Knippertz / dapd
Ein Klassiker: das Hippie-Kostüm
copyright: Hermann J. Knippertz / dapd

Wenn die Hippie-Braut auf offener Straße mit dem Seeräuber flirtet, dann ist Karneval im Rheinland. Bevor Anfang März die Session ihren Höhepunkt erreicht, strömen die Jecken in Kaufhäuser und Fachgeschäfte, um sich mit Kostümen und Zubehör zu versorgen.

Auch wenn die Kölnmesse ihre Brauchtumsmesse Interkarneval wegen mangelndem Aussteller-Zuspruch einstellt: Die Nachfrage nach jeckem Outfit boomt, das belegen in diesen Wochen die Staus auf den Zufahrten zu den größten Kölner Karnevals-Discountern.

 Vampire und Piraten prägen den Trend

Hier geben seit einigen Jahren die Erfolge im Kino und Fernsehen die Trends im Kostümsortiment vor. Dank dem mehrteiligen «Fluch der Karibik» liegt das Piratenkostüm bei den Männern auch in diesem Jahr ganz vorn. “Die Frauen finden das attraktiv”, hat Jurastudent Sascha Korbmann erkannt, der in einem Kölner Kaufhaus nach Plastikdegen und Augenklappe sucht.

Ebenfalls dank Film, Fernsehen und Bestsellerlisten ausgesprochen populär: Vampire in allen Facetten. “Total romantisch und mit hohem Flirtfaktor”, findet die 16-jährige Realschülerin Rebecca, die mit ihren Freundinnen nach weißer Schminke und passenden Plastikzähnen sucht: “Wenn man einen Jungen sympathisch findet, geht man einfach hin und fragt, ob man ihn beißen darf”.

Ansonsten ziehen die Klassiker, berichten die Anbieter: Hippie-Kostüme, falsche Nonnen und Mönche, aber auch allerlei Uniformiertes sowie Reminiszenzen an die Disco-Ära. Aktuell besonders angesagt sind Kostüme in Anlehnung an die schräge “Lady Gaga”. Dabei muss man es mit den Details nicht so genau nehmen.

Manche “Lady Gaga” bedient sich einfach aus dem Hippie- oder Disco-Sortiment: “Wichtig ist die große Sonnenbrille und eine aufwendige Frisur. Ob diese nun Natur oder Perücke ist, ist eigentlich egal”, findet Medizinstudentin Saskia Wierath: “Hauptsache extravagant und sexy”.

Mit neonfarbenem Body, rosafarbenem Ballettröckchen, Kunsthaarperücke und passendem Make-Up fühlt sich Wierath “gaga” genug für die Karnevalsfete im Studentenwohnheim: “Das alles hat mich über 40 Euro gekostet, aber das ist es mir wert.”

Kostüme erst “Last Minute” kaufen

Die Fachgeschäfte stellen seit einigen Jahren fest, dass sich zu Karneval immer mehr Cliquen kollektiv verkleiden. Dann gehen ganze Gruppen von Lappenclowns, falschen Ärzten und Krankenschwestern, Piloten und Stewardessen gemeinsam auf die Piste.

Ganz Clevere warten mit dem Kostümkauf bis unmittelbar vor dem Auftakt des Straßenkarnevals an Weiberfastnacht: “Denn dann steht schon fest, wie zu Karneval das Wetter wird”, weiß eine Fachverkäuferin. Liegen die Temperaturen an den “tollen Tagen” höchstens in der Nähe des Gefrierpunkts, dann sind wärmende Ganzkörperkostüme angesagt und die Jecken werfen sich als Löwen, Kühe oder Außerirdische ins karnevalistische Getümmel.

Doch die Verkäuferin warnt: “Die Kostüme sind aus Kunststoff. Wenn man später von der Straße in die beheizte Kneipe wechselt, wird der Schweiß in Strömen fließen.” Auch für den Besuch der Toilette sollte mehr Zeit als üblich eingeplant werden, denn es ist mitunter nicht leicht, sich aus dem Kostüm zu befreien.

Doch wird es an den tollen Tagen frühlingshaft warm, dann soll und wird auch Haut gezeigt. “Zigeunerin, Vamp und Disco-Maus sind dann die klassischen ‘Last-Minute’-Kostüme”, heißt es vom Fachhandel.

Autor: Redaktion/ dapd