Fliegen wie ein Vogel, schwimmen wie ein Fisch, schneller sein als ein Gepard: Wir Menschen lieben es, andere Arten von Lebewesen zu übertrumpfen oder zumindest mit ihnen gleichzuziehen. Das gilt auch und vor allem für die Kommunikation.
Waren im Wasser die Wale und zu Lande die Elefanten einst die Meister der Fernverständigung, hat sie der Homo Sapiens längst übertroffen und ist gerade dabei, sich in den “Homo Online” zu verwandeln: Ein Wesen, das unablässig mit seinen Artgenossen kommuniziert, ganz egal wo diese sich auf dem Planeten gerade befinden.
Es twittert und klingeltönt gar sehr
Notebook oder Netbook, Smartphone oder Blackberry – je nachdem wie alt die Benutzer sind und wie ihr berufliches Umfeld aussieht, unterscheiden sich die Vorlieben des Homo Online erheblich, was das benutzte Gerät angeht. Und damit auch die Kommunikationsformen. Schüler verständigen sich vorzugsweise mit ihrem Handy per SMS, was mitunter Ausmaße annimmt, die analogen Menschen schlicht unverständlich vorkommen. Schlagzeilen machte etwa Anfang 2009 die 13-jährige Reina Hardesty aus den USA, die binnen eines Monats 14.528 der beliebten Kurznachrichten verschickte. Täglich brachte es Reina also auf einen Durchschnitt von 484 verschickten SMS. Geschäftsleute – aber auch der neue US-Präsident Barack Obama – nutzen gerne den Blackberry, um ihre Emails zu senden und zu empfangen. Und dann sind da noch jene unzähligen Anwender, die mit ihren Note- oder Netbooks beispielsweise die Abteile der Deutschen Bahn bevölkern. Vom Studenten bis zum Senior reicht hier die Bandbreite und eines ist allen gemeinsam: Sie wollen unentwegt andere erreichen und gleichzeitig erreichbar sein. Doch da dies nicht auf telepathischem Wege geschieht, breiten sich mit beachtlicher Geschwindigkeit neuartige Erkrankungen in der Bevölkerung aus.
Der Arm arm dran, das Auge trocken…
Um das Gehirn mit dem erwünschten Input zu versorgen, nutzt der Homo Online die Hand-Auge-Koordination und so verwundert es nicht, dass in diesem Bereich die meisten Wehwehchen entstehen. Das beginnt mit dem sogenannten Blackberry-Daumen, der aber auch unter Handybenutzern und Spielefans verbreitet ist. Ein Stück weiter den Arm hinauf sorgt der Mausarm für Verdruss. Er war früher schon einmal unter dem Namen Tennisarm ein “Statussymbol” und ist heute eine massenhaft verbreitete Büroerkrankung.
Natürlich muss alles, was geschrieben wird, von irgendwem auch gelesen sein. Dementsprechend häufig sind die Sehorgane beeinträchtigt. Der Homo Online geht beim Optiker ebenso selbstverständlich ein und aus wie bei Elektronikmärkten, aber mit Brille oder Kontaktlinsen ist es oftmals nicht getan. Denn gegen das sogenannte trockene Auge oder auch Office-Eye-Syndrom helfen Sehhilfen nicht – ein Phänomen, das sich mit der rasanten Ausbreitung von Smartphones und ihren noch kleineren Bildschirmen verstärken dürfte.
Kann es da verwundern, dass das Gehirn als Schaltzentrale, in der all die Informationen verarbeitet werden müssen, ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wird? Stress, nervöse Unruhe, aber auch skurrile Entzugserscheinungen des Homo Online wie etwa “Phantomvibrationen” sind weit verbreitet. Hierbei glaubt der moderne Mensch, einen Vibrationsalarm seines Handys oder Blackberrys zu spüren, obwohl er das Gerät gerade gar nicht bei sich trägt.
Autor: Redaktion / HKI