Psychische Krankheiten sind für viele immer noch ein Tabuthema. Betroffene nutzen daher gerne das Internet, um sich dort über Burn-out, Depressionen und andere Leiden zu informieren und auszutauschen. Doch der Weg ins Netz birgt Risiken.
«Oftmals ist die Privatsphäre nicht ausreichend geschützt», warnt Wolfgang Senf, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) in Berlin.
Internetnutzer machten sich oftmals nicht klar, dass die sensiblen Informationen, die sie im Netz preisgeben, möglicherweise von Arbeitgebern, Kollegen oder Bekannten entdeckt werden können. Teilweise seien die Einträge noch jahrelang sichtbar. Die DGPM empfiehlt Betroffenen daher, beispielsweise darauf zu achten, dass der Zugang zu einem Forum über psychische Störungen nur nach einer Anmeldung bei einem professionellen Administrator und Moderator erfolgt und durch ein Passwort geschützt ist. Zudem sollte man seine Beiträge nach einiger Zeit wieder löschen.
Hilfe nicht nur im Internet suchen
Problematisch sei außerdem, dass man die Kompetenz der Internetnutzer, die Tipps und Kommentare posten, nicht kenne, warnt Wolfgang Senf. «Es besteht die große Gefahr, dass man hier falsch beraten wird», betont der Experte.
Auch bei internetbasierten Therapieangeboten sollten Betroffene vorsichtig sein: «Man sollte sich gut informieren, wer dahintersteckt, ob die Beratung seriös ist und ob die persönlichen Daten ausreichend geschützt sind», sagt Senf. Denn jeder könne solch ein Angebot ins Netz stellen – unabhängig von seiner Qualifikation.
Der Experte rät dringend dazu, sich bei psychischen Problemen nicht alleine auf Hilfe aus dem Internet zu verlassen. «Man sollte sich immer erst einmal persönlich an einen Facharzt wenden, der eine fundierte Diagnose stellen kann», sagt Senf. Nur so sei gesichert, dass die Erkrankung richtig behandelt werde.
Autor: dapd / BMELV/ MKULNV Redaktion