Jung, hip und hoch verschuldet – Wenn Jugendliche zu viel Geld ausgeben

Für viele junge Leute ist Sparen ein Fremdwort. Sie leisten sich das neueste Smartphone, die angesagten Markenschuhe und dreimal wöchentlich den Pizzaservice, ohne auf ihr Budget zu achten. 'Jugendliche leben oft nach dem Motto: Ich will alles - und ich will es jetzt!', sagt Kerstin Vogler, Referentin für Schuldenprävention beim Katholischen Verein fuer soziale Dienste (SKM) in Dortmund. / copyright: Michael Gottschalk / dapd
Für viele junge Leute ist Sparen ein Fremdwort. Sie leisten sich das neueste Smartphone, die angesagten Markenschuhe und dreimal wöchentlich den Pizzaservice, ohne auf ihr Budget zu achten. ‘Jugendliche leben oft nach dem Motto: Ich will alles – und ich will es jetzt!’, sagt Kerstin Vogler, Referentin für Schuldenprävention beim Katholischen Verein fuer soziale Dienste (SKM) in Dortmund.
copyright: Michael Gottschalk / dapd

Für viele junge Leute ist Sparen ein Fremdwort. Sie leisten sich das neueste Smartphone, die angesagten Markenschuhe und dreimal wöchentlich den Pizzaservice, ohne auf ihr Budget zu achten.

«Jugendliche leben oft nach dem Motto: Ich will alles – und ich will es jetzt!», sagt Kerstin Vogler, Referentin für Schuldenprävention beim Katholischen Verein für soziale Dienste (SKM) in Dortmund. Da Schüler und Auszubildende allerdings oft eher wenig Geld zur Verfügung hätten, könne dieses ausgeprägte Konsumverhalten schnell zur Verschuldung führen.

Richtig kritisch werde die Situation nach dem 18. Geburtstag, da Minderjährige nur beschränkt geschäftsfähig seien. «Oft wird die Basis für die späteren Schulden jedoch schon vor der Volljährigkeit geschaffen», weiß die Diplom-Pädagogin. Manch einer habe schon als Teenager immer über seine Verhältnisse gelebt, wobei die Familie entstehende Defizite immer wieder ausgeglichen habe. «Mit 18 erleben diese Jugendlichen dann zum ersten Mal die vollen Konsequenzen ihres Verhaltens», sagt Vogler.

Ordnung ins Mahnungs-Chaos bringen

Wenn die ersten Mahnungen im Briefkasten liegen und mit Gerichtsverfahren gedroht wird, sind die Betroffenen häufig überfordert und versuchen, das Problem zu ignorieren. «Um seine Schulden in den Griff zu bekommen, ist es jedoch wichtig, sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen», betont Carolin Tschapka von der Jugendschuldnerberatung der Arbeiterwohlfahrt in München. Es gelte also, alle Briefe mit finanziellen Forderungen zu öffnen, alle Unterlagen zu den Schulden zusammenzusuchen und die Dokumente nach Gläubiger und Aktenzeichen zu sortieren.

Zudem empfiehlt die Expertin, Kontakt zu den Gläubigern aufzunehmen und ihnen zu signalisieren, dass man sich um eine Lösung der Situation bemüht. «Man sollte die Unternehmen beispielsweise darüber informieren, dass man sich noch in der Ausbildung befindet und daher nur kleine Raten zahlen kann oder um Zahlungsaufschub bitten muss», sagt Carolin Tschapka.

Die Hilfe von Profis annehmen

Kerstin Vogler rät Jugendlichen davon ab, den Schuldenabbau ganz alleine anzugehen. «Wer versucht, seine Schulden ohne professionelle Hilfe in den Griff zu bekommen, hat selten Erfolg», warnt die Expertin. Oft vereinbarten Schuldner beispielsweise viel zu hohe Raten und gerieten so an anderer Stelle wieder ins Minus. Problematisch sei auch, dass Betroffene oft an der falschen Stelle sparten. «Sie bezahlen dann beispielsweise keine Miete oder ignorieren Stromrechnungen», sagt Vogler. Daraus entstünden schnell weitere Forderungen. Es sei daher wichtig, dass die finanzielle Situation erst einmal von einem Profi vernünftig durchkalkuliert werde. «Wenn man merkt, dass man mit seinen Schulden nicht mehr klar kommt, sollte man daher sofort zu einer Schuldnerberatung gehen», sagt Vogler.

Um ihre finanzielle Situation besser kontrollieren zu können, empfiehlt die Expertin Jugendlichen einen Haushaltsplan. Mit dessen Hilfe erhalte man einen Überblick über seine Ausgaben und finde heraus, wo man Geld eventuell verplempert. Viele Jugendliche unterschätzten, wie viel sie beispielsweise für Kleidung oder Discobesuche ausgeben. «Erst wenn sie die Summen schwarz auf weiß sehen, können sie damit etwas anfangen», sagt Vogler.

Haben Eltern den Eindruck, dass ihr Kind über seine Verhältnisse lebt, sollten sie es offen auf diese Beobachtung ansprechen, rät Kerstin Vogler. «Wichtig ist allerdings, dass man dem Jugendlichen keine Vorwürfe macht», betont die Expertin. Man sollte eher deutlich machen, dass man Zweifel daran hat, dass er all seine Ausgaben auch finanzieren kann. «Es kann sein, dass der Jugendliche noch gar nicht umrissen hat, dass er sich übernimmt», sagt Vogler. Eventuell könnten Eltern ihrem Kind anbieten, gemeinsam einen Haushaltsplan auszuarbeiten. «Falls bereits Schulden entstanden sind, könnte man gemeinsam die nötigen Unterlagen zusammensuchen und die Lösung des Problems angehen.»

Autor: Redaktion / dapd / http://bvap.de