Kommentar von Prof. Dr. Frank Überall zu den illegalen Straßenrennen und Rasern in Köln

An der Unfallstelle des letzten 'Raser-Opfers' an der Kölner Aachener Straße haben Angehörige und Freunde Blumen niedergelegt. / copyright: Frank Überall
An der Unfallstelle des letzten ‘Raser-Opfers’ an der Kölner Aachener Straße haben Angehörige und Freunde Blumen niedergelegt.
copyright: Frank Überall

Wilde Verfolgungsjagden im Auto steigern den Spannungsbogen in Action-Filmen. Im realen Leben aber haben sie nichts zu suchen. Einige junge Autofahrer scheinen das anders zu sehen. Sie rasen ohne Sinn und Verstand durch Köln, auf der Suche nach dem ultimativen Adrenalin-Kick.

In den vergangenen Wochen sind immer wieder Menschen dabei gestorben: Nicht etwa die angeblich so todesmutigen Raser, sondern unbeteiligte Passanten. Polizei und Stadtverwaltung wollen jetzt durchgreifen, verkündeten ein „verschärftes Maßnahmenpaket“ und sprechen von „Null Toleranz für Raser“.

Tatsächlich kommt die Erkenntnis der Bürokraten ein bisschen spät. Sie hätten sich beeilen müssen, als bereits im Jahr 2001 der Sohn des damaligen Oberbürgermeisters Fritz Schramma (CDU) als Passant getötet wurden. Die „Ring-Raser“ kamen mit laschen Strafen davon. Im Strafprozess machten sie nicht den Eindruck, dass sie ihre Tat aufrichtig bereuen. Schon damals entwickelte sich in Köln eine Szene der unverantwortlichen Möchtegern-Rennfahrer, denen im Zweifel der eigene Kick wichtiger ist als ein fremdes Menschenleben.
Von einem „verschärften Maßnahmenpaket“ war damals nichts zu hören. Inzwischen ist die „Raser-Szene“ auf gut 200 Teilnehmer angewachsen. Eine erschreckende Anzahl potenzieller Mörder. Denn wer vorsätzlich mit Tempo 150 durch die City saust, nimmt dabei nicht nur fahrlässig in Kauf, andere umzubringen. Im Action-Film mögen da Stuntleute oder Puppen durch die Luft gewirbelt werden, im realen Stadtleben sind es reale Personen.

Natürlich ist es schwierig, in den geschlossenen Zirkel der emotional aufgepeitschten, selbst ernannten City-Rennfahrer einzudringen. Aber das ist eben die Aufgabe der Polizei, und mit deren Wahrnehmung haben die Beamten viel zu spät begonnen. Erst 14 (!) Jahre nach dem tödlichen Unfall der Ring-Raser wurde eine Razzia in der Szene veranstaltet. Immer mehr junge Männer prahlen mit ihren PS-starken Mordwaffen. Dadurch wird auch die Gefahr immer größer, als Spaziergänger oder Radfahrer in Köln zum Zufallsopfer zu werden.

Die Diskussion über die verrückte Raserei darf jetzt nicht an Schwung verlieren. Im Kölner Rathaus und im Polizeipräsidium muss weiter über Möglichkeiten nachgedacht werden, durch Kontrollen und bauliche Veränderungen für Ordnung zu sorgen – und damit Menschenleben zu retten!

Lesen Sie hier weiter: Null Toleranz für Raser in Köln!

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Autor: Prof. Dr. Frank Überall