Finanztest-Untersuchung zu Abrufkrediten: Sofortkredite sind günstiger

Die meisten Banken lassen Kreditnehmern bei der Tilgung nicht völlig freie Hand, sondern verlangen eine monatliche Mindesttilgung. / copyright: Michael Kappeler/ ddp
Die meisten Banken lassen Kreditnehmern bei der Tilgung nicht völlig freie Hand, sondern verlangen eine monatliche Mindesttilgung.
copyright: Michael Kappeler/ ddp

Abrufkredite werden als “günstige Alternative zum Dispo” oder “Kompromiss zwischen Dispo- und Ratenkredit” gepriesen. Eine Studie der Stiftung Warentest belegt nun: Rahmenkredite sind meistens teurer als Ratenkredite und zudem bei nur wenigen Anbietern erhältlich. Außerdem tragen Kreditnehmer ein Zinsänderungsrisiko.

Die Verbraucherschützer fragten im Februar 2014 bei rund 150
Kreditinstituten nach einem Abrufkredit. Dieser sollte ohne Kreditkarte
und andere zusätzliche Produkte eingeräumt werden. Lediglich jede zehnte
Bank bot ein solches Produkt überhaupt an. Von einigen befristeten
Neukundenaktionen und Angeboten mit bonitätsabhängiger Verzinsung
abgesehen waren die Kredite zu Sollzinssätzen von 6,50 bis 12,50 Prozent p.a. erhältlich.

Zinsänderungsrisiko ohne geringere Ratenbelastung

Die Zinssätze von Rahmenkrediten sind durchweg variabel. Im aktuellen
Marktumfeld ist das nahezu gleichbedeutend mit einem einseitigen
Zinserhöhungsrisiko, weil weitere Zinssenkungen nahezu ausgeschlossen
sind: Die Banken koppeln ihre Zinssätze an Referenzen wie den
EZB-Leitzins oder Geldmarktzinssätze, die schon jetzt nahezu bei 0,00 Prozent notieren.

Das Zinsänderungsrisiko wäre nur mit im Vergleich zu Ratenkrediten
niedrigeren Zinssätzen oder anderen Vorzügen zu rechtfertigen.
Niedrigere Zinssätze liegen nicht vor: Aus den durch die Stiftung
Warentest ermittelten Daten ergibt sich, dass die Rahmenkreditzinsen
sowohl im arithmetischen Mittel und im Median sowie gemessen am unteren
und oberen Ende der Marktspanne teurer sind als Ratenkredite, wenn deren
Konditionen an Sofortkrediten von Direktbanken gemessen werden.

Zugewinn an Flexibilität wird überschätzt

Auch im Hinblick auf die im Zusammenhang mit Rahmenkrediten viel gepriesene zusätzliche Flexibilität kann der Markt bislang nicht vollständig überzeugen.
Die meisten Banken lassen Kreditnehmern bei der Tilgung nicht völlig
freie Hand, sondern verlangen eine monatliche Mindesttilgung. Bei einem
Kreditsaldo von 10.000 Euro unterschreitet diese selten 200,00 Euro –
und damit die laufende Belastung eines Ratenkredits in selbiger Höhe mit
60 Monaten Laufzeit.

Bei Rahmenkrediten können Sonderzahlungen jederzeit ohne Anmeldung
und Vorfälligkeitsentschädigung geleistet werden – zweifelsohne ein
Zugewinn an Flexibilität. Dieser wird jedoch überschätzt: Seit dem
Inkrafttreten der Verbraucherkreditrichtlinie dürfen Banken bei einer
vollständigen oder teilweisen vorzeitigen Rückzahlung ohnehin nicht mehr
als 1,00 Prozent des offenen Saldos verlangen.

Auch im Hinblick auf die Kreditvergabepraxis und den Schutz von
Kreditnehmern gegen Kündigungen durch die Bank ergeben sich kaum
nennenswerte Vorteile gegenüber Ratenkrediten. Freiberufler und
Selbständige können nur auf eine sehr eingeschränkte Anzahl von
Angeboten zurückgreifen und nicht ausgeschöpfte Teile des Kreditrahmens
durch die Bank jederzeit gekündigt werden.