Ein junges Paar schlendert verliebt durch den U-Bahn-Tunnel am Ebertplatz. Plötzlich wird es von drei Unbekannten angesprochen und umringt. Dann muss die junge Frau zusehen, wie ihr Freund grundlos zusammengeschlagen wird. Das ist trauriger Alltag – auch in Köln.
„Dieser
Moment wird unter Umständen ein Leben lang nicht mehr vergessen“, weiß Fritz
Schramma, Exoberbürgermeister der Stadt Köln und neuer Vorsitzender des Vereins
Kölner Opferhilfe, der sich zum Ziel gesetzt hat, Opfer von Gewalttaten und
Unfällen in Köln zu unterstützen. Er übernahm zum Jahreswechsel das Amt von
seiner Frau Ulla Schramma, die dem Verein bisher vorstand. Die Organisation mit
heute 100 Mitgliedern wurde 2002 gegründet, ein Jahr nach dem tragischen
Unfalltod von Stephan Schramma auf den Ringen. Fritz Schramma: „Wir haben
damals an unserer Schwiegertochter, die das Ereignis hautnah miterlebt hat,
gelernt, was ein Trauma überhaupt bedeutet. Außerdem waren wir selbst indirekt
Opfer und fühlten uns ziemlich hilflos in dieser Situation. Vielfach sind die
Folgen solcher Ereignisse nämlich nicht von den derzeitigen Maßnahmen-Angeboten
der öffentlichen Einrichtungen erfasst. Hiergegen wollten wir etwas
unternehmen.“
Eine Gewähr gibt es
nicht
Angetrieben
vom eigenen Schicksal kam es also vor elf Jahren zur Gründung der Kölner
Opferhilfe. Der heute siebenköpfige ehrenamtlich tätige Vorstand handelt
schnell und flexibel, zum einen durch menschliche Zuwendung, zum anderen durch
Hilfestellung im Umgang mit Behörden und bei der Vermittlung therapeutischer
Maßnahmen. Die Kölner Opferhilfe arbeitet eng mit dem Deutschen Institut für
Psychotraumatologie an der Uni Köln (DIPT) zusammen, das mit seiner
Beratungsstelle für Unfall- und Kriminalitätsopfer bundesweit als führend gilt.
„Unsere Empfehlung für dieses Institut ist nicht verpflichtend. Es kann auch ein
anderer Fachpsychologe aufgesucht werden“, betont Fritz Schramma. Die Bilanz
nach elf Jahren? „Wir konnten schon vielen Hundert Menschen helfen, besser mit
ihren seelischen Leiden umgehen zu können. Aber eine Gewähr gibt es nicht. Es kommen
immer wieder Patienten zu uns, weil alte Wunden aufreißen.“
Neue Stiftung gegründet
Die
Kölner Opferhilfe ist eng vernetzt mit der Polizei, dem Sozialdienst
katholischer Frauen, der Diakonie Michaelshoven und anderen Einrichtungen. „Über
die Jahre ist die Hemmschwelle gesunken, sich bei uns zu melden“, weiß Fritz Schramma.
Auf der anderen Seite nehme die Gewaltbereitschaft zu, besonders gegen alte und
behinderte Menschen, ergänzt seine Frau Ulla. Bedingt durch das fortschreitende
Technikzeitalter sei zudem eine Zunahme der Stalkingopfer durch SMS-Terror und
Cybermobbing zu verzeichnen. Fritz Schramma: „Wir würden uns auf Dauer gern
überflüssig machen, aber das wird wohl ein frommer Wunsch bleiben.“
Um das
Projekt nachhaltig zu sichern, wurde deshalb zusätzlich die Stiftung Kölner
Opferhilfe gegründet.
Kölner Opferhilfe e. V.
Robert-Perthel-Str.
71-73
50739 Köln
Hotline: 01805 – 98 89 61
Tel.: 0221 – 70 00 4 30
Fax: 0221 – 70 00 43 21
E-Mail: info@koelneropferhilfe.de
Web: www.koelneropferhilfe.de
Spendenkonten:
Sparkasse
KölnBonn
Konto 10 27
43 26 22
BLZ 370 501 98
Kölner Bank
eG
Konto 82 77
32 001
BLZ 371 600 87
Autor: Redaktion/ Astrid Waligura