Im Theater am Dom läuft ab dem 14. November das humorvolle Bühnenstück „Schöne Geschichten mit Mama und Papa“. CityNEWS traf die Schauspieler Marianne Rogée, Joachim Hermann Luger, Jeannine Burch, sowie Stefan Gebelhoff und sprach mit Ihnen über das Bühnenstück und warf einen Blick auf die Proben.
Inhaltlich geht es um die brisante Thematik der gesellschaftlichen Scheu vor der Liebe im Alter, und die daraus resultierende Auswirkung auf die eigene Familie. CityNEWS Redakteurin Sibylle Vetter warf einen Blick auf die Proben, blickte hinter die Kulissen und sprach mit den Darstellern. Unter der Leitung von Geriet Schieske (Regisseur und Schauspieler), stehen die beiden aus der TV- Serie „Lindenstraße“ bekannten Darsteller Marianne Rogée und Joachim Hermann Luger auf der Bühne. Die dritte im Bunde ist Jeannine Burch, die unter anderem bei „Verbotene Liebe“ mitwirkte. Das Quartett wird vervollständigt von Stefan Gebelhoff der unter anderem Schauspieler im „Tatort“ war .
CityNEWS: Was ist die Kernaussage des Theaterstücks, worum geht es?
Joachim Hermann Luger: Es wird das Tabu der Sexualität und Liebe im Alter angesprochen wenn Eltern aufleben und wie ihre erwachsenen Kinder darauf reagieren. Die Kinder übernehmen dann die Erziehung der Eltern.
Marianne Rogée: Oftmals werden die Eltern dann kindischer und lebendiger als die ihre Kinder und es findet ein Rollentausch statt. Die Kinder blenden es aus, dass Eltern ein Liebesleben haben und wollen davon gar nichts wissen. Ein Zusammenhang zwischen Eltern und Sexualität wird völlig verdrängt. Es ist gesellschaftlich allgemein Tabu. Wenn sich da die Eltern auf einmal völlig kindisch verhalten, gerät alles aus den Fugen.
CityNEWS: Was löst dieses Phänomen des Rollentauschs aus?
Marianne Rogée: Die Wertvorstellungen der beiden Generationen sind unterschiedlich. Die Generation der Kinder hat ganz andere Ziele und ist auf Karriere, Familie und Status fixiert und von Werbung überladen und geprägt. Ich habe heute ein ganz anderes Sicherheitsbedürfnis. Ich habe den Krieg miterlebt und ganz andere Krisen durchgemacht und bin zufrieden, wenn ich ein Dach über dem Kopf habe. Ich bin Bus- und Bahnfahrerin und genieße es dabei Land und Leute anzusehen. Die junge Generation braucht ein Auto und versteht gar nicht welche Qualität Bus- und Bahnfahren haben!
CityNEWS: Ist das nicht das Resultat der individuellen Erziehung?
Stefan Gebelhoff: Nein, das ist der gesellschaftliche Wandel. Wir sind zu unserer Zeit nach der Schule nach Hause gekommen und haben gespielt und uns keine Gedanken über unseren zukünftigen Beruf gemacht. Heutzutage kommen die Kinder aus der Schule, werden von den Eltern zum Sport von A nach B gefahren oder zum Unterricht wo sie die zweite Fremdsprache lernen. Der Leistungsdruck ist größer geworden. Heute muss man sich schon mit 15 Jahren für die Richtung der beruflichen Laufbahn entscheiden. Wenn Kinder in der Schule ein bestimmtes Fach nicht belegen, können sie später auch nicht mehr in diese Richtung studieren. Man machte früher sein Abitur und probierte aus was einem liegt.
Joachim Hermann Luger: Ich habe übrigens kein Abitur, war Chemielaborant und fand erst später zur Schauspielerei!
Marianne Rogée: Ich habe auch kein Abitur und war nicht von Anfang an Schauspielerin sondern lernte Industriekauffrau. Aber das hat mich nicht interessiert! Schauspielen fand ich toll, da konnte ich alles sein, sogar Königin!
CityNEWS: Frau Rogée, Sie sind März diesen Jahres bei der Lindenstraße ausgestiegen, ist das endgültig?
Marianne Rogée: Sagen wir bis auf Weiteres… (lacht)
CityNEWS: Bevorzugen Sie Theater- oder Filmrollen?
Stefan Gebelhoff: Es ist eine ganz andere Art der Schauspielerei vor der Kamera zu stehen oder auf der Bühne. Vielen ist der Unterschied zwischen Film und Theater gar nicht so bewusst. Auf der Bühne hat man das direkte Feedback vom Publikum, beim Film erhält dies erst wenn alles gelaufen ist.
Marianne Rogée: Ich habe einmal ein Stück gespielt, da hat das Publikum gelacht und geweint, das war großartig! So etwas kann man auf dem Set nicht erleben!
CityNEWS: Wie geht das Stück aus, hat es ein Happy-End?
Joachim Hermann Luger: Ich kenne kein Boulevard-Theaterstück, das kein Happy-End hat! Es sei denn, jemand wird für das allgemeine Wohl umgebracht! (lacht).
CityNEWS: Was ist das Fazit des Theaterstücks?
Marianne Rogée: Es geht um das Umdenken: Wenn man lebt und liebt bleibt man immer jung!
Über das Stück:
Fernando und Dolores sind ständig krank. Die Ohren, die Augen, die Beine, der Rücken, das Herz. Einzig die Arztbesuche liefern eine Abwechslung in ihrem Alltag. Bis Sie sich im Wartezimmer begegnen. Jeweils begleitet von ihren Kindern, Dolores hat eine Tochter und Fernando einen Sohn. Die beiden gefallen sich die beiden gegenseitig auf Anhieb. Die Symptome werden schwächer, die Krankheiten schwinden und die beiden Kinder, die geschäftlich miteinander zu tun haben, müssen plötzlich mit ansehen, wie ihre Eltern immer jünger werden, ja geradezu in die Pubertät kommen. Alle Versuche, die Eltern zur Vernunft zu bringen scheitern, bis nur noch ein Mittel hilft. Ein Stück über die Frage, was gesund macht und was krank.
Autor: Sibylle Vetter