Bürgermeisterin Angela Spizig: "Gut zuhören – und zwar jedem!"

Angela Spizig tritt auch sichtbar für die Kölner Kunst ein. In ihrem Büro im Spanischen Bau hängt unter anderem ein Werk von Carmelo Cicero. / copyright: Daniel Berbig / CityNEWS
Angela Spizig tritt auch sichtbar für die Kölner Kunst ein. In ihrem Büro im Spanischen Bau hängt unter anderem ein Werk von Carmelo Cicero.
copyright: Daniel Berbig / CityNEWS

Vier Bürgermeisterinnen und Bürgermeister unterstützen stellvertretend Kölns derzeitigen OB Jürgen Roters. Was viele nicht vermuten: Es ist schon eine wahre Herkulesaufgabe, die unsere ehrenamtlich tätigen Volksvertreter/-innen tagtäglich erfüllen. In diesem Serienteil stellt CityNEWS Angela Spizig vor.

Angela Spizig
(Bündnis 90/Die Grünen) war bis zu ihrem Amtsantritt als Bürgermeisterin im April
2000 als Oberstudienrätin (Englisch, Französisch, Literatur) tätig – erst am Lindenthaler Apostelgymnasium und
später am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in der Severinstraße. Ihre politischen
Schwerpunkte sind Kultur, Medien und internationale Beziehungen. Angela Spizig
ist verheiratet und lebt in Lindenthal, wo sie von 1994 bis 1999
Bezirksvertreterin war. Die Politikerin spricht Englisch, Französisch, etwas Portugiesisch
und ist bekannt für ihre zweisprachigen Moderationen von Konferenzen und
Lesungen.

Akrobatik zum Wohle unserer Stadt

CityNEWS: Was
bedeutet eigentlich Bürgermeisterin sein?

Angela
Spizig:
Jeden Tag, auch
an den Wochenenden, erlebe ich eine Fülle von Terminen und Begegnungen. Bei der
Intensität und Bandbreite der Themen fühle ich mich manchmal wie ein
chinesischer Akrobat im Zirkus, der mit Händen und Füßen unzählige Teller
jongliert.

CityNEWS: Tanzen Sie
denn gern in dieser Manege?

Angela Spizig: Für mich ist das Amt ungeheuer
motivierend und bietet viele Glücksmomente.

CityNEWS: Können Sie
ein Beispiel nennen?

Angela Spizig: Besonders viel Freude machen mir
Kultur-Termine mit Kindern und Jugendlichen, wo ich vorlese und wo wir
diskutieren – in Kitas, in Museen oder im Bücherbüdchen Minibib im Stadtgarten,
das ich mit begründet habe.

CityNEWS: Was
konnten Sie als Bürgermeisterin schon bewegen?

Angela Spizig: Das würde den Rahmen sprengen, hier
alle Projekte aufzuzählen. Wichtig ist mir das Kölner Infarkt Modell (KIM), das
inzwischen in Deutschland Modellcharakter besitzt als Initiative des
Rettungsdienstes und der Kliniken zur optimalen Versorgung von Patienten mit
akutem Herzinfarkt.Es ist ein
schöner Gedanke, dass durch diese Initiative möglicherweise schon Menschenleben
gerettet worden sind.

CityNEWS: Wie würden
Sie Ihre Rolle bei solchen Projekten definieren?

Angela Spizig: Da bin ich Impulsgeberin. Im Falle
von KIM kam ein Bürger auf mich zu, dessen Vater infolge eines Herzinfarkts
gestorben war, weil er nicht schnell genug richtig versorgt werden konnte. Ich
lud die Akteure zu einer Gesprächsrunde ein und der Stein kam ins Rollen …

CityNEWS: Was ist
bei Ihrer Arbeit besonders wichtig?

Angela Spizig: Gut zuhören –  und zwar jedem.
Wir Bürgermeister haben mit allen Gesellschaftsschichten zu tun – vom
Obdachlosen bis zum Aufsichtsratsvorsitzenden – und mit den unterschiedlichsten
Anliegen. Ich bringe Menschen zusammen und versuche, gemeinsam mit ihnen die
Lebensqualität in unserer Stadt zu verbessern.

Für Köln als Wirtschaftsstandort
sind internationale Kontakte enorm wichtig

CityNEWS: Reisen Sie
viel?

Angela Spizig: Für Köln als Wirtschaftsstandort
sind internationale Kontakte enorm wichtig. Da vertrete ich den OB und die
Stadt mit Fachvorträgen bei Konferenzen in Europa und auch schon mal in Indien
oder China.

CityNEWS: Wird Ihr
internationaler Einsatz gewürdigt?

Angela Spizig: Im Juli 2011 wurde ich im Kölner
Rathaus zum “Officier dans l’ordre des Arts et des Lettres” für meine
Verdienste um den deutsch-französischen Kulturaustausch ernannt.
Zur
Ordensverleihung kam auch der französische Botschafter. OB Roters richtete den
Empfang aus, zu dem ich 100 Gäste aus der Kölner Kulturszene einladen durfte – das
war eine wunderschöne Würdigung meiner Arbeit.

CityNEWS: Sie tragen
einen Ring mit der brasilianischen Flagge?

Angela Spizig: Ich engagiere mich für die Städtepartnerschaft
Köln–Rio.
Und: eine kleine Geste kann in anderen Ländern viel bewirken. Dieser
Ring an meiner Hand hat die Leute so erfreut, dass alle brasilianischen
Zeitungen darüber berichteten.

CityNEWS: Und was
bringt das?

Angela Spizig: Mit einer Delegationsreise nach
Brasilien haben wir erreicht, dass 6000 brasilianische Fans zur Fußball-WM 2006
nach Köln kamen. Seitdem besuchen immer mehr Brasilianer unsere Stadt!

CityNEWS: Sie kommen
viel in der Welt rum: ein toller Job, oder?

Angela Spizig: Das ist nur ein spannender Teil
meiner Arbeit – meine Hauptaufgaben sind hier vor Ort. Was viele nicht
wissen: Bürgermeister in NRW sind keine Berufspolitiker. Wir arbeiten
ehrenamtlich für unsere Stadt – und das mit großer Freude. Bisher habe ich noch
keinen Tag bedauert, Bürgermeisterin in Köln zu sein!

Autor: Redaktion/ Astrid Waligura