Spröde Lippen, rissige Haut, gerötete Augen: Trockene, staubige Luft ist der Feind für Haut und Atemwege. Umso wichtiger ist das richtige Raumklima! Denn je kälter die Tage, desto stärker werden die Heizungen aufgedreht und deswegen sollte ein Innenklima herrschen, das Haut und Schleimhäute schont.
“Für die Haut ist der Winter die anstrengendste Jahreszeit”, sagt die Berliner Hautärztin Gertraud Kremer, Mitglied des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen. “Jetzt ist es besonders wichtig, auf die richtige Temperatur und Luftfeuchtigkeit zu achten.”
Immerhin verbringt der Mensch mindestens zwei Drittel seiner Lebenszeit in Innenräumen. Die sollten laut Hautärztin Kremer tagsüber im Wohnbereich um die 20 Grad Celsius warm sein. “Mehr ermüdet und trocknet den Körper aus, weniger empfinden viele dagegen als zu kühl.” Während es aber kaum einen Haushalt ohne Thermometer gibt, sieht es in puncto Luftfeuchtigkeit ganz anders aus: Ein Hygrometer, das den Feuchtigkeitsgehalt der Luft misst, besitzen nur wenige.
Feuchtigkeit checken mit dem Hygrometer
Dabei sei das Gerät mindestens ebenso wichtig wie das Thermometer und auch keineswegs teuer, wirbt Kremer – und erklärt, warum sich die Anschaffung lohnt: “Zu niedrige Luftfeuchtigkeit trocknet vor allem die Schleimhäute im Nasen-Rachen-Bereich aus und führt dazu, dass die feinen Flimmerhärchen verkleben, die normalerweise Viren und Bakterien abwehren. Diese können dann leichter in die ausgetrockneten Schleimhäute eindringen und dort alle Arten von Erkältungskrankheiten hervorrufen.” Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit wiederum wird schnell als drückend empfunden. Sie entstehe vor allem, wenn zu selten gelüftet werde.
Immerhin schwitzt eine ruhende Person nach Angaben des in Bietigheim-Bissingen ansässigen Fachinstituts Gebäude-Klima täglich ungefähr einen Liter Wasser aus, eine Person in Bewegung sogar rund 2,5 Liter. Bei einer vierköpfigen Familie können so schon mal zehn Liter Wasser als Wasserdampf im Raum zusammenkommen. Zu feuchte Luft fördert dann die Vermehrung von Schimmelpilzsporen, die sich praktisch überall in der Luft befinden. Wenn die Luftfeuchtigkeit an den Wänden kondensiert, bildet sich dort ein idealer Nährboden für Schimmel – ungesund nicht nur für Allergiker. “Die optimale Luftfeuchtigkeit in einem Raum liegt zwischen 40 und 60 Prozent”, betont der technische Referent des Fachinstituts, Claus Händel.
Das richtige Raumklima
Um das zu erreichen, heißt die Devise: Lüften! Als Faustregel empfiehlt Hautärztin Kremer: “Dreimal täglich fünf Minuten Stoßlüften, am besten mit Durchzug – danach sollten Sie die Fenster wieder schließen. Das ist viel wirkungsvoller als über längere Zeit gekippte Fenster und natürlich auch energiesparender.” Kalte Luft enthält dabei weniger Feuchtigkeit als warme. Daher ist Winterluft trockener als Sommerluft. Wer jetzt lüftet, holt also von draußen trockene Luft in die Räume. Die Heizung entzieht der frischen Luft weiter Feuchtigkeit, so dass es in der Heizperiode ratsam ist, die Raumluft zusätzlich zu befeuchten. Das kann mit handelsüblichen Luftbefeuchtern geschehen, “aber auch Pflanzen mit vielen Blättern oder auch feuchte Lappen und Wasserschälchen auf der Heizung wirken positiv”, erläutert Frank Herfurth vom Verband Unabhängiger Heilpraktiker in Köln.
Solche Maßnahmen bergen allerdings wiederum die Gefahr, die Luftfeuchtigkeit zu weit nach oben zu treiben. Sie sollte deshalb regelmäßig mit einem Hygrometer kontrolliert werden, betonen die Experten der Stiftung Warentest. Bei technischen Luftbefeuchtern sei der Blick in die Gebrauchsanleitung besonders wichtig: Sie müssen ordnungsgemäß gereinigt werden, um die Bildung von Keimen zu verhindern, die sich dann in der Luft verteilen könnten.
Zum Schlafen darf es etwas kühler sein
Vor allem morgens nach dem Aufstehen ist eine gute Lüftung des Zimmers wichtig, da der Mensch in der Nacht viel Feuchtigkeit verliert. Damit das Stoßlüften nicht an der Bequemlichkeit scheitert, rät Heilpraktiker Herfurth außerdem, die Fensterpartien möglichst frei zu lassen und nicht mit Möbeln oder “Kram” zuzustellen. Mittags und abends sollte ebenfalls gelüftet werden, um den Kohlendioxidgehalt der Luft zu senken. Vor dem Zubettgehen sorgt das Stoßlüften dann auch noch für einen guten und gesunden Schlaf. Der darf übrigens für den, der es frisch mag, auch gern bei geöffnetem Fenster gehalten werden. “Die empfohlene Schlaftemperatur liegt zwar zwischen 16 und 18 Grad Celsius”, sagt Kremer, “aber sie darf auch niedriger sein.” Dem stimmt Heilpraktiker Herfurth vehement zu: “Ich wähle lieber einen dicken Schlafanzug und eine warme Decke und schlafe bei frischer Luft.”