Das Christkind bleibt sich treu: SMS, E-Mails oder Facebook sind in Engelskirchen weiter strikt tabu. “Nein, nein, nein. Einen Wunschzettel schreibt man auf Papier”, wiegelt Britta Töllner, Gehilfin des himmlischen Kindes und im wirklichen Beruf Sprecherin der Deutschen Post, ab.
Ein Christkind gibt es nicht per E-Mail
Doch während das Christkind an der Tradition hängt, kann es zwei Trends nicht aufhalten: Tendenziell kommt jedes Jahr mehr Post auf den Tisch. Und außerdem wird es immer internationaler.
Die ersten 2.500 Briefe, Wunschzettel und Postkarten lagen bereits auf dem Tisch, als die irdische Postfiliale am Mittwoch in Engelskirchen zum 26. Mal öffnete. Lizzy aus den USA macht sich Sorgen, ob das Christkind überhaupt ein Navigationsgerät habe und sie finden könne. Sie legt vorsichtshalber eine ausgeschnittene Landkarte hinzu. Der kleine Lars steckt zum Wunschzettel 70 Cent und bittet, sein Taschengeld an arme Kinder weiterzugeben.
In Konkurrenz zum Weihnachtsmann
Längst ist die Anschrift “An das Christkind, 51777 Engelskirchen” zu einer der gefragtesten Adressen für handgeschriebene Briefe geworden. Im vergangenen Jahr lieferte der Postbote dort 150.000 Einsendungen ab. Sieben Jahre zuvor war es noch ein Drittel. Von den bundesweit insgesamt sieben Weihnachtspostämtern, darunter St. Nikolaus oder Himmelstadt, stapelt sich nur im brandenburgischen Himmelpfort mehr Post.
Das Christkind, sagt Töllner, habe “noch etwas Zauberhaftes, Geheimnisvolles”. Der Weihnachtsmann sei dagegen zu bekannt. Und in allen anderen Postämtern sitzen schließlich Weihnachtsmänner. Doch auch das Christkind hat Probleme – Sprachprobleme. Kinder aus 63 Ländern wie Namibia oder Brasilien schrieben ihm im vergangenen Jahr. Selbst Briefe aus China und Japan waren dabei. “Mit dem Schriftzeichen hatten wir unsere Schwierigkeiten”, sagt Töllner. Den zwölf Gehilfen blieb nichts anderes übrig, als die Absenderadresse auszuschneiden, auf den Rückumschlag zu kleben und eine Standardantwort zu verschicken.
Bestechung läuft ins Leere
“Wir können nicht auf jeden Wunsch einzeln eingehen”, sagt Töllner. Die meisten Briefeschreiber sind zwischen vier und zwölf Jahre alt. Kleinkinder malen ihren Wunschzettel, Senioren dichteten einige Verse. Materielle Wünsche stünden mittlerweile hinten an, sagt Töllner. Stattdessen möchte ein Sohn mehr Zeit mit seinem Vater verbringen. Ein älterer Herr schreibt für seinen einsamen Nachbarn, und ein Enkel wünschte sich bereits ein neues Gebiss für seine Oma.
“Sie schreiben sich ihre Nöte von der Seele”, sagt Töllner – ob als Flaschenpost verpackt, goldenes Buch oder Schriftrolle. Manchmal sind auch Süßigkeiten und andere Kleinigkeiten dabei. Doch Bestechungsversuche ziehen nicht. Töllner versichert: “Es werden alle gleich behandelt.”
Autor: dapd / BMELV/ MKULNV Redaktion