Die bei Fußballfans in NRW beliebten Vuvuzela-Tröten sollten nach Auffassung des Bundesverbands der Hals-, Nasen- und Ohrenärzte bei Massenveranstaltungen grundsätzlich verboten werden. In Köln sind die Tröten bei Public Viewing – Veranstaltungen verboten.
Sie ist lang wie ein Unterarm und laut wie eine Kettensäge, und sie ist das Volksinstrument südafrikanischer Fußballfans: die Vuvuzela. In manchen NRW-Städten wird die Plastiktröte bei Public-Viewing-Veranstaltungen aber wegen ihrer höllischen Lautstärke verboten, wie eine landesweite ddp-Umfrage ergab. Andere Veranstalter finden hingegen, dass die Fan-Fanfare mit dem monotonen Brummton zur Weltmeisterschaft gehört wie Maskottchen Zakumi und Schlachtgesänge.
Das nordrhein-westfälische Umweltministerium empfiehlt, den Gebrauch der ohrenbetäubend lauten Vuvuzela zu untersagen. “Die hiervon ausgehende Gehörgefährdung für andere Besucher und das mögliche Übertönen von Notfalldurchsagen sprechen sehr deutlich gegen eine Benutzung in Menschenmengen”, begründete Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) seine Ablehnung.
Das massenhafte Fußballschauen im Freien wird ohnedies schon ein lautes Spektakel. Das Land lockerte eigens für die WM-Wochen befristet die Vorschriften zur Nachtruhe, damit Fans auch nach 22.00 Uhr ausgelassen Tore bejubeln können. Nur die Vuvuzela scheint offenbar dann doch zu viel des Lärms.
Der Hörgerätehersteller Phonak fand in einer Studie heraus, dass die südafrikanischen Fan-Trompeten Hörschäden verursachen können. Schon bei einer viertelstündigen Beschallung mit einem Lärmpegel von 100 Dezibel drohten Beeinträchtigungen des Gehörs. Die Vuvuzela bringt es Messungen zufolge auf über 120 Dezibel. Der Bundesverband der Hals-, Nasen- und Ohrenärzte fordert ein generelles Verbot der Vuvuzela auf Massenveranstaltungen. Denn außer akutem Hörversagen könne deren Lärm auch irreparable Schäden wie Tinnitus-Geräusche verursachen, sagte Sprecher Michael Deeg.
“Die Vuvuzela als Volksinstrument des südafrikanischen Fußballs gehört einfach zur Weltmeisterschaft dazu”, sagte der Sprecher der Düsseldorfer Esprit-Arena Rainer Schüler. Vorsorglich würden allerdings kostenlos Ohrenstöpsel verteilt. HNO-Arzt Deeg empfiehlt außerdem, auf Abstand zu Trötenbläsern zu gehen, “mindestens zehn Meter”.
Auch in Oberhausen, Bonn, Wuppertal und Essen entschieden sich die Veranstalter des Public-Viewings gegen ein Vuvuzela-Verbot. “Wir wollen unseren Gästen nicht durch zu viele Vorschriften und Verbote die Stimmung verderben”, sagte Thomas Siepmann, Organisator der Veranstaltung in den Essener Messehallen. Sollten sich während der ersten Spiele dennoch Probleme ergeben, werde nochmals darüber nachgedacht.
Andere Public-Viewing-Veranstalter folgen der Empfehlung des Umweltministeriums. Tabu ist die Tröte zum Beispiel auf dem Dortmunder Friedensplatz, im Haltener Galen-Park und auch in der Gelsenkirchener Schalke-Arena. Sprecher Thorsten Kurzawe weist darauf hin, dass eine Vuvuzela lauter sei und als eine Kettensäge mit 110 Dezibel. “Wer möchte schon im Stadion neben einer Kettensäge stehen”, sagte er.
Auch in Köln müssen Fußballfans das umstrittene Blasinstrument bei allen Freiluft-WM-Übertragungen in Köln zu Hause lassen, wie es bei der Stadt hieß. Wer dagegen verstoße, müsse mit einem Verwarnungsgeld von 35 Euro rechnen.
“Der hohe und intensive Schallpegel dieser bis zu 130 Dezibel lauten Trompeten kann ein akutes Lärmtrauma mit zeitweiligem Hörverlust und Taubheitsgefühl, aber auch irreparable Schäden verursachen”, sagte Verbandssprecher und Ohrenarzt Michael Deeg der Nachrichtenagentur ddp in Neumünster. Besonders hoch seien die Risiken in dichtem Menschengedränge wie in Fußballstadien oder bei Public-Viewing-Veranstaltungen.
Deeg rät, Menschenansammlungen zu meiden, bei denen der Einsatz von Vuvuzelas erlaubt sei. Wer auf das kollektive Fußballschauen während der Weltmeisterschaft dennoch nicht verzichten wolle, sollte zumindest auf Distanz zu diesen Instrumenten gehen. “Mindestens zehn Meter”, rät der Experte. Außerdem empfiehlt er, Ohrenstöpsel zu benutzen.
Die Empfehlung des nordrhein-westfälischen Umweltministeriums, Vuvuzelas bei Public-Viewing-Veranstaltungen zu verbieten, werde zwar vom Verband der HNO-Ärzte begrüßt. Eine Empfehlung gehe aber nicht weit genug, sagte Deeg. Das sei eine “Frage der Verantwortlichkeit”. “Man kann seine Freude auch schreiend und gestikulierend und ohne technische Hilfsmittel ausdrücken”, merkte der Arzt an.
In Köln sind bei Public Viewing – Veranstaltungen (bspw.an der LANXESS arena) die Vuvuzelas verboten!
Autor: ddp-Korrespondent Ulrich Breitbach