Interview mit Professor Dr. Christian G. Meyer, Facharzt für Innere Medizin und Experte für Tropenmedizin

Antworten zu zahlreichen Fragen gibt Professor Dr. Christian G. Meyer, er ist Facharzt für Innere Medizin und Experte für Tropenmedizin. / copyright: djd/Ergo Direkt Versicherungen
Antworten zu zahlreichen Fragen gibt Professor Dr. Christian G. Meyer, er ist Facharzt für Innere Medizin und Experte für Tropenmedizin.
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Welche Impfungen sind bei einer Reise unbedingt notwendig? Was gehört in eine Reiseapotheke? Was tun bei Flugangst? Wie beuge ich der Reisethrombose vor? In welchen Ländern lauern gefährliche Krankheiten? Antworten gibt Professor Dr. Christian G. Meyer, er ist Facharzt für Innere Medizin und Experte für Tropenmedizin.

Sommer, Sonne, Urlaubszeit: Die schönsten Wochen des Jahres liegen vor uns. Mit möglichen Unfällen, Krankheiten oder sonstigen unliebsamen Überraschungen setzt sich bei aller Vorfreude niemand gerne auseinander. Und dennoch ist eine gute Vorbereitung wichtig – nur dann kann man ganz entspannt in die hoffentlich schönsten Wochen des Jahres starten.

Gegen welche Krankheiten kann man sich auch in letzter Minute noch impfen lassen?

Prof. Meyer: Grundsätzlich gilt: Jede Impfung zählt. Bei vielen Impfungen ist allerdings eine Zweit- oder Drittimpfung erforderlich, um einen ausreichend hohen Immunschutz zu erhalten. Eine typische Impfung, die theoretisch sogar noch auf dem Weg zum Flughafen gegeben werden kann, ist die Impfung gegen Hepatitis A.

Vertragen in der Regel auch Kinder die nötigen Reiseimpfungen gut?

Prof. Meyer: Für viele Impfungen sind auch Kinderdosierungen erhältlich. Alle in Deutschland zugelassenen Impfungen sind weitgehend gut verträglich und arm an Nebenwirkungen.

Zecken sind in vielen Ländern ein wachsendes Problem: Sehen Sie Risiken in einer Zeckenimpfung? Und wer bezahlt die Impfung?

Prof. Meyer: Gegen Zecken kann man nicht impfen. Zecken sollten sachgerecht entfernt werden. Man kann jedoch gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die durch Zeckenstiche übertragen wird, impfen und dies wird selbstverständlich bei Reisen in die entsprechenden Gebiete auch empfohlen. Über die Kosten dafür muss man individuell mit seiner Kasse sprechen.

Empfehlen Sie Menschen, die völlig gesund sind, eine Reiseapotheke? Und, wenn ja – was sollte man mindestens einpacken?

Prof. Meyer: Bei einer Reise nach Dänemark ist eine Reiseapotheke sicher nicht so notwendig wie bei Rucksackreisen durch den südamerikanischen Kontinent. In einem solchen Fall würde ich auch Medikamente für besondere Fälle empfehlen – Also: Durchfallmittel, Antibiotika, Schmerzmittel, fiebersenkende Medikamente, Mückenschutz, Malariaprophylaxe, Sonnen- und Insektenschutzmittel, Mittel, die individuell als notwendig erachtet werden, und eventuell Kondome.

Wo kann ich mich am besten informieren, was für mein Reiseland die empfohlenen Impfungen und Vorsorgemaßnahmen sind?

Prof. Meyer: Es gibt viele informative Internetseiten, die entsprechend informieren. Beispiele sind www.dtg.org oder www.gesundes-reisen.de sowie die Seiten des Auswärtigen Amtes. Falls möglich empfiehlt sich die Beratung durch einen Arzt, der tropenmedizinisch ausgewiesen ist.

Senioren werden immer reisefreudiger. Sollten sie sich speziell auf längere Auslandsaufenthalte vorbereiten?

Prof. Meyer: Wichtig ist die ärztliche Beratung bezüglich regelmäßig einzunehmender Medikamente und einer eventuell notwendig werdenden Rückholung (Auslands- und Rückholversicherung). Abhängig vom Reisestil ist natürlich die physische Fitness von Bedeutung. Entsprechend sollten auch Informationen hinsichtlich der medizinischen Versorgung am Zielort eingeholt werden.

Wie kann man der sogenannten Reisethrombose vorbeugen?

Prof. Meyer: Die Reisethrombose ist ein vergleichsweise seltenes Ereignis. Es empfiehlt sich, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, sich viel zu bewegen und den auf vielen Flügen gezeigten spezifischen Gymnastikvorschlägen zu folgen. Es besteht auch die Möglichkeit, sich bei bestehenden Thromboserisiken vor dem Flug ein blutverflüssigendes Medikament injizieren zu lassen.

Menschen, die chronisch krank sind, müssen unter Umständen im Urlaubsort ein Krankenhaus aufsuchen. Was sollten sie deshalb immer bei sich tragen?

Prof. Meyer: Ein möglichst in der Landesprache, mindestens jedoch auf Englisch abgefasstes Schreiben des Hausarztes über die bestehende Grunderkrankung und regelmäßig einzunehmende Medikamente und möglicherweise erforderliche Maßnahmen. Wichtig sind natürlich auch Unterlagen wie Impfpass, Schrittmacherausweis und alte Arztberichte.

Unter Flugangst leiden mehr Menschen als vermutet. Was raten Sie den Betroffenen?

Prof. Meyer: Hinsichtlich der Flugangst werden viele Kurse, beispielsweise von Fluggesellschaften, angeboten. Im Prinzip kann in Einzelfällen auch einmal ein leichtes Sedativum sehr hilfreich sein.

Autor: Redaktion / HKI