Mit einem beseelten Lächeln bleiben die Passanten auf der Straße stehen und lauschen den Tönen, die aus dem Klavier von Theo erklingen. Der 19-jährige Abiturient aus der Kölner Südstadt “klimpert” auf dem bei eBay entstandenen Instrument, das er sich für seine Leidenschaft “gepimpt” hat. Auf einem massiven, aber dennoch leicht zu transportierenden Metallgestell hat er das Klavier befestigt, Räder montiert und es so nicht nur zu einem Hingucker, sondern auch zu einem fahrbaren Musik-Fahrzeug gemacht, mit dem er nun als “Stadtgeklimper” um die Welt reist.
Theo zieht es dorthin, wo sein Publikum ist: zum Eierplätzchen im Severinsviertel, auf den Rheinboulevard oder an die Drehbrücke am Rheinauhafen. Als klassischer Straßenmusiker würde er sich dabei nicht sehen wollen. “Auf der Schildergasse oder am Dom spiele ich eigentlich nicht so gerne”, verrät er im Gespräch mit uns. “Zum einen sind diese Touristen-Hotspots oft überlaufen und die Musik kommt dort einfach nicht zur Geltung. Wenn dann auch noch der “Decke Pitter” am Kölner Dom anfängt zu läuten, kann ich einpacken”, ergänzt er lachend. Ihm gehe es viel mehr darum, die Passanten zu begeistern und sie aus dem Alltag zu entführen. Die Reaktionen zu sehen und zu spüren, auch bei Liedern, die vielleicht mal nicht so bekannt sind.
Im umgebauten Dachdeckerwagen durch Europa
Aus einer spontanen Idee geboren, entschloss sich Theo im vergangenen Jahr nach seinem Schulabschluss am Humboldt-Gymnasium, statt wie andere Heranwachsende eine Lehre oder ein Studium zu beginnen, in die weite Welt zu ziehen. Im Gepäck auf seiner Reise quer durch die Metropolen Europas: sein mobiles Klavier. Dieses hat er – befestigt mit einer technischen Konstruktion und Seilwinden – in einem als Wohnmobil umgebauten Renault Master (welcher früher bei einem Dachdecker im Einsatz war) auf seinen Touren immer dabei. Und so geht es in Richtung Italien, in die Schweiz oder Kroatien.
“Seit 14 Jahren spiele ich nun Klavier und es macht mich immer noch nervös, wenn man an Orte kommt, wo man weder das Publikum, die Umgebung noch die Sprache kennt. Aber das ist auch irgendwie die Herausforderung. In die Tasten zu hauen und loszuspielen. Stadtgeklimper eben! Möglich machen dies meine Eltern, die dieser Idee nicht im Weg stehen, meine damalige Klavierlehrerin, der ich sehr dankbar bin, und natürlich die Zuhörer”, so der junge Musiker.
Mit “Stadtgeklimper” immer dorthin, wo es gefällt …
Im Sommer startet Theo nun erneut auf eine Musikreise durch die europäischen Städte. Auf seiner geplanten Route, wo er von seiner Freundin begleitet wird, soll es dieses Mal über Paris in Richtung Bretagne, entlang der Atlantikküste nach Spanien und Portugal gehen. Richtig festlegen möchte er sich hier aber nicht: “Ich bin da immer sehr spontan und flexibel unterwegs. Immer dorthin, wo es gerade gefällt.”
Auf die Frage, wie er sich denn seine Zukunft vorstellt und was er noch für Ziele hat, sprudelt es aus dem Kölner Tastenakrobaten nur so heraus: “Ein Traum wäre, die Panamerika in Richtung Südamerika abzufahren. Und irgendwie eine richtig verrückte Idee wäre es, ganz im Norden bei Alaska zu starten und dann komplett in den Süden nach Feuerland auf Achse zu sein. So richtig Lust auf einen Schreibtisch-Job habe ich gerade nicht wirklich. Ich möchte so viel sehen und erleben, wie nur möglich ist, und solange mir die Leute zuhören wollen, steht die Musik bei mir an oberster Stelle.”