Die Karibikinsel St. Lucia hat einen Beinamen, der schon viel verrät: Sie wird Schöne Helena der Antillen genannt. Ein Eiland mit dichtem Regenwald im Inselinneren, traumhaften Stränden an der Küste, bunten Korallenriffen im Karibischen Meer und einem übelriechenden, qualmenden Vulkan.
Schöne Helena: Die Insel mit Sinn fürs Besondere
Dazu kommt noch eines der meistfotografierten Karibikmotive, die beiden Zwillings-Pitons, die sich wie überdimensionale Zuckerhüte aus dem Meer erheben. Auf St. Lucia ist alles ein bisschen luxuriöser, auch deshalb hat der Massentourismus hier nicht Einzug gehalten.
Und das soll auch so bleiben. Stattdessen setzt man auf Ökotourismus, will die Naturschönheiten der Insel erhalten und die Umwelt schützen. In der Hauptstadt Castries hat das innovative Our Planet Center eröffnet, dessen Einnahmen lokalen Umweltprojekten zugutekommen. Zu bieten hat es unter anderem einen interaktiven Weg, der über die bedrohten Tier- und Pflanzenarten auf St. Lucia informiert, und einen NASA-Raum zum Thema Weltklima. Am Computer kann man einen Hurrikan simulieren und die Informationen zu Rettungsaktionen für Schildkrötenbabys erwärmen das Herz.
Auch Hotelbesitzer sind dabei, wenn es um den Umweltschutz geht. Wie zum Beispiel Karolin und Nick Troubetzkoy, die sich von Anfang an der Nachhaltigkeit verschrieben haben. Sie betreiben zwei Luxusresorts im Süden der Insel bei Soufriere, das Anse Chastanet und das Jade Mountain, Karolin kümmert sich um die Hotels und Nick ist der Architekt. Sie sind überzeugt, dass Luxus nichts mit Verschwendung zu tun haben muss, vor allem, wenn es um die natürlichen Ressourcen geht. So wurden beim Bau zum Beispiel nur nachhaltige Materialien verwendet, ein altes Wasserreservoir wurde reaktiviert und sammelt neben Fluss- auch Regenwasser. Außerdem gibt es eine eigene Biofarm, die von den Gästen besucht werden kann.
Lokale Tourismusprojekte schaffen Arbeitsplätze
Auch die Bevölkerung soll profitieren. So kommen die meisten Angestellten und Handwerker aus der Region. Ebenso unterstützt das Paar lokale Tourismus-Projekte, wie den nicht weit entfernten Tet Paul Nature Trail im kleinen Dorf Chateau Belair, den dessen Einwohner angelegt haben. Der Weg befindet sich innerhalb des geschützten Gebietes rund um die Pitons. Fantastisch sind die Ausblicke auf das Inselinnere, das Meer und die beiden Pitons. A Gateway to Heaven nennen die Leute von Chateau Belair stolz ihren Trail. Zehn von ihnen arbeiten nun dort, so auch die junge Rashida Marquis, die Besucher über das Gelände führt. Sie ist froh über den Job, die Arbeitslosigkeit ist auf St. Lucia recht hoch und die Chancen für junge Leute sind schlecht.
Die beiden Hotels der Troubetzkoys stehen auf dem Gebiet einer ehemaligen Plantage, die größtenteils sich selbst überlassen wird. Ihr Eingang ist an der benachbarten Bucht Anse Mamin, durch ein riesiges Tor geht man hinein. Die Natur hat sich das Terrain längst zurückerobert, dort wo einst das Zuckerrohr gewachsen ist, steht nun ein Wald. Auch die Überreste der Gebäude, in denen Sklaven unter unmenschlichen Bedingungen das Zuckerrohr auskochten, werden langsam überwuchert. Wanderwege durchziehen das Gebiet, vor allem in den Morgen- und den Abendstunden kann man viele Vögel beobachten. Wer es sportlicher mag, kann sich ein Mountainbike ausleihen und den Wald auf ausgeschilderten Wegen erkunden. Die Plantage ist nicht nur Hotelgästen, sondern allen zugänglich.
Zu Fuß durch den Regenwald von St. Lucia
Das gilt auch auf den Regenwald im Inselinneren. Allerdings darf man nicht allein hinein, sondern nur mit einem Führer. Es gibt einige schöne Wanderwege, kürzere wie den Barre d´Isle Rainforest Trail und bis zu 16 Kilometer lange wie den Jungle Hiking Trail. Vor allem letztere sind nicht zu unterschätzen, schließlich ist St. Lucia eine bergige Insel. Mit etwas Glück kann man neben der üppigen Pflanzenvielfalt auch den Nationalvogel der Insel bewundern, den St.-Lucia-Papagei.
Er war vom Aussterben bedroht, dank intensiver Schutzbemühungen ist der Bestand wieder auf rund 800 Tiere gestiegen. Immer noch nicht genug, aber ein Hoffnungsschimmer. Wer den Regenwald lieber von oben betrachten möchte, hat zwei Möglichkeiten. Für Abenteuerlustige werden Klettertouren von Baumwipfel zu Baumwipfel angeboten, gemütlicher geht es bei der Aerial Tram zu, die hoch über dem Boden langsam durch den Wald schaukelt.
Wo selbst Superman eine Auszeit nimmt
Besonders entspannend ist ein Spaziergang durch die Diamond Gardens, an deren Ende ein Wasserfall wartet. In den Diamond Baths kann man abtauchen. Das wirke verjüngend, versichert Alexander, der sich ein bisschen Geld als Guide verdient. The Walking Internet – das laufende Internet – sei sein Spitzname, hat er zu Beginn der Tour erzählt. Weil er so viel weiß. Zum Beispiel, dass einer der Superman-Filme teilweise hier gedreht wurde. Aber auch über jede Pflanze kann er etwas sagen.
Und dann ist da noch das Meer mit seinen Unterwassergärten, ein Paradies für Taucher und Schnorchler, mit Meeresschildkröten, bunten Korallenfischen und riesigen Barrakudas. Auch wenn man über Wasser bleibt, bekommt man etwas zu sehen. Regelmäßig lassen sich Wale blicken und die Chancen, auf Delfine zu treffen, stehen sehr gut. Wenn dann eine Schule mit 50 oder mehr Tieren das Boot begleitet, manche in der Bugwelle schwimmen und andere tollkühne Sprünge vollführen, kann man sein Glück kaum fassen angesichts von so viel Schönheit auf der Schönen Helena der Antillen.