Der Song-Marathon von Lena ist gestartet: Gleich sechs Mal hintereinander trat die Grand-Prix-Siegerin von 2010 in der ersten Halbfinalshow des diesjährigen ProSieben/ARD-Vorentscheids an. Sechs verschiedene Lieder, sechs verschiedene Outfits – es sei schon ganz schön viel gewesen, befand Lena nach getaner Arbeit.
Über einen ersten Erfolg konnte sie sich schon einmal freuen: Am Ende der rund zweistündigen Live-Sendung auf ProSieben hatten sich die Fernsehzuschauer für den von Lena Meyer-Landrut mit ProSieben-Entertainer Stefan Raab verfassten eingängigen Song «What happened to me» entschieden. Ebenfalls ins Vorentscheid-Finale am 18. Februar (20.15 Uhr im Ersten) gewählt wurde der auffälligste der sechs Titel, der Elektropopsong «Taken by a stranger» des Komponistentrios Nicole Morier, Gus Seyffert und Monica Birkenes, der vom Studiopublikum in Köln am meisten Beifall bekam. Weiter im Rennen ist auch der Poptitel «Maybe» der Berliner Komponisten Daniel Schaub und Pär Lammers, die bereits einen Song zu Lenas Debütalbum «My Cassette Player» beigesteuert hatten.
Raab selbst zeigte sich zufrieden mit der Songauswahl. «Ich finde unser Publikum hat einen sehr jungen, coolen Geschmack bewiesen», sagte er nach der Sendung. Allerdings habe die Auswahl der drei Titel, die nun weiterkommen sind, auch an der Publikumsstruktur von ProSieben gelegen. «Ich bin gespannt, wie es dann im Finale in der ARD aussieht, weil da ist die Altersstruktur des Publikums durchaus anders», sagte der Entertainer. Angesichts der Tatsache, dass nun alle Augen auf Lena gerichtet seien, habe die 19-Jährige «einen guten Job gemacht».
Lena selbst freute sich nach der Sendung, dass der Elektropopsong «Taken by a stranger» auf solch gute Resonanz gestoßen ist. Es zeuge von einem «positiven Deutschlandbild», dass die Menschen auch «offen für Neues» seien. Bereits bei der Auswahl der Titel im kleinen Kreis sei ihr und Raab der Titel aufgefallen.
Zweites Halbfinale am 7. Februar
Noch einmal sechs Lieder stehen im zweiten Halbfinale am nächsten Montag (7. Februar, 20.15 Uhr, ProSieben) zur Auswahl. Eine nationale Sanges-Konkurrenz hat die 19-Jährige in diesem Jahr dagegen nicht: Während die meisten anderen Teilnehmer-Länder ihren Kandidaten für den Eurovision Song Contest (ESC) noch küren müssen, hatten die deutschen Grand-Prix-Verantwortlichen schnell entschieden, dass die Gewinnerin von Oslo auch vor heimischem Publikum in Düsseldorf am 14. Mai an den Start gehen soll.
Etwas Kritik gab es angeblich aber auch innerhalb der ARD: Laut «Spiegel» hat der Programmbeirat für das Erste die 19-Jährige schon im Oktober nach ihrem Auftritt in der ARD-Sendung «Der Deutsche Fernsehpreis» kritisiert. Es sei «deutlich geworden, dass die Sängerin mittlerweile ihre Unbefangenheit verloren» habe, hatte das Nachrichtenmagazin jüngst unter Berufung auf das Sitzungsprotokoll berichtet. Sie spiele «nun nur noch eine Rolle». ARD-Programmdirektor Volker Herres bleibt laut dem Bericht dagegen «Lenastheniker».
Und auch der ARD-Teamchef für den ESC, Thomas Schreiber, meint: «Für 2011 hätte ich es keinem anderen jungen Kandidaten zumuten wollen, sich dem Votum der Zuschauer und besonders der Medien zu stellen und vielleicht ein Leben lang im Vergleich zu Lena als Verlierer dazustehen.» Der «Zauber des ersten Sieges seit 28 Jahren» könne von niemandem übertroffen werden, sagte er der Nachrichtenagentur dapd.
Mehrere hundert Titel standen zur Auswahl
Auch für Holland sei einmal die Siegerin wieder angetreten – und sei letzte geworden, witzelte Lena-Mentor Raab in der Show. Er habe gedacht, «wir müssen die Geschichte einfach mal umkrempeln». Mehrere hundert Titel wurden laut Raab angehört, um dann auch mit Hilfe von Lena zwölf mit einer stilistischen Bandbreite für den Vorentscheid 2011 auszuwählen. Gleich zwei Mal war Raab im ersten Halbfinale selbst mit Songs vertreten, einmal eben in Zusammenarbeit mit Lena. Der Grand-Prix-erfahrene ProSieben-Entertainer prägt auch in diesem Jahr die Contest-Vorbereitung, ist nicht nur Jury-Präsident im Vorentscheid, sondern wird auch das Finale und die Halbfinalrunden des Eurovision Song Contest im Mai moderieren.
Lena habe sich stimmlich weiterentwickelt, befand Raab, obwohl sie von Unterricht keine Spur genossen habe. Fast genau ein Jahr ist es her, dass die damals 18-jährige Abiturientin aus Hannover, die zuvor nur auf einer Schulbühne gestanden hatte, im Vorentscheid 2010 die Sympathien der Zuschauer gewann und «Ich freu mich so hart» ins Publikum rief. Mit den Worten «Wow, ganz schön voll hier» kam sie nun auf die Bühne, die dieses Mal noch opulenter ist. Lena wirkte – logischerweise nach der kometenhaften Karriere – abgeklärter und professioneller, ihr Styling war deutlich aufwendiger als bei ihrem Debüt 2010.
In den vergangenen Monaten war es etwas ruhiger um den Grand-Prix-Star geworden. Nun scheint mit dem Vorentscheid auch der richtige Zeitpunkt gekommen, um ein neues Album herauszubringen. Am 8. Februar wird ihre neue Platte «Good News» veröffentlicht, auf der alle zwölf Songs des Vorentscheids enthalten sind. Und auch für ihre Tour konnte Lena noch ein bisschen Werbung machen: Start sei am 13. April in Berlin, erinnerte die ESC-Kandidatin in der Show.
Raab: «Publikum hat jungen, coolen Geschmack bewiesen»
ProSieben-Entertainer Stefan Raab zeigt sich zufrieden mit dem ersten Halbfinale des deutschen Vorentscheids zum Eurovision Song Contest 2011. «Ich finde unser Publikum hat einen sehr jungen, coolen Geschmack bewiesen», sagte Raab der Nachrichtenagentur dapd in Köln. Allerdings habe die Auswahl der drei Titel, die nun weiterkommen sind, auch an der Publikumsstruktur von ProSieben gelegen. «Ich bin gespannt, wie es dann im Finale in der ARD aussieht, weil da ist die Altersstruktur des Publikums durchaus anders», sagte der Entertainer.
Schwer vorhersehbar sei es, wie das europäische Publikum auf die Songauswahl reagiere. Während das deutsche Publikum beim Song Contest ein sehr junges sei, gleiche der Grand Prix in England eher einer «Oma-Veranstaltung». Im Endeffekt gelte es, eine gute Mischung für alle zu finden, sagte Raab.
Mit den Auftritten von Lena Meyer-Landrut war Raab nach dem ersten Halbfinale zufrieden. «Ich finde Lena hat einen guten Job gemacht», sagte er. In den Tagen zuvor habe sie sich ausschließlich auf die Proben konzentriert. «Sie hatte die anstrengendste Aufgabe. Alle Augen waren auf sie gerichtet», sagte Raab. Angesichts der Tatsache, dass sie erst vor knapp einem Jahr ihren ersten öffentlichen Auftritt gehabt habe, sei solch eine Veranstaltung noch immer eine Herausforderung für die 19-Jährige. «Und das hat sie super gemacht. Ich bin absolut zufrieden», sagte Raab.
Dass der Elektropopsong «Taken by a stranger» vom Studiopublikum den meisten Beifall bekam und auch ins Finale gewählt wurde, freute Lena am meisten. Es zeuge von einem positiven Deutschlandbild, dass die Menschen auch «offen für Neues» seien. Bereits bei der Auswahl der Titel im kleinen Kreis sei ihr und Raab der Titel aufgefallen.
Im Vergleich zum Vorjahr, als Lena mit anderen Konkurrenten um die Teilnahme beim Song Contest kämpfte, sei es nun entspannter, lediglich einen Titel auszusuchen. «Es war aber auch deswegen entspannter, weil ich im Moment nichts anderes mache, außer singen und proben. Das ermöglicht es mir, mich vollkommen darauf zu konzentrieren», sagte Meyer-Landrut.
Der Fahrplan für den Eurovision Song Contest 2011
- 31. Januar: Erstes Halbfinale des deutschen Vorentscheids «Unser Song für Deutschland» in Köln (ProSieben); Juroren: Stefan Raab, Stefanie Kloß («Silbermond») und Der Graf («Unheilig»)
- 7. Februar: Zweites Halbfinale (ProSieben, 20.15 Uhr) Juroren: Stefan Raab, Anke Engelke und Joy Denalane; Zuschauer wählen in beiden Shows drei von sechs Songs ins Finale
- 18. Februar: Finale Vorentscheid (20.15 Uh
r im Ersten); Publikum entscheidet über Lenas Grand-Prix-Song; Juroren: Stefan Raab, Barbara Schöneberger und Adel Tawil von «Ich+Ich»
- 10. Mai: Erstes Halbfinale des Eurovision Song Contest in Düsseldorf (ProSieben, 21.00 Uhr)
- 12. Mai: Zweites Halbfinale (Das Erste, 21.00 Uhr)
- 14. Mai: Finale 56. Eurovision Song Contest (Das Erste, 21.00 Uhr), Deutschland ist hierfür bereits gesetzt
Autor: Redaktion/ dapd