Bewerbungsgespräche haben für schüchterne Menschen oft etwas Bedrohliches an sich. Mit einer genauen Vorbereitung können aber auch introvertierte Bewerber diese schwierige Situation gut meistern.
“Wer Hemmungen hat, vor anderen Personen über sich zu
sprechen, muss Vorhersehbares einstudieren”, sagt Christian Püttjer von
der Karriereakademie in Bredenbek. Der Bewerber sollte im Vorfeld erst
einmal sein eigenes Profil erstellen und auswendig lernen. Als Grundlage
diene ein “skillorientierter” Lebenslauf, auf dem nicht nur Positionen,
sondern auch Tätigkeiten aufgelistet sind.
In dieser zwei- bis
dreiminütigen Selbstpräsentation müsse der Bewerber etwas über seine
berufliche Qualifikation sagen können. Zur Vorbereitung
niedergeschrieben, umfasse das etwa eine DIN A 4 Seite. Beim
Auswendiglernen sollte man laut vor sich hin sprechen, um sich an die
eigene Stimme zu gewöhnen, rät der Karriere-Coach. “Das ist wie Vokabeln
lernen. Schüchterne müssen möglichst viele Fakten auswendig wissen, da
sie in einer Stresssituation oft nicht ruhig nachdenken können”, betont
Püttjer. Er empfiehlt auch, die in der Stellenanzeige beschriebenen
Aufgaben oft laut zu lesen, “damit man die wirklich draufhat und darauf
eingehen kann”.
Niemand müsse im Bewerbungsgespräch einen
schillernden Selbstdarsteller abgeben. “Es genügt, sachlich beschreibend
vorzugehen. Das ist wie ein Vortrag in eigener Sache”, beruhigt der
Experte. “Bewerber müssen ein nüchternes berufliches Profil beschreiben,
nicht sich selbst bewerten.” Oft kämen Bewerber bei der gern gestellten
Frage: “Was können Sie, was andere nicht können”, in Erklärungs- und
Rechtfertigungsnot. Püttjers Tipp für eine Antwort: “Nun, zu den anderen
kann ich nichts sagen. Ich habe mich mit Folgendem beschäftigt …”
Weniger reden ist manchmal mehr
“Schüchternheit
ist kein Makel”, stellt der Bewerbungsexperte klar. Auch bei guter
Vorbereitung spürten Personaler diese Zurückhaltung zwar daran, wie
jemand sitzt und spricht, aber das werde akzeptiert. Im Zweifel
entscheidet man sich bei gleicher Eignung sogar eher für einen
schüchternen Bewerber als für einen großen Selbstdarsteller. Wer zu
dominant auftritt, könnte das auch bei der Arbeit tun und Unruhe ins
Team bringen, gibt Püttjer zu bedenken. Es müssten auch nicht immer
erschöpfende Antworten auf Fragen gegeben werden. Manchmal sei es
besser, knapp und präzise zu antworten und dem Personaler Gelegenheit
für Nachfragen zu geben.
Schwierig werde es für zurückhaltende
Bewerber nur dann, wenn sie es nicht schaffen, ihre Skills zu
identifizieren und zu erläutern. Aber auch hierbei helfe eine
systematische Vorbereitung. Bewerber sollten sich vergegenwärtigen, was
sie bisher gemacht haben und welche Aufgaben sie in der neuen Stelle
übernehmen müssen, rät der Experte. Je größer die gemeinsame
Schnittmenge sei, die sich aus der Gegenüberstellung ergebe, desto
besser sei die Chance, eingestellt zu werden. Bei den sogenannten
Soft-Skills sollten Bewerber überlegen, in welcher bisherigen Tätigkeit
sie diese bereits gezeigt haben, zum Beispiel, wo sie erfolgreich in
einem Team gearbeitet oder bei welcher Gelegenheit sie
Durchsetzungsvermögen gezeigt haben. Nicht zuletzt sei auch eine gute
Kenntnis des Unternehmens wichtig. “Bewerber finden hierfür oft bessere
Informationen in Online-Pressemitteilungen als auf der Internetseite des
Unternehmens”, sagt Püttjer.
Autor: Redaktion / dapd