Vier Bürgermeisterinnen und Bürgermeister unterstützen stellvertretend Kölns derzeitigen OB Jürgen Roters, zum Beispiel bei der Leitung der Ratssitzungen und bei Repräsentationsaufgaben. Im letzten Serienteil stellt CityNEWS Manfred Wolf vor.
Manfred Wolf (FDP) ist Urkölner. Er wurde 1947 in Köln-Mülheim geboren, besuchte das Hansa-Gymnasium und studierte – ebenfalls in seiner Heimatstadt – Betriebswirtschaft, bevor er sich als Steuerberater selbstständig machte. Seit 1999 ist Manfred Wolf Stellvertreter des Oberbürgermeisters mit einer Pause von 2004 bis März 2009. Der dreifache Familien- und zweifache Großvater lebt mit seiner Frau Marianne in Köln-Dünnwald.
CityNEWS: Vor einem Jahr haben Sie Ihre Steuerberaterkanzlei in jüngere Hände gegeben. Was hat sich seitdem verändert?
Manfred Wolf: Ehrlich gesagt nicht so viel. So eine Übergabe braucht Zeit. Da kann man nicht einfach seinen Hut nehmen und gehen. Vier bis sechs Stunden täglich bin ich nach wie vor Steuerberater.
CityNEWS: Welchen Raum nimmt die Politik ein?
Manfred Wolf: Rund 20 bis 25 Stunden wöchentlich.
CityNEWS: Morgens Steuerberater, nachmittags Bürgermeister?
Manfred Wolf: Wenn’s doch so einfach wäre. Nein, jeder Tag ist anders, je nach aktueller Terminlage. (Er zieht einen Bierdeckel aus der Hosentasche!) Sehen Sie hier beispielsweise, da muss ich dringend noch anrufen.
CityNEWS: Eine Bierdeckelnotiz – passiert das öfter?
Manfred Wolf: Als Bürgermeister bin ich ständig ansprechbar, auch privat auf der Straße oder in meiner Stammkneipe. Und mit diesen eher zufälligen Treffen ist es nicht getan. Viele Menschen rufen mich auch an und fragen um Rat.
CityNEWS: Sind solche spontanen Anfragen in Ihr Pensum von 25 Wochenstunden integriert?
Manfred Wolf: Nein. Das passiert alles zwischendurch.
CityNEWS: Können Sie als Bürgermeister eigentlich allen helfen?
Manfred Wolf: Die meisten überschätzen meine Position und denken, ich könnte unendlich viel bewegen.
CityNEWS: Können Sie nicht …?
Manfred Wolf: Sagen wir es so: Vielen Kölnerinnen und Kölnern konnte ich die richtigen Türen zeigen. Eintreten muss dann jeder selbst.
CityNEWS: Wenn die Tür offen ist, kennt man Sie dann noch?
Manfred Wolf: Ich bekomme schon mal ein “Danke”, aber eher selten. Doch das, was kommt, ist mir Motivation genug.
CityNEWS: Ein Beispiel?
Manfred Wolf: Heiligabend war ich im Alten Wartesaal und hörte vielen Menschen zu, die es schlimm erwischt hat im Leben. Ich konnte in diesem Zusammenhang einer Roma-Familie mit sieben Kindern helfen, eine Wohnung zu bekommen. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Ich engagiere mich außerdem für ehemalige Zwangsarbeiter. Einmal erhielt ich von einem Ehepaar einen persönlichen Dankesbrief, der mich zu Tränen rührte. So was wirkt lange nach.
CityNEWS: Was bedeutet Ihnen das Bürgermeisteramt?
Manfred Wolf: Ich habe vieles kennengelernt während meiner Amtszeit. Als besonderes Highlight habe ich in Erinnerung, wie ich im Rahmen der Ordnungspartnerschaft “Sicher im Ring” eine Nacht mit der Polizei auf Streife gefahren bin. Neugierig bin ich immer gewesen und will es bleiben.
CityNEWS: Ihre Amtszeit geht noch bis Ende September 2014: Sind Sie auch neugierig auf den Ruhestand?
Manfred Wolf: Ich finde: Unruhestand ist gesünder als Ruhestand. Daher würde mich eine weitere Amtszeit schon jucken. Aber meine Position soll ja eingespart werden.
CityNEWS: Gibt es bereits Pläne für die Zeit nach dem Bürgermeisteramt?
Manfred Wolf: Ich bin seit 25 Jahren wohnmobilisiert. Mit Frau, Kindern, Hund und Freunden habe ich schon die ganze Welt bereist. Die spektakulärsten Ziele waren Murmansk, die marokkanische Wüste sowie die Osttürkei.
CityNEWS: Unser Titelthema heißt Sportstadt Köln – wie halten Sie es mit Ihrer Fitness?
Manfred Wolf: Als Schüler und Student war ich sportlich: Rudern, Volleyball, Judo, Tennis. Seit dem Berufseinstieg habe ich eine Sieben-Tage-Woche, da war es aus mit dem Sport.
CityNEWS: Sie saßen lange im Sportausschuss und haben gute Einblicke in das Thema. Ist Köln Sportstadt?
Manfred Wolf: Wir haben sicher die richtige Einstellung, Sportstadt zu sein, aber es mangelt am lieben Geld. Schauen Sie sich nur den miserablen Zustand vieler Sportplätze und -hallen an! Sport ist Kultur für alle. Ins Schwimmbad gehen beispielsweise viel mehr Menschen als in die Oper, schon allein aus Kostengründen. So was wird bei der Verteilung der Gelder meiner Ansicht nach zu wenig bedacht.