Kölner SportTreff diskutierte zum Thema Sportwetten

Die zahlreichen Besucher der Netzwerkveranstaltung verfolgten interessiert der informativen Podiumsdiskussion. / copyright: www.eventfotograf.de
Die zahlreichen Besucher der Netzwerkveranstaltung verfolgten interessiert der informativen Podiumsdiskussion.
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Der Spagat zwischen spannender Atmosphäre und Manipulation – Der 25. Kölner SportTreff bot den Besuchern bei sehr angenehmer Lounge-Atmosphäre in der Rechtsanwaltskanzlei OsborneClarke viele interessante Einblicke in die Welt der Sportwetten und des Glückspiels.

Quasi zur Silberhochzeit des SportTreffs, wie der Veranstalter, Hans-Jürgen Schmidt, diesen Netzwerkabend symbolisch nannte, trafen sich Verantwortliche aus Wirtschaft, Medien und Sport am Kölner Grüngürtel, um sich auszutauschen und über neueste Entwicklungen in den Bereichen Sportwetten und besonders auch der Wettmanipulation zu informieren und zu diskutieren. Die Veranstaltung war mit über 190 Besuchern und vielen Wartelistenplätzen wieder einmal komplett ausgebucht. Unter den Gästen vertreten waren auch Größen wie der ehemalige DFB-Schiedsrichter Jürgen Aust oder Vertreter der Basketball- und Handball-Bundesliga BBL und HBL, die der Diskussion auf dem Podium gespannt zuhörten.

Dr. Thomas Hermes, der Verteidiger des “Skandal-Schiedsrichters” Robert Hoyzer begann mit einer kurzen Einführung zum Thema und schilderte vor der Diskussionsrunde, welche Folgen der damalige Skandal um seinen Mandanten nach sich zog: So wurden in der Fußball-Bundesliga kurzfristige Schiedsrichteransetzungen festgelegt und alle mittelbar und unmittelbar an Spielen beteiligte Personen von jeglichen Sportwetten ausgeschlossen, wie Dr. Hermes erklärte.

Nach dem kurzen Impulsvortrag von Herrn Dr. Hermes waren die Gäste dann auch gleich mitten im Thema. Der WDR-Journalist Benjamin Best, der die Recherche zur Aufdeckung von Wettma-nipulationen zu seinen Schwerpunkten zählt, sprach von rund 200 Mrd. Euro pro Jahr, die weltweit für Sportwetten ausgegeben würden. Dabei hätten Wetten auf Fußballspiele mittlerweile dem Pferderennsport den Rang abgelaufen, stellte Best klar. Seine jüngsten Nachforschungen ergaben, dass in den letzten zwölf Monaten 32 Spiele ab der 2. Bundesliga abwärts unter Verdacht der Wettmanipulation standen. Damit sorgte er im Publikum für ein erstes Raunen. Den Tennissport nannte Best als weiteres, sehr beliebtes Manipulationswerkzeug von Sportwetten und sprach von einem Tennismatch pro Monat, das unter Manipulationsverdacht falle.

Eckardt Sauren, Vorstandsmitglied des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen e.V., entfernte sich in seinen Ausführungen von Wettskandalen und sah Wetten, bezogen auf den Pferderennsport, als positiv. Hier gebe es eine große Diskrepanz zwischen der tollen Atmosphäre auf den Pferderennbahnen und der öffentlichen Wahrnehmung, so Sauren und betonte, das die Atmosphäre in deutschen Rennbahnparks häufig besser seien als im Handball, Eishockey oder anderen Sportarten. Dass sich diese Entwicklung auch bei den Sportwetten im Pferderennsport widerspiegelt, belege die Zahl von über 120 Mio. Euro, die bei Totalisatoren und Buchmachern abgegeben würden, erklärte das Vorstandsmitglied. Im Bezug auf das staatliche Wettmonopol erhoffte sich Sauren eine weitere Lockerung, da freie Wettanbieter attraktivere Wetten anbieten könnten und sehe ein staatliches Monopol der Anbieter daher als völlig „fehl am Platz“. Rückgänge bei den Einnahmen beobachte man demzufolge auch nur bei Oddset und nicht bei den privaten Anbietern, so Sauren abschließend.

Auch die rechtliche Kompetenz fand an diesem Abend Gehör, auch wenn diese, wie so oft bei Rechtsfragen, nicht immer eindeutig zu sehen und immer im Einzelfall zu beurteilen ist. Dennoch kam Dr. Hendrik Schöttle, Rechtsanwalt bei OsborneClarke, beim Thema Sportwetten im Internet zu dem Resultat, dass die Platzierung von Wetten bei nicht staatlichen Anbietern oder Anbietern ohne eine Lizenz illegal sei und man sich durch die Abgabe einer Wette bei einem illegalen Anbieter strafbar machen könne.

Beim Thema Frühwarnsysteme (Sportradar) für Sportwetten erklärte Benjamin Best abschließend, dass diese Systeme gar nicht alles aufnehmen würden und dass der asiatische Markt überhaupt nicht an diese Frühwarnsysteme angeschlossen sei. “Dadurch ist dieser Markt nicht zu kontrollieren und deswegen auch so interessant und prädestiniert für Wettmanipulationen”, bestätigt Best. In diesem Zusammenhang berichtete der Journalist von seinem Treffen mit Milan Sapina, der gemeinsam mit seinem Bruder Ante (“Der Navigator”) für den Wettskandal um Robert Hoyzer sorgte. Auch die Sapina-Brüder nutzten besonders den asiatischen Markt, um dort Wetten zu platzieren. Als Ausblick für die Zukunft sieht Best eine Weiterführung der Betrügerei bei Sportwetten, besonders im europäischen Fußball.

Hintergrund: Der Kölner SportTreff
Der Kölner SportTreff hat sich in den vergangenen drei Jahren zu der führenden Netzwerk-Veranstaltung im Bereich Sport und Wirtschaft entwickelt. Durchschnittlich kommen 180 Verantwortliche aus Medien, Wirtschaft, Sport und Politik zu den monatlichen Treffen. Es sind aber auch immer Menschen willkommen, die sich einfach für den Sport begeistern und für die abwechslungsreichen Themen interessieren. Alle Teilnehmer können beim SportTreff an außergewöhnlichen Veranstaltungsorten angeregte Podiumsdiskussionen mit Experten zu unterschiedlichen Sportthemen verfolgen.

Autor: Ziegs Plus Müller / Redaktion