Im Interview mit Dr. Ellis E. Huber, dem Vorstandsvorsitzenden des Berufsverbandes Deutscher Präventologen e.V. werden Karrierechancen im Vorsorgebereich aufgezeigt.
“Eine Apothekerin eröffnet ein Gesundheitszentrum, Sportlehrer und Philosophen sind bei Fitnessstudios oder Wellnesshotels unter Vertrag, ein Koch macht gesundes Essen”: So beschreibt im Interview Dr. Ellis E. Huber, Vorstandsvorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Präventologen e.V., mögliche Tätigkeitsfelder der von seinem Verband ausgebildeten Vorsorgespezialisten. Nicht erst seit der Krise begreift eine wachsende Zahl von Deutschen den Boom im Vorsorgebereich als persönliche Chance und beginnt eine Ausbildung zum Präventologen. Dr. Huber erklärt die Rahmenbedingungen: “Die Gesamtdauer des Studiums beträgt in der Regel zwölf Monate und der Lernaufwand liegt bei etwa sechs Stunden pro Woche. Mit einer kleinen Abschlussarbeit und dem Bestehen einer schriftlichen wie mündlichen Prüfung erwerben die Studenten die markenrechtlich geschützte Berufsbezeichnung. Die Kosten für das Studium liegen insgesamt bei 2400 Euro oder 200 Euro im Monat.
Die Zugangsvoraussetzungen sind offen.
“Der Einstieg in das Fachstudium sei jederzeit zum Monatsanfang möglich, so Dr. Huber. Die Absolventen kämen aus allen gesundheitlichen, pflegerischen und pädagogischen Berufen sowie aus gesundheits- und geisteswissenschaftlichen Fächern. Arzthelferinnen, Menschen aus handwerklichen Berufen oder Angestellte seien ebenfalls dabei.
Interview mit Dr. Ellis E. Huber, dem Vorstandsvorsitzenden des Berufsverbandes Deutscher Präventologen e.V.
Herr Dr. Huber, wie schätzen Sie die Auswirkungen der derzeitigen Wirtschaftskrise im Hinblick auf das Berufsbild des Präventologen ein?
Geldgier und Rendite-Wahn kennzeichnen das Fiasko der Finanzwirtschaft. Die Folgen spüren alle, die kleinen Leute mehr als die Vorstände der Banken. Das Vertrauen in die Bankberater ist gründlich zerbrochen: Egoismus und Habsucht sind für die Wirtschaft nicht gesund. Jetzt wissen wir: Investitionen in Finanzprodukte sind riskant. Investitionen in die eigene Gesundheit lohnen sich immer. Guten Gesundheitsberatern können wir noch vertrauen. Denn die Gesundheitsprobleme der Menschen ändern sich nicht. Ängste und Depressionen nehmen zu und die chronischen Krankheiten steigen mit dem Alter an. Krebs, Rheuma und Diabetes gibt es weiter. Knochenbrüche, Grippe oder hoher Blutdruck müssen ebenso bewältigt werden. Die Gesundheitswirtschaft erlebt dabei keinen Einbruch, sie wächst und wird zum Hoffnungsträger. Produkte und Dienstleistungen, die ein Mehr an Gesundheit schaffen, werden überall gebraucht.
Präventologen stärken das gesundheitsdienliche Verhalten und sorgen für gesundheitsförderliche Verhältnisse: zu Hause, in der Stadt oder auf dem Dorf, am Arbeitsplatz, im Gesundheitssystem, beim Einkaufen oder in Beziehungen, in Kindergärten, Schulen, in der Jugend und im Alter, eben dort, wo die Menschen leben. Die Präventologin und der Präventologe helfen den Menschen, ihre eigene Gesundheitskompetenz zu entfalten. Für diese Leistung gibt es viel Bedarf und genügend Geld in einer weiter wachsenden Gesundheitswirtschaft.
Gesundheit ist eben für alle Menschen wichtig. Sie bestimmt unser individuelles Wohlbefinden ebenso wie unseren gesellschaftlichen Wohlstand. Gesundheit eröffnet Möglichkeiten zur wirtschaftlichen Teilhabe und stärkt den einzelnen, aber auch die Gemeinschaft, die Kommunen und Regionen. Gesundheit begründet somit Lebensqualität, soziale Prosperität und wirtschaftliches Wachstum.
Die Agentur für Arbeit fördert das Studium als Weiterbildungsmaßnahme für arbeitslose Leistungsempfänger.
Eine zusätzliche Ausbildung kostet Geld und Zeit. Wie sehen beim Fachstudium zum Präventologen die Rahmenbedingungen aus?
Das Studium besteht aus einem anerkannten Fernstudium mit Lehrbriefen und mindestens vier Wochenendseminaren, die praktische Erfahrungen vermitteln. Insgesamt sind etwa 450 Stunden Lehre und Lernen vorgesehen. Die Gesamtdauer beträgt in der Regel 12 Monate und der Lernaufwand liegt bei etwa sechs Stunden pro Woche. Mit einer kleinen Abschlussarbeit und dem Bestehen einer schriftlichen wie mündlichen Prüfung erwerben die Studenten die markenrechtlich geschützte Berufsbezeichnung Präventologin oder Präventologe.
Die Kosten für das Studium liegen insgesamt bei 2400 Euro oder 200 Euro im Monat. Die Zugangsvoraussetzungen sind offen. Disziplin, Engagement für die Aufgabe und Begeisterung in der Sache sind die Basis für den Erfolg. Das anspruchsvolle Studium vermittelt eine fundierte Basisqualifikation in den Methoden und Möglichkeiten der Gesundheitsförderung. In Verbindung mit einer vorhandenen beruflichen Qualifikation oder Erfahrung eröffnet dies neue Chancen und Perspektiven.
Ein Einstieg in das Fachstudium ist jederzeit zum Monatsanfang möglich. Die Studentinnen und Studenten kommen aus allen gesundheitlichen, pflegerischen, pädagogischen Berufen und aus gesundheits- und geisteswissenschaftlichen Fächern. Auch Arzthelferinnen, Menschen aus handwerklichen Berufen oder Angestellte, sogar Bankangestellte sind dabei.
Das Fernstudium ist durch die Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) in Köln staatlich geprüft und zugelassen. Die Agentur für Arbeit fördert das Studium als Weiterbildungsmaßnahme für arbeitslose Leistungsempfänger.
Die Zusatzausbildung zum Präventologen kann berufliche Karrieren für Angestellte wie für Freiberufler befördern.
Wie stellt sich nach dem Abschluss der Ausbildung die Situation dar? Gibt es Festanstellungen für Präventologen? Oder sollten sich die Absolventen auf eine freiberufliche Tätigkeit einstellen?
Die beruflichen Wege von Präventologen sind individuell und vielfältig. Viele verbinden einen vorhandenen Beruf mit neuen Chancen. Angestellte des Gesundheitsamtes organisieren Projekte in Schulen, Kindergärten, Seniorenheimen oder Stadtteilen und für Problemgruppen. Eine Apothekerin eröffnet ein Gesundheitszentrum, Krankenschwestern oder Pädagogen arbeiten mit Sozialstationen und Ärztenetzen zusammen, Sportlehrer und Philosophen sind bei Fitnessstudios oder Wellness Hotels unter Vertrag, ein Koch macht gesundes Essen. Viele arbeiten auch freiberuflich für Volkshochschulen, Sportvereine, Krankenhäuser oder Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände. Andere entwickeln Programme der betrieblichen Gesundheitsförderung bei ihrer alten Firma oder freiberuflich in ihrer bereits vertrauten Branche. Manche setzen sich in eigener Praxis als Gesundheitsberater durch oder eröffnen ein Geschäft für neuartige wie altbekannte Gesundheitsprodukte. Ärztinnen spezialisieren sich auf die Prävention von Frauenleiden. Die Zusatzausbildung zum Präventologen kann berufliche Karrieren für Angestellte wie für Freiberufler befördern. Es gibt auch die Möglichkeit, sich in einzelnen Tätigkeitsbereichen noch weiter zu qualifizieren, wenn ein Hochschulabschluss fehlt oder spezielle Erfahrungen gefordert sind.
Vorbeugung ist wichtig, das wissen die Menschen. Doch was ist eine typische Situation, in der sie den Vorbeugespezialisten, also den Präventologen, aufsuchen sollten?
Die Empfindungen kennen wir alle: Ich müsste etwas für meine Gesundheit tun, aber ich krieg das nicht hin oder so geht das nicht weiter, ich sollte gesünder leben. Wenn Sie ihr Alltagsverhalten gesundheitsdienlich ändern wollen und allein nicht weiter kommen, sind Sie beim Präventologen richtig. Das Essen, die Bewegung, der Stress, das Gewicht oder eine Sucht können Themen sein, die Sorgen bereiten. Der Präventologe oder die Präventologin begleiten Sie beim Weg vom „ich sollte“ zum „ich will“ und helfen dann, dass Sie das gesetzte Ziel auch erreichen können: mit Rat und Tat, Techniken und Methoden, Hilfsmitteln und praktischer Unterstützung.
Präventologen heilen nicht. Sie befähigen zur Gesun
dheit und stärken die Selbsthilfekräfte: direkt und individuell oder gemeinschaftlich in Gruppen und Lebenswelten wie Schulen, Betrieben oder Wohnquartieren. Präventologen kennen ihre Grenzen und sie wissen, wer oder was Ihnen dann besser helfen kann. Sie arbeiten in lokalen Netzwerken und lernenden Organisationen.
Präventologen kümmern sich um die gesunden Potentiale des Einzelnen und seiner sozialen Gruppen und das hilft dann auch, Krankheiten besser zu überwinden. Sie ersetzen keinen Arzt oder Apotheker, sie ergänzen deren Möglichkeiten mit den Methoden oder Verfahren der Gesundheitsförderung. Gynäkologen behandeln Frauenkrankheiten, kranke Männer gehen zum Kardiologen oder Urologen, wer seine eigene Gesundheitskompetenz verbessern will, ist bei Präventologen gut beraten.
Inwiefern hat die Beratung durch einen Präventologen Vorteile gegenüber jener von beispielsweise Ernährungsberatern oder sogenannten Glückscoaches?
Präventologen denken und handeln ganzheitlich, sehen also Gesundheit mit ihren körperlichen, seelischen und sozialen Aspekten, als individuelle und als gemeinschaftliche Aufgabe. Gesundheit wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen und gelebt: dort, wo sie spielen, lernen, arbeiten und lieben, sagt dazu die Weltgesundheitsorganisation. Wer sich den Herausforderungen des eigenen Lebens gewachsen fühlt, sein Dasein als sinnvoll empfindet und sich in einer Beziehung oder Gemeinschaft geborgen sieht, ist besonders gesund.
Eine symptomatische Gesundheitsförderung, also nur Ernährungsberatung, nur Bewegungsappelle oder Glücksregeln predigen sind nicht erfolgreich. Präventologen arbeiten gerne mit einem aktivierenden Kompetenztraining, das die ganze Persönlichkeit gesunden lässt und zu einem bewusst besseren Leben anleitet. Ihre Haltung ist achtsam und respektvoll und sie trauen den Menschen zu, für sich selbst sorgen zu können. Sie sorgen sich nicht für die Leute um die Gesundheit, sondern mit ihnen. Gute Gesundheit wird durch Vertrauen und in Beziehungen erreicht, Präventologen sind also Partner, Begleiter und Motivationsquelle für gesundheitsdienliche Entwicklungsprozesse.
Es gibt auch Ernährungsberater und Gesundheitstherapeuten, die ebenso denken und handeln. Die Berufsbezeichnung Präventologin oder Präventologe signalisiert ein neues Denken wie Handeln im Gesundheitswesen. Gesundheit wird positiv gewertet: Als umfassendes körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden. Gesundheit ist eine individuelle wie soziale Ressource. Die Berufsordnung der Präventologen ist für alle offen, die sich dem bundesweiten Netzwerk der Neuorientierung der Gesundheitsversorgung anschließen wollen. Präventologe und Präventologin sind Qualitäts- und Haltungsbegriffe, also ein Markenzeichen für Gesundheitskompetenz und Gesundheitshilfe.
Auch der Staat spielt mit: Das Fernstudium ist durch die Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) in Köln staatlich geprüft und zugelassen. Die Agentur für Arbeit fördert das Studium als Weiterbildungsmaßnahme für arbeitslose Leistungsempfänger
Weitere Informationen unter www.praeventologe.de
Autor: Redaktion / HKI