Prof. Dr. Frank Überall zur anstehenden Oberbürgermeister-Wahl der Stadt Köln

Frank Überall zur anstehenden Oberbürgermeister-Wahl der Stadt Köln / copyright: Manfred Wegener / info@foto-wegener.de
Frank Überall zur anstehenden Oberbürgermeister-Wahl der Stadt Köln
copyright: Manfred Wegener / info@foto-wegener.de

In diesen Wochen gleicht der Kölner Stadtrat einer Kampfarena. Natürlich wird da nicht mit Waffen gestritten, oft nicht einmal mit Worten. Das Mittel der Wahl im kölsch-politischen Kulturkampf sind die Blicke. Die Protagonisten der Schau-Duelle sind Henriette Reker, Jochen Ott und Jürgen Roters.

Letzterer räumt im Herbst seinen Posten als Kölner Oberbürgermeister. Reker wie Ott sind scharf auf diesen Job: Oberbürgermeister in der größten Stadt des größten Bundeslandes! Monatseinkommen knapp 15.000 Euro.

Es geht also um viel, und der Streit wird nicht nur mit Blicken ausgetragen. Jürgen Roters schaut argwöhnisch auf Henriette Reker, die sich zur Konkurrentin aufschwingt. Denn Roters ist ihr Chef. Die Parteilose ist Sozialdezernentin in der „Stadtratregierung“. Jochen Ott dagegen ist „nur“ Kölner SPD-Chef und „einfaches“ Mitglied des Stadtrates. Dass Ott und Reker derzeit nicht nur Blicke austauschen, liegt auf der Hand. Sie sind schließlich Konkurrenten um ein Gehaltsvolumen von rund 900.000 Euro in fünf OB-Jahren.

Ihre politisch-inhaltliche Kampfeslust leben Reker und Ott unterschiedlich aus. Die Dezernentin bemüht das Internet, um sich bekannt zu machen. „Es ist ein besonderer Vorzug, in und für eine Stadt arbeiten zu dürfen, in der man die Menschen versteht und sich für jede Straßenecke interessiert“, heißt es anheimelnd auf ihrer Web-Präsenz. Dort erfährt man auch, dass die Dame schon mal Vorstandsvorsitzende war. Also ganz weit oben quasi. Im „Verein zur Bekämpfung von Volkskrankheiten im Ruhrkohlengebiet“.

Die Menschen außerhalb von Köln scheinen also auch ganz verständlich und interessant zu sein.

Die Arena des Lehrers Jochen Ott ist dagegen der Kölner Stadtrat. Er nutzt dort wie ein Schüler mit Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom jede Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen. Der König der Zwischenrufe läuft zur verbalakustischen Hochform auf, wenn politische Mitbewerber reden. „Alles falsch!“, brüllt er dann gerne mal in den ehrwürdigen Raum, „das ist doch absurd!“ oder „so ein Quatsch!“.

Wer auch immer bei der Wahl am 13. September 2015 Oberbürgermeister wird: Es dürfte spannend werden im Rathaus. Stadtchef wird wohl entweder eine parteilose Menschenversteherin oder ein „Quatsch“ rufender Pädagoge!

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Autor: Prof. Dr. Frank Überall