Frühwarnsystem fürs Betriebsklima

Die Mitarbeiter des Institutes für Arbeitswissenschaft der Ruhr-Universität Bochum und des Projektes 'Kreativitaetsklima-Barometer' 'KreativBarometer' Jan Nierhoff (l.) und Thomas Herrmann / copyright: Tim Schulz / dapd
Die Mitarbeiter des Institutes für Arbeitswissenschaft der Ruhr-Universität Bochum und des Projektes ‘Kreativitaetsklima-Barometer’ ‘KreativBarometer’ Jan Nierhoff (l.) und Thomas Herrmann
copyright: Tim Schulz / dapd

Kommt man morgens ins Büro, dann wird erst mal der Rechner hochgefahren. Doch statt einfach ans Tageswerk zu gehen, stellt der Computer erst einmal eine persönliche Frage: „Wie oft haben Sie in den letzten sieben Tagen ein inspirierendes Gespräch geführt?“

Die Frage hat sich natürlich nicht die Maschine ausgedacht, dahinter stecken Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum, die zur Verbesserung des Arbeitsklimas das „Kreativ-Barometer“ entwickelt haben. Die Erfindung der Fachleute vom Institut für Arbeitswissenschaften der Bochumer Hochschule könnte die Stimmung in vielen Unternehmen dauerhaft verbessern helfen. Denn erstmals ist es mit dem “KreativBarometer” möglich, den Ist-Zustand eines Betriebsklimas kontinuierlich über einen längeren Zeitraum zu ermitteln – in Form einer regelmäßigen, anonymen Umfrage unter den Kollegen.

“Zumeist gibt es Mitarbeiterbefragungen alle ein bis zwei Jahre – wenn überhaupt. Das ist in der schnelllebigen Arbeitswelt nicht genug, um im Notfall rechtzeitig gegensteuern zu können”, sagt der Leiter des Projekts, Jan Nierhoff. “Mit dem KreativBarometer lässt sich dagegen eine Verschlechterung des Klimas sofort erkennen, und man kann rechtzeitig gegensteuern. Das Ganze funktioniert gewissermaßen wie ein Frühwarnsystem.”

Die anonym gegebenen Auskünfte werden rechnergestützt ausgewertet und zu einem “Barometer” verarbeitet, das das Betriebsklima abbildet und allen Kollegen zugänglich ist – Schönfärberei “von oben” ist also ausgeschlossen. “Jeder hat auf die Resultate Zugriff. Bei einer Verschlechterung könnten die Leute einzeln oder geschlossen zum Chef gehen und eine Debatte über die Ergebnisse verlangen”, beschreibt Nierhoff die Möglichkeiten. In Zeiten wachsender psychischer Belastung und totaler Erschöpfung – Burnout – am Arbeitsplatz sehen die Bochumer Forscher in dem “KreativBarometer” daher die Chance, die Unternehmenskultur deutlich zu verbessern. Das Instrument könne dazu beitragen, einen dauerhaften Dialog zwischen Führungsetage und Belegschaft um die Zustände im Betrieb herzustellen, erwartet Nierhoff.

Über 50.000 Antworten von Beschäftigten

Denn nicht immer ist es das Arbeitspensum, das Belegschaften in den Frust treibt. Oft sind die Umstände entscheidend: “Wenn die Arbeitsbedingungen stimmen, kann man problemlos sehr viel arbeiten”, sagt etwa die Arbeitswissenschaftlerin Dagmar Siebecke von der Technischen Universität Dortmund. Und auch eine Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung aus dem Jahr 2010 sprach den Vorgesetzten eine Schlüsselrolle zu. Wenn Führungskräfte ihre Mitarbeiter unterstützten, so das Ergebnis, sinke das Burnout-Risiko deutlich.

“Schönfärberei” ist ausgeschlossen

Doch wie soll das in der Praxis konkret gehen? Insgesamt 25 vorformulierte Feststellungen erscheinen im Verlauf jeder Arbeitswoche auf den Rechnern der Belegschaft, denen jeder Einzelne auf einer Skala zustimmt oder nicht zustimmt. Sie drehen sich um Themen wie Kollegialität, Stress, persönliche Herausforderung im Job und Zufriedenheit mit dem Chef. So etwa: “In letzter Zeit gab es Tage, an denen ich das Gefühl hatte, etwas Wichtiges getan zu haben.” Oder: “Ich habe in letzter Zeit oft harte Kritik erfahren.”

Die anonym gegebenen Auskünfte werden rechnergestützt ausgewertet und zu einem “Barometer” verarbeitet, das das Betriebsklima abbildet und allen Kollegen zugänglich ist – Schönfärberei “von oben” ist also ausgeschlossen. “Jeder hat auf die Resultate Zugriff. Bei einer Verschlechterung könnten die Leute einzeln oder geschlossen zum Chef gehen und eine Debatte über die Ergebnisse verlangen”, beschreibt Nierhoff die Möglichkeiten. In Zeiten wachsender psychischer Belastung und totaler Erschöpfung – Burnout – am Arbeitsplatz sehen die Bochumer Forscher in dem “KreativBarometer” daher die Chance, die Unternehmenskultur deutlich zu verbessern. Das Instrument könne dazu beitragen, einen dauerhaften Dialog zwischen Führungsetage und Belegschaft um die Zustände im Betrieb herzustellen, erwartet Nierhoff.

Über 50.000 Antworten von Beschäftigten

Denn nicht immer ist es das Arbeitspensum, das Belegschaften in den Frust treibt. Oft sind die Umstände entscheidend: “Wenn die Arbeitsbedingungen stimmen, kann man problemlos sehr viel arbeiten”, sagt etwa die Arbeitswissenschaftlerin Dagmar Siebecke von der Technischen Universität Dortmund. Und auch eine Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung aus dem Jahr 2010 sprach den Vorgesetzten eine Schlüsselrolle zu. Wenn Führungskräfte ihre Mitarbeiter unterstützten, so das Ergebnis, sinke das Burnout-Risiko deutlich.
In der jetzt zu Ende gegangenen zweijährigen Forschungsphase testeten die Bochumer Wissenschaftler ihr “KreativBarometer” in acht Firmen verschiedenster Branchen – von der Unternehmensberatung bis hin zum Getränkeabfüller – auf seine Alltagstauglichkeit. Rund 450 Mitarbeiter beantworteten in diesem Zeitraum gut 50.000 Fragen. “Die Diskussionen in den beteiligten Firmen über das Betriebsklima sind seitdem häufiger geworden”, berichtet Nierhoff.

Und auch der Zusammenhang zwischen Gesundheit und Zufriedenheit bei der Arbeit wurde mittels “Kreativ-Barometer” erneut bestätigt. Nierhoff: “Unsere Ergebnisse zeigen, dass Beschäftigte sich klar zufriedener und wohler fühlen, wenn sie in einem angenehmen Arbeitsklima ihre Fähigkeiten voll zum Einsatz bringen können.”

Autor: dapd-nrw/ Redaktion